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Wieder Arztpraxis in Kleinpaschleben

Von WLADIMIR KLESCHTSCHOW 02.02.2010, 19:04

KÖTHEN/KLEINPASCHLEBEN/MZ. - Doch ihr Hochschulabschluss wurde in Deutschland nicht anerkannt, sie musste erst einmal als Assistenzärztin am Krankenhaus Köthen ihre Kenntnisse und Fähigkeiten unter Beweis stellen und dann Prüfungen ablegen.

Doch nun hat sie ihre Zulassung und darf eine eigene Praxis betreiben - zur Freude der Einwohner von Kleinpaschleben. Denn das Dorf hatte seit Ende 2007 keinen niedergelassenen Arzt mehr, nachdem der bisherige Praxisinhaber Dr. Jürgen Schmidt ausstieg. "Ich habe mich um einen Nachfolger bemüht, doch umsonst: Es fand sich keiner", sagte Dr. Schmidt der Mitteldeutschen Zeitung.

"Wer zu einem Arzt musste, ist nach Wulfen, Osternienburg oder nach Köthen gefahren", blickt Ortsbürgermeister Harry Friedrich auf die "arztlose" Zeit zurück. "Vor allem für Ältere und diejenigen, die kein Auto haben, war es nicht leicht. Die Gemeinde - bis zur Gebietsreform zum 1. Januar war Kleinpaschleben eigenständig - half bei der Außensanierung des Hauses, in dem die Praxis liegt. Bei der Innensanierung habe das Krankenhaus Köthen einen großen Beitrag geleistet, berichtet der Ortsbürgermeister.

Eigentlich sollte die Praxis von Frau Maschkin in Kleinpaschleben zum Krankenhaus Köthen gehören und die Medizinerin dort nicht als niedergelassene, sondern als angestellte Ärztin arbeiten. Und zwar im Rahmen des Medizinischen Versorgungszentrums (MVZ), einer Tochter-GmbH des Krankenhauses, die als einer Art Poliklinik ausgebaut wird (die MZ berichtete mehrmals). Diese Lösung strebte die Ärztin im Einvernehmen mit dem Krankenhaus an.

Ähnliche Pläne hatte auch Dr. Ute Lincke, die ihre Praxis in Köthen ebenfalls am 1. Februar als niedergelassene Fachärztin für innere Medizin und Hausärztin eröffnete - im Gebäude des Köthener Krankenhauses, in dem sie zuvor tätig war. Auch Frau Lincke wäre es lieber gewesen, die Praxis als MVZ-Angestellte zu betreiben.

Doch der Hausärzteverband erhob Einwände gegen die Ausdehnung des Versorgungszentrums. Offenbar wurde dabei eine zu starke Konkurrenz seitens des Krankenhauses befürchtet. Einen Kommentar zu dieser Frage wollte der Verband der MZ gegenüber nicht abgeben.

Letzten Endes haben sich das Krankenhaus und der Verband des Hausärzte auf einen Kompromiss geeinigt, wonach Ute Lincke und Nadjeschda Maschkin ihre eigenen selbstständigen Niederlassungen eröffnen. Allerdings haben die beiden Ärztinnen einen Kooperationsvertrag mit dem Krankenhaus, wodurch ihnen die Nutzung moderner krankenhauseigener Technik möglich ist.

Hans-Georg Neumann, Geschäftsführer der Krankenhaus Köthen GmbH, verteidigt trotzdem generell die Idee einer Erweiterung des Medizinischen Versorgungszentrums. "Wir stellen immer wieder fest, dass Ärzte, die sich niederlassen, nicht mehr wie früher das volle Risiko eingehen wollen", so Neumann in einem Gespräch mit der MZ. Vor allem sei dies eine Folge der Politik im Gesundheitswesen, wo man nicht wisse, wohin die Reise gehe.

"Deshalb glaube ich, dass medizinische Versorgungszentren in Zukunft eine immer größere Rolle spielen werden", sagt der Geschäftsführer. "Solche Zentren können übrigens nicht nur von Krankenhäusern, sondern auch von niedergelassenen Ärzten gemeinsam gebildet werden."

Neumann zufolge könnte die Schaffung von MVZ bei der Lösung eines Problems helfen, von dem Politiker und Mediziner sprechen. Die Rede ist vom Ärztemangel vor allem in ländlichen Gegenden. Immer öfter werde eine dörfliche Praxis aus Altersgründen geschlossen, weil kein Nachfolger da ist. In Kleinpaschleben sei dieses Problem nun gelöst worden.

Was die Ärztinnen Ute Lincke und Nadjeschda Maschkin betrifft, so müssen sie sich in absehbarer Zeit auf eine Pendeltätigkeit einstellen. Denn Hans-Georg Neumann zufolge soll auch in Quellendorf eine ärztliche Praxis eröffnet werden. Denn dort gibt es gegenwärtig keine.

"Wir wollen in Quellendorf ein ehemaliges Verwaltungsgebäude sanieren und dort in der zweiten Jahreshälfte eine Praxis einrichten", verkündete der Geschäftsführer. "Dann wird Frau Dr. Lincke einen halben Tag in Köthen und einen halben Tag in Quellendorf arbeiten. Und Frau Maschkin einen halben Tag in Kleinpaschleben und einen halben in Köthen." Eine solche Halbe-Tage-Regelung sei Neumann zufolge durchaus geeignet, dem Ärzte-Mangel im ländlichen Raum zu begegnen.