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Verlockende Angebote Wie die Polifilm GmbH in Weißandt-Gölzau mit einer Job-Party um neue Mitarbeiter wirbt

Die Polifilm GmbH Weißandt-Gölzau lädt zur ihrer ersten Job-Party ein und mehr Interessenten als erwartet kommen.

Von Karl Ebert 08.07.2021, 16:18
Einer der größten Blasfolienextruder Europas kann Folienrollen mit einem Umfang von bis zu 18 Metern produzieren.
Einer der größten Blasfolienextruder Europas kann Folienrollen mit einem Umfang von bis zu 18 Metern produzieren. (Foto: Ute Nicklisch)

Weißandt-Gölzau/MZ - Die Einladung klang irgendwie interessant. Die Polifilm GmbH Weißandt-Gölzau hatte gemeinsam mit der Agentur für Arbeit und der IHK für eine Job-Party in ihrer Firma geworben. Seltsame Konstellation, zumal sich Job und Party doch eigentlich ausschließen, zumindest zur gleichen Zeit.

„Doch die 20-Zeilen-Notiz am Sonnabend in der Mitteldeutschen Zeitung hat dazu beigetragen, dass mehr Interessenten gekommen sind, als ursprünglich angemeldet waren. Wir haben 21 Besucher notiert. Das ist eine Resonanz, mit der wir sehr zufrieden waren und die durchaus eine Wiederholung finden kann“, sagte Betriebsratsvorsitzender Christian Henkel am Tag danach.

Kurz vor Beginn der Job-Party am späten Nachmittag hatte Petrus seine Schleusen geöffnet

Dabei lief alles gar nicht so glücklich am Dienstagabend in Weißandt-Gölzau. Kurz vor Beginn der Job-Party am späten Nachmittag hatte Petrus seine Schleusen geöffnet und die ersten fünf angemeldeten Besucher abgeschreckt. Dabei hatten die Polifilm-Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen alles top vorbereitet. Die Firmenrundgänge waren geplant, eine Präsentation wartete auf die Besucher und einige leckere Snacks für das Gespräch danach waren ebenfalls im Angebot. Ein Rund-um-Wohlfühl-Service quasi. Kein Wunder, wollte Polifilm mit der Job-Party doch um Nachwuchs werben.

Und weil alles etwas zähflüssig anlief, kamen Alexandra Gerbig und ihr Sohn Pascal aus Hinsdorf zunächst einmal in den Genuss einer fast ganz privaten Firmen-Präsentation. Der Achtklässler war auf den Rat seines Schulsozialarbeiters bereits einmal in der Firma gewesen und hatte „alles sehr interessant“ gefunden. Und weil ab der neunten Klasse die Berufswahl immer mehr in den Vordergrund rückt, war er noch einmal gekommen.

Viele ältere Einwohner des Altkreises kennen die Firma, die 1963 ihre erste Anlage angefahren hat, noch als Orbitaplast und später Orbitafilm

„Es gibt hier viele interessante Berufe. Ich will nicht ins Büro, mich interessieren eher die Maschinen“, erzählt Pascal Gerbig. Aufmerksam lauschen er und seine Mutter zunächst der etwa 30-minütigen Präsentation von Nadine Nitsch, Teamleiterin Business Service bei Polifilm, ehe sie dann bei einem Rundgang vertiefen, was sie zuvor gehört und gesehen haben.

Pascal und Mutter Alexandra Gerbig (v. re.) hören genau zu.
Pascal und Mutter Alexandra Gerbig (v. re.) hören genau zu.
(Foto: Ute Nicklisch)

Polifilm Weißandt-Gölzau ist mit seinen mehr als 800 Mitarbeitern - ungefähr der Hälfte der gesamten Firma - der größte Standort des familiengeführten Unternehmens, das seine Produkte weltweit produziert und vertreibt. Produziert wird in Europa noch in Frankreich und Italien, dazu in Israel, China, Vietnam und den USA. Vertriebsstandorte befinden sich zudem in Großbritannien, Spanien, Mexiko, Südafrika, der Türkei und Australien. „Wir sind praktisch ein Global Player“, erklärt Christoph Göldner, der Ausbilder für den Bereich Stretchfolien, beim Rundgang durch das Unternehmen nicht ganz ohne Stolz. Und auch 548 Millionen Euro Umsatz im Jahr 2019 sprechen eine deutliche Sprache.

Viele ältere Einwohner des Altkreises kennen die Firma, die 1963 ihre erste Anlage angefahren hat, noch als Orbitaplast und später Orbitafilm. Im Jahr 1991 wurde dann daraus Polifilm, das sich mittlerweile über 21 Hektar Fläche am Standort Weißandt-Gölzau ausdehnt. Sogar ein eigenes Technikum und einen Betriebsarzt hält das Unternehmen vor.

„Die Jugend zieht es heute entweder ins Büro oder zum Studium und zu akademischen Berufen. Niemand will sich mehr die Hände schmutzig machen“

Und auch die Palette der angebotenen Berufe kann sich durchaus sehen lassen. Maschinen- und Anlagenführer werden ebenso gesucht und ausgebildet wie Verfahrensmechaniker, Industriemechaniker, Mechatroniker, Elektroniker für Betriebstechnik und Werkstoffprüfer. Und wen es dann doch mehr ins Büro zieht, der kann Fachinformatiker für Systemintegration oder ganz einfach Industriekaufmann werden. „Zwischen 40 und 50 Azubis in drei Ausbildungsjahren haben wir derzeit im Unternehmen. Der letzte Jahrgang war sogar richtig gut. Da haben einige früher ausgelernt und sind sofort in kleine Führungsfunktionen eingestiegen“, erzählt Christian Henkel. Und Nadine Nitsch ergänzt: „Wer seine Ausbildung ordentlich absolviert, hat beste Chancen auf eine sofortige Übernahme.“

In dieser Maschine können Folien auch vierfarbig bedruckt werden.
In dieser Maschine können Folien auch vierfarbig bedruckt werden.
(Foto: Ute Nicklisch)

Von einem Trend, den viele Unternehmen heutzutage zu spüren bekommen, bleibt auch Polifilm nicht verschont: „Die Jugend zieht es heute entweder ins Büro oder zum Studium und zu akademischen Berufen. Niemand will sich mehr die Hände schmutzig machen“, sagt Betriebsratschef Henkel. „Und auch die Arbeit in vier Schichten, inklusive Freischicht, denn alle müssen auch mal frei machen, ist nicht Jedermanns Sache“, ergänzt Christoph Göldner. Dabei ist gerade das Schichtsystem genau die Gelegenheit, in jungen Jahren erst einmal richtig Geld zu verdienen, um später dann in einen Tag-Schicht-Job zu wechseln. Bei Polifilm ist das alles möglich.