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Waschmöhren aus Arensdorf Waschmöhren aus Arensdorf: Vom Feld verzehrfertig auf den Tisch

Von Helmut Dawal 28.10.2016, 06:00
Blick in die neue Halle: Der Probebetrieb für die sogenannten Waschmöhren hat begonnen.
Blick in die neue Halle: Der Probebetrieb für die sogenannten Waschmöhren hat begonnen. Heiko Rebsch

Arensdorf - Er ist nicht zu übersehen, der Neubau auf dem Gelände der Bördegarten Gemüse GmbH und Co. KG in Arensdorf. Dort ist in den vergangenen Monaten eine große Halle entstanden.

In ihr werden Möhren gewaschen, und zwar so gründlich, dass man sie am Ende der Waschstrecke vom Band nehmen und bedenkenlos essen kann.

Seit wenigen Tagen läuft der Probebetrieb

An der Waschmöhren-Halle sind aber noch zahlreiche Handgriffe zu erledigen. Davon zeugen die vielen Handwerker, die an und in dem Neubau arbeiten. „Nächstes Jahr im Sommer soll sie komplett fertig sein“, kündigte Ulrich Wagner an.

Er ist Geschäftsführer der Wimex-Gruppe, zu der Bördegarten gehört. Am Mittwoch führte Wagner Landrat Uwe Schulze durch die Halle, in der seit wenigen Tagen der Probebetrieb läuft. Schulze weilte im Rahmen seiner Firmenbesuche in Arensdorf.

Der Strom für den Betrieb der technischen Anlagen in der neuen Halle wird in einem modernen Blockheizkraftwerk produziert. Eingebaut wird demnächst eine Kältemaschine, die dafür sorgt, dass das Gemüse bei Temperaturen um die fünf Grad frisch gehalten wird.

Völlig automatisch erfolgt die Sortierung. Dafür wurde ein optischer Sortierer der neuesten Generation eingebaut, der die Möhren nach ihrer Größe sortiert. Rund acht Millionen Euro wird Bördegarten insgesamt in die Waschmöhren-Halle investieren. Mit ihr entstehen etwa 40 neue Arbeitsplätze.

„Der Umsatz ist Jahr für Jahr gestiegen“

Der Neubau ist eine Investition in die Zukunft. Bördegarten hat in der Vergangenheit einen erfolgreichen Weg genommen und will seine Marktposition weiter ausbauen.

1998, blickte Ulrich Wagner zurück, sei unter dem Namen „Taufrisch Bördegarten“ mit der Produktion von Freilandgemüse rund um Arensdorf begonnen worden. Seit 2004 gehört das Unternehmen vollständig zur Wimex-Gruppe. „Der Umsatz ist Jahr für Jahr gestiegen“ sagte Wagner, wollte konkrete Zahlen dazu aber nicht nennen.

„Wir haben uns von einem kleinem zu einem wichtigen Produzenten in den neuen Bundesländern entwickelt und gehören zu den größeren Betrieben“, äußerte der Geschäftsführer. Die Besonderheit bestehe darin, „dass wir ein breites Sortiment haben“. Es reicht von Blumenkohl bis Rote Beete und soll mit den Waschmöhren und verschiedenen Salaten noch erweitert werden.

Das Gemüse wird gegenwärtig auf insgesamt rund 750 Hektar angebaut. Alle Flächen sind beregnet. Aktuell werden bei Bördegarten an einem Arbeitstag etwa zehn Tonnen Gemüse pro Stunde produziert. Geliefert wird das Gemüse an große Ketten des Lebensmitteleinzelhandels in ganz Ostdeutschland und Teilen Norddeutschlands.

Rund um Arensdorf werden gegenwärtig Blumenkohl, Bundmöhren, Eisbergsalat, Kohlrabi, Lauchzwiebeln, Porree, Mairübchen, Radieschen, Romana-Salat und Knollensellerie angebaut.

Im Unternehmen gilt ein hohes Qualitätsmanagementsystem, das von externen Gutachtern geprüft wird. Die Produktion ist mit QS und mit dem Regionalfenster zertifiziert.

Lagerung, Dienstleistung und Logistik haben die Zertifikate von IFS und dem Regionalfenster (siehe www.boerdegarten.de).

Respekt vor den Saisonarbeitern

In Arensdorf hat Bördegarten 60 festangestellte Mitarbeiter für die Bereiche Vertrieb, Logistik, Dienstleistung und Anbau.

Auf den Feldern sind rund 500 Saisonarbeiter aus Polen und Rumänien tätig. Da sie in drei Durchgängen von Frühjahr bis Herbst arbeiten, sind es in einem Jahr zusammen rund 1.600 Saisonarbeiter.

Trotz vielfältiger Bemühungen in den vergangenen Jahren sei es nicht gelungen, deutsche Feldarbeiter zu gewinnen, schilderte Wagner. Er sprach voller Hochachtung von den ausländischen Saisonkräften. „Sie sind bei Schlamm, Regen und Kälte auf den Feldern. Das verdient großen Respekt.“

„Bördegarten als Gemüsezentrum weiterzuentwickeln, das ist unser Zukunftsweg“, unterstrich Ulrich Wagner. Das bedeutet für ihn aber auch, vorhandene Strukturen kritisch auf den Prüfstand zu stellen.

Die Spargelproduktion in der Agrargesellschaft Wulfen, ebenfalls ein Teil der Wimex-Gruppe, gehört dazu. Die Direktvermarktung des Spargels trage sich nicht, „da setzen wir Geld zu“, sagte der Geschäftsführer. Der Mindestlohn erschwere das Ganze noch. Der Spargelanbau werde daher „eher reduziert. Es ist für uns keine Zukunftsperspektive“, bemerkte Ulrich Wagner. (mz)

Uwe Schulze (r.) im Gespräch mit Wimex-Chef Ulrich Wagner (2.v.l.).
Uwe Schulze (r.) im Gespräch mit Wimex-Chef Ulrich Wagner (2.v.l.).
Heiko Rebsch