Wirtschaft in Gröbzig Wirtschaft in Gröbzig: Lichter aus für immer
gröbzig - In der Gröbziger Spinndüsenfabrik sind die Lichter ausgegangen, für immer. Das traditionsreiche Unternehmen ist aus der Fuhnestadt weggezogen. Die Enka Tecnica GmbH hat jetzt ihren Sitz in einer neugebauten Produktionshalle im halleschen Gewerbegebiet „Star Park“. Bis zur Autobahnanschlussstelle Halle-Ost der Autobahn 14 sind es nur ein paar Hundert Meter.
Der Umzug der Firma mit allen Maschinen und Ausrüstungen erfolgte bereits im Laufe des Monats Juni, teilte Geschäftsführer Uwe Gaedike auf MZ-Anfrage mit. Das bisherige Produktionsgebäude am Köhlerweg in Gröbzig ist nun fast leer geräumt. „Es erfolgen noch ein paar Restarbeiten, dann übergeben wir das Haus“, sagte Gaedike. Enka Tecnica war nicht Eigentümer, sondern Mieter. Die Beschäftigten der Spinndüsenfabrik fahren nun zur Arbeit in den „Star Park“ bei Halle. Alle rund 80 Mitarbeiter seien zum neuen Produktionsstandort mitgegangen. „Und natürlich wird auch schon produziert“, sagte der Geschäftsführer.
Im Jahr 2013 war erstmals öffentlich bekannt geworden, dass das Unternehmen auf der Suche nach einem anderen Standort zum Bau einer neuen Produktionshalle ist. Der Neubau sei erforderlich, weil der Standort in Gröbzig mit seiner Gebäudebeschaffenheit und weiteren Faktoren nicht mehr den wirtschaftlichen Erfordernissen entspreche, hieß es damals seitens des Geschäftsführers. „Es geht uns um mehr Produktivität und eine bessere Logistik“, hatte Gaedike geäußert. Er hatte sich mehrere Gewerbegebiete angeschaut, auch die von Köthen und Weißandt-Gölzau, die allerdings nicht seinen Vorstellungen entsprachen. „Von der Art des Grundstückes, von den Kosten und von der Verkehrsanbindung hat uns der Star Park am meisten zugesagt“, äußerte der Geschäftsführer.
Im Juni vergangenen Jahres erfolgte dann die Grundsteinlegung für ein ebenerdiges Produktionsgebäude mit einer Fläche von rund 3 500 Quadratmetern und angeschlossenen Büroräumen auf rund 900 Quadratmetern. Auf etwa sieben Millionen Euro sollte sich das Investitionsvolumen belaufen. „Für Gröbzig ist es natürlich eine schlechte Entscheidung“, räumte Uwe Gaedike bereits im Januar 2014 ein. Enka Tecnica stehe jedoch im internationalen Wettbewerb und müsse wirtschaftlich die richtige Entscheidung treffen. „Langfristig macht der Standortwechsel die Jobs für unsere Leute am sichersten“, zeigte sich Gaedike überzeugt. Für Gröbzig geht mit dem Wegzug der Enka Tecnica GmbH ein Stück Industriegeschichte zu Ende. Bürgermeister Dirk Honsa bedauert das sehr. „Gröbzig und die hier von Friedrich Eilfeld aufgebaute Spinndüsenproduktion haben immer zusammengehört“, sagte er. Auch aus finanzieller Sicht sei der Wegzug schmerzhaft, gingen doch der Stadt Südliches Anhalt Gewerbesteuereinnahmen verloren.
Die Enka Tecnica GmbH hat nicht nur den Ort gewechselt. Das Unternehmen, das neben dem Standort Halle auch in Heinsberg (Nordrhein-Westfalen) produziert, wurde nach MZ-Recherchen im April von der Reifenhäuser Gruppe übernommen. Die Reifenhäuser Gruppe ist ein deutsches, familiengeführtes Unternehmen, das Kunststoff-Extrusions-Anlagen zur Produktion von Folien, Vliesstoffen, Monofilamenten und Verpackungsbändern herstellt. (mz)