«Was de Leite nich alles verkoofen»
GROSSPASCHLEBEN/MZ. - Denn hier verbrachte der Verfasser der allseits beliebten "Paschlewwer Jeschichten" seine Kindheit.
Am Wäschke-Denkmal begann die informationsgeladene Fahrt. Gemütlich klapperte das Gespann mit seinem voll beladenen Pferdewagen mitten durch die geschichtsträchtige Wäschkestraße, vorbei an einer mit Blumen geschmückten Bronzetafel.
Schließlich am Wasserschloss angekommen, wusste Heidrun Wersich auch hierzu viele Informationen zu vermitteln: "Hier hat früher mal der Inspektor gewohnt." Ein Stück weiter, heute nicht mehr erkennbar, weist die Chefin des Wäschke-Ausschusses auf den Standort der einstigen ersten Anhaltischen Zuckerfabrik hin. Vorbei an der ehemaligen Dorfschmiede und dem Zollhaus ging der Ausflug weiter in Richtung des heutigen Forellenhofes. "Hier war früher ma ne Schinnerei", weiß Heidrun Wersich in Paschlewwer Mundart zu berichten.
Interessiert lauschten die Gäste von nah und fern den Erläuterungen. Unter den Besuchern war auch Joachim Bartel. Der Wolfener erfuhr zufällig aus der MZ von jenem Fest und nutzte die Gunst der Stunde, um etwas mehr über seinen Lieblingsautor Hermann Wäschke zu erfahren. Aus Wittenberg reisten Herr Seidler und Frau Lang nach Großpaschleben, um bei der Kremserfahrt und dem anschließenden Trubel um ihren Hermann Wäschke dabei zu sein. "Wir kommen schon seit vielen Jahren hierher. Wäschkes Geschichten sind einfach toll. Sie haben viel Humor, der uns heute einfach verloren gegangen ist.
Außerdem hat jede einzelne eine gewisse belehrende Wirkung", weiß Frau Lang mit sichtlicher Begeisterung zu berichten. Ebenfalls unter die Wäschkefans mischte sich Martin Zagermann. Er ist ein echter Könner, was das Lesen der im Paschlewwer Dialekt geschrieben Geschichten betrifft. Wie er dazu kam? "Ich hawwe de Leite enfach of's Maul jeguckt", erklärt der aus Kleinpaschleben stammende Wäschkespezialist.
Hermann Wäschke selbst stammte aus einer sehr ärmlichen Familie. Sein Vater, ein Maurer, starb frühzeitig an den Folgen eines Unfalls. Ihm widmete er deshalb viel Raum in seinen Geschichten. "Er wollte den Leuten in seiner Heimat Großpaschleben ein Denkmal mit seinen Geschichten setzen", so Heidrun Wersich. Nach dem Studium verschlug es den jungen Wäschke nach Zerbst.
Dort wurde er als Leiter des Staatsarchivs schließlich als Ehrenbürger der Stadt Zerbst geehrt und bekam den Titel "Geheimer Archivrat Dr. Phil. Hermann Wäschke". Am 27. November 1926 fand er in Zerbst den Tod und wurde dort ebenfalls begraben. In Großpaschleben jedoch wird seiner Person noch heute gedacht.
Im Anschluss an die Exkursion durch den Ort, sorgte Martin Zagermann für viel Heiterkeit mit seiner Lesung einiger Geschichten. Dabei brachte er die Zuhörer mit "Wie Klickermanns Franz 's Examen machte", "Der Schawwernacksclub" oder einzelnen Episoden aus "Weeste noch ...?" mächtig zum Schmunzeln. Auch Heidrun Wersich versuchte sich im Vortragen einer weiteren Geschichte "Was de Leite nich alles verkoofen...". Bis spät in den Abend hinein lauschten und amüsierten sich die aufmerksamen Zuhörer bei der Lesung jener "Paschlewwer Jeschichten". Am Samstag gab es zahlreiche Belustigungen für Groß und Klein anlässlich des diesjährigen Wäschkefestes, das zum 25. Mal stattfand.