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Weihnachtsmann bringt Nachttöpfe

Von Helmut Dawal 22.12.2006, 16:04

Köthen/MZ. - "Umso perplexer war ich, als es hieß, ich sei schwanger", blickte die heute 24-Jährige zurück.

Die Welt ging für Sandy Kujau deshalb nicht unter. In ihrer Familie freuten sich alle auf den Nachwuchs, der nun gleich dreifach ausfallen sollte. Am 24. November 2005 war es dann so weit: Sam-Marvin, Dean Calvin und Ken-Tyler erblickten im Universitätsklinikum Halle-Kröllwitz ohne Komplikationen per Kaiserschnitt das Licht der Welt.

Ken brachte 1610 Gramm auf die Waage, sein Bruder Dean 200 Gramm weniger, Sam wog 1480 Gramm. Für Drillinge sei das Geburtsgewicht traumhaft gewesen, urteilte damals Prof. Ralph Grabitz, der Direktor des Zentrums für Kinderheilkunde. Und er sagte dem Trio gutes Gedeihen voraus.

Das ist auch so eingetreten, wie Sandy Kujau bestätigte. "Sie sind im Vergleich zu anderen Kindern in diesem Alter ein wenig kleiner, vom Gewicht her ist es aber in Ordnung."

Seit dem 1. August dieses Jahres werden die Drillinge in der Kindertagesstätte "Löwenzahn" für einige Stunden betreut. Das ist für Sandy Kujau die Zeit, in der sie ihren Haushalt in Ordnung bringen kann, einkaufen geht und auch etwas Ruhe und Entspannung findet.

Denn drei Kinder zugleich zu versorgen, das erfordert Kraft und manchmal auch Nerven. Ungezählte Handgriffe sind zu erledigen: Fläschchen am Morgen warm machen und verabreichen, windeln, waschen, den Popo säubern und eincremen, anziehen, abends Brei oder Schnittchen füttern und dazwischen viele Schmuseeinheiten verteilen - all das muss die junge Mutti nicht nur ein-, sondern immer dreimal leisten.

Und oft genug geht es sehr turbulent zu. Wenn sie beispielsweise ihren Babys einen süßen Happen spendiert. Während der erste genüsslich an der Milchschnitte nagt, hummeln die beiden anderen in ihren Stühlchen schon hin und her, schauen mit großen Augen zu ihrem Bruder, bis sie endlich auch an der Reihe sind. Oder beim Spielen. Da darf Sandy Kujau keinen der blauäugigen Blondschöpfe aus den Augen lassen. Und passiert es dann doch, angelt einer aus dem Trio garantiert nach einer Grünpflanze.

So richtig zu Ende ist Sandy Kujaus Tag erst, wenn die Drillinge in ihren Betten liegen. "Meistens singe ich ihnen dann ,Guten Abend, gut' Nacht' vor. Dieses Lied mögen sie besonders, weil sie es von ihrer Spieluhr kennen", erzählte sie. Dann kehre allmählich Ruhe in der kleinen Wohnung ein. "Doch so stressig ist es mit den Kindern gar nicht, höchstens, wenn es mir selbst mal nicht so gut geht." Viel Hilfe erhält die Alleinerziehende von Ramona und Ronald Kujau, ihren Eltern. Dafür ist sie sehr dankbar. Der Vater der Drillinge schaut nur hin und wieder vorbei. "Wir waren nie ein festes Pärchen", erklärte Sandy Kujau.

Inzwischen krabbeln ihre drei Söhne nicht mehr nur durch die Stube, sondern unternehmen die ersten Laufversuche. Sandy hat große Freude an den Fortschritten, die ihre Kinder machen. Bald sollen die Jungen an das Töpfchen gewöhnt werden. "Die drei Nachttöpfe gibt es zu Weihnachten. Und jeder bekommt ein paar neue Schuhe", verriet sie, dass am Heiligabend eher etwas Praktisches geschenkt wird. Neues Spielzeug haben die Kinder erst vor einem Monat zu ihrem Geburtstag bekommen.

Zwei Wünsche hat die junge Mutti. Sie ist auf der Suche nach einer größeren Wohnung. "Je mehr die Kinder heranwachsen, umso enger wird es in meiner Zweiraumwohnung." Den zweiten Geburtstag ihrer Kinder möchte Sandy Kujau gern in der neuen Wohnung begehen. Allerdings gestaltet sich die Suche danach schwer. "Ein paar Mal habe ich es schon probiert, doch wenn ich sage, ich will mit drei Kindern einziehen, machen Vermieter einen Rückzieher", schilderte sie. Und Sandy, von Beruf Verkäuferin, möchte gern wieder arbeiten gehen. "In einem Geschäft oder einem Lager. Irgendwas möchte ich schon tun", betonte sie. Ihr stehen mit den Drillingen zwar zwei Erziehungsjahre zu, die will sie aber nicht unbedingt voll ausschöpfen. "Ich bin nicht der Typ, der nur vom Staat leben will." Im neuen Jahr legt Sandy mit den Bewerbungen los. "Ich weiß, dass die Chancen selbst ohne Kinder nur gering sind. Aber ich gebe die Hoffnung nicht auf", sagte die junge Frau.