Wirtschaft Wirtschaft: Vorlesung im Betonwerk Gröbzig
Gröbzig/MZ/kan. - Die 23 Studenten stehen im Kreis um das Metallgerüst und schauen es prüfend an. "Die Bügel dürfen nicht verrutschen, sonst stimmt es nicht mehr", erklärt Timo Schöpe und weist auf die einzelnen Streben der Konstruktion, die aussieht wie ein umgedrehtes T. Der Leiter des technischen Büros im Klebl-Werk Penning (Bayern) zeigt den Studenten, worauf es bei der Konstruktion von Betonteilen ankommt. Und wie deren Gerüst, der sogenannte Bewehrungskorb, gefertigt werden muss, damit er später tonnenschwere Lasten tragen kann. Die Studenten, angehende Bauingenieure der Hochschule Magdeburg-Stendal hören Timo Schöpe gespannt zu und wenden dabei kaum dem Blick von der Konstruktion ab.
Der Einblick in die Herstellung wie auch die Montage von großen, speziell gefertigten Teilen aus Beton gehört zum Wahlpflichtfach "Fertigteilbau" an der Hochschule. An zwei Praxistagen im Klebl-Betonwerk Gröbzig erleben die Studenten hautnah, wie die Theorie rund um Berechnungen, Statik und Kräftewirkung Gestalt annimmt. Bereits in mehreren Vorlesungen haben sie den theoretischen Teil dazu gelernt.
Bei einem Rundgang und bei mehreren Vorträgen sehen die künftigen Ingenieure, wie Betonteile wie Wände, Stützpfeiler und verbindende Elemente wie Konsolen und Binder entstehen. In der Produktionshalle sehen sie, wie die Gerüste der Bauteile gefertigt werden, wie sie später mit Beton gefüllt werden. Und auch, wie sie schließlich auf der Baustelle zusammengefügt werden, daraus eine riesige Industriehalle oder gar ein Stadion entsteht.
Ein Ausflug in die Praxis, der bei den Studenten sehr gut ankommt. "Das hilft dabei, die Theorie besser zu verstehen", findet Doreen Lütge. Die Studentin im fünften Semester Bauingenieurwesen ist begeistert von dem, was sie und ihre Kommilitonen im Betonwerk in Gröbzig zu sehen bekommen haben. "Das bestätigt einen in dem, was man studiert", ist sie überzeugt. Den Nachwuchs für die Arbeit im Fertigteilbau zu begeistern ist auch das Ziel von Uwe Radtke, Geschäftsführer des Klebl-Betonwerks Gröbzig. "Wir wollen den Nachwuchs frühzeitig für diesen Bereich interessieren", sagt er. Deshalb haben er und seine Partner sich für das Wahlfach stark gemacht. "Bisher ist so etwas nicht Teil der Ausbildung", weiß Radtke.
Bereits zum zweiten Mal gibt es die Praxistage im Betonwerk Gröbzig und schon zeigen sich die ersten Erfolge. "Zur Zeit haben wir drei Studenten der Hochschule, die im Labor oder auf der Baustelle ein Praktikum absolvieren", berichtet der Geschäftsführer. Für die angehenden Ingenieure sei das ein guter Test für die berufliche Zukunft. Für sie gehört der prüfende Blick auf die Betonteile schon zum Arbeitsalltag.