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Wie Buratino zu «Burattino» wurde

Von Matthias Bartl 01.09.2008, 17:05

Köthen/MZ. - Die literarische Figur gleichen namens allerdings, ein lustiger, Collodis Pinocchio ähnlicher Bursche, den sein "Vater" Alexej Tolstoi etliche Abenteuer erleben ließ, die hieß jedenfalls "Buratino". Am Köthener Doppel-t habe die damalige Leiterin der Einrichtung, Gerlinde Baumgarten, die entscheidende Aktie, "sie hat gemeint, das wird so geschrieben, und so ist es dann auch passiert". Gestört hat die kleine Unkorrektheit ohnehin keinen - und selbst die MZ hat mal die eine, mal die andere Variante verwendet.

Gäste mit Geschenken

Am Ende bleibt das Ganze eine kleine Anekdote aus den Anfangsjahren der Kindereinrichtung, die Montag ihren 30. Geburtstag feierte. Wie sich das für einen Kindergarten gehört in erster Linie mit allerlei lustigen Spielen und Aktionen für die Jungen und Mädchen, aber natürlich auch einem offiziellen Teil, bei dem die Gäste mit Geschenken und Grußworten zum Zuge kamen.

Oberbürgermeister Kurt-Jürgen Zander schleppte zur Freude der Knirpse einen großen Globus an, an den sich nach dem Auspacken sofort viele Hände legten, um mal an der Erdkugel zu drehen. Und Zander gab sich außerdem als jemand zu erkennen, der auch familiäre Beziehungen zu "Buratino" hat. Was insofern überraschen konnte, da der OB ja aus Nordrhein-Westfalen nach Köthen gekommen ist. Allerdings hat Zander eine waschechte Köthenerin geheiratet, die schon als Krippenkind im "Buratino" war. "Sie war eines der ersten Kinder hier", sagte Zander, dessen Schwiegermutter im "Buratino" gearbeitet hatte.

Ein Globus vom OB

Zusammen mit Heidi Haugk. Die Kindergärtnerin ist - auch wenn das jetzt ein bisschen uncharmant klingt - "Buratino"-Urgestein. "Ich war schon bei der Eröffnung 1978 hier und bis seitdem immer hier gewesen", sagt Heidi Haugk. Die Frage, welche Zeit in diesen 30 Jahren denn besonders schön gewesen sei, kann sie nicht beantworten: "Es war immer schön." Die Arbeit mit den Kindern mache viel Freude, auch wenn sie manchmal anstrengend sei. Ungewohnt sei es nur am Anfang gewesen: "Damals mussten wir uns ja alle erst zusammenfinden, wir kamen ja aus unterschiedlichen Einrichtungen in Köthen."

Der Blick zurück in die "Buratino"-Geschichte war im Eingangsbereich möglich. Dort hatte man die Tafeln mit Fotos und erhellenden Texten angebracht, die von Ina Brackhahn in liebevoller Kleinarbeit zusammengestellt worden waren. Ina Brackhahn war eine Zeit lang Chefin der Krippe gewesen, hatte später als Erzieherin gearbeitet und war vor acht Jahren in Rente gegangen. "Ich habe mich sehr gefreut, als ich gebeten wurde, die Geschichte des ,Buratino' für diesen Tag darzustellen." Frau Brackhahn hat auch etliche Bilder aus ihrem eigenen Fundus zu den Tafeln beisteuern können und konnte sich nun auch darüber freuen, dass die Tafeln bei den Gästen offensichtlich gut ankamen.

Fotos zur Geschichte

Corinna Lehmann hatte selbst auch einige Fotos mitgebracht, die sie herumzeigte: Ihre Tochter war vor rund zwei Jahrzehnten in die Kindereinrichtung gegangen. Und wenn es um die Geschichte des Hauses geht, darf Maria Hoffmann nicht unerwähnt bleiben, die seit 1960 immer in Köthener Krippen gearbeitet hat und zuletzt lange Jahre im "Buratino". "Ich war", sagt sie und lacht, "1999 die erste Rentnerin, die die Einrichtung verlassen hat." Klar, dass es von ihrem Ausstand ein Foto gibt - der "Buratino" hat seine Geschichte wirklich gut dokumentiert bekommen. Bis hin zu der Tatsache, das Maria Hoffmann im Theaterstück "Bei der Feuerwehr wird der Kaffee kalt" als "Oma Eierschecke" mitgespielt hat.

1978 gab es in der Einrichtung übrigens zehn Gruppen mit 120 Kindern, um die sich 21 Erzieherinnen kümmerten. Heute arbeiten neben Leiterin Alke Dillmann weitere sieben Frauen in dem Haus, das 70 Kinder beherbergt, darunter 25 Krippenknirpse.

Auf gepackten Koffern

Und eigentlich noch mehr: Denn zum "Buratino" gehört auch die - allerdings völlig selbständige - gleichnamige integrative Einrichtung der Lebenshilfe, deren Vertreter Montag ebenfalls zum Gratulieren gekommen waren. Sie sitzen aber quasi schon auf gepackten Koffern - in den nächsten Monaten werden die Lebenshilfe-Kinder in den "Waldfrieden" umziehen. Dann wird der Bau in der Jahn-Straße wieder ein bisschen leerer, nachdem vor einiger Zeit schon die benachbarte Schwesterneinrichtung "Pinocchio" zu "Max und Moritz" umgezogen war.