Traditionsgeschäft in der Schlosspassage Warum Matthias Gitschel in seinem Köthener „Früchtehaus“ auf Bio und Regionales setzt

Köthen/MZ - Wenn Matthias Gitschel eines nicht leiden kann, dann „dieses Drücken“. Er rümpft ein wenig die Nase, lacht dann und rudert ein bisschen zurück: „Natürlich dürfen meine Kunden alles anfassen.“ Aber bitte nicht zu fest. Nicht so, wie er es im Supermarkt immer wieder beobachtet - „und dann wird es nicht mal gekauft“. Die gequetschten Produkte bleiben einfach liegen.
Seine Kunden seien nicht so, sagt er. „Ich habe nette Kunden.“ Darunter viele Stammkunden, aber auch ein bisschen Laufkundschaft. Und seit Corona sind es sogar mehr geworden. Warum, weiß er nicht. Vielleicht, so vermutet er, war es dem einen oder anderen doch zu voll im Supermarkt gewesen.
In seinem „Früchtehaus“ in der Köthener Schlosspassage setzt der 47-Jährige auf Produkte aus der Region und auf Bio-Ware. Darunter die Bio-Boxen, die es in drei Größen gibt. Seit drei Monaten etwa bietet er die bunt zusammengestellten Produktkörbe an, mit wöchentlich wechselndem Sortiment, je nachdem, was gerade auf dem Acker bei Martin Zschoche in Repau wächst. Das Angebot werde gut angenommen, freut sich Matthias Gitschel.
Wer bis Dienstag, 17 Uhr, eine Bio-Box bestellt, kann sie in der Regel schon am nächsten Tag abholen. In dieser Woche sind in den kleinen Kisten Tomaten, Gurken, Paprika, Bohnen, Eichblattsalat, Frühlingslauch. „Eine schöne Auswahl“, findet er und gibt eine der letzten beiden Kisten an diesem Nachmittag raus. Wer will, bekommt von dem Einzelhändler Tipps zur Lagerung. Aber auch der „Früchtehaus“-Inhaber ist dankbar für Hinweise seiner Kunden. Viele Informationen zieht er sich auch aus dem Internet oder sieht etwas im Fernsehen; „alles kann man auch nicht wissen“, gibt er zu.
Seine inzwischen verstorbene Mutter hatte den kleinen Gemüseladen schon zu DDR-Zeiten aufgebaut, damals in der Schalaunischen Straße neben dem Uhrengeschäft von Köpke. 1995 dann zog der Laden weiter in Richtung Kugelbrunnen, „seit 2001 bin ich hier“, in der Schlosspassage. Er findet den Standort gut, „auch wenn ich fast der einzige Laden bin, der übrig geblieben ist“. Kein Problem für ihn, „es hat sich rumgesprochen, dass ich hier bin“.
Der Köthener hat damals, als er 1990 seine Lehre zum Einzelhandelskaufmann anfängt, nicht damit geliebäugelt, mal den Laden seiner Mutter zu übernehmen. Er arbeitet die ersten Jahre in einem Supermarkt in der Rüsternbreite, kümmert sich dort um alles, wie er sagt, auch um Obst und Gemüse.
Inzwischen könnte er sich gar nichts anderes mehr vorstellen, als jeden Tag in seinem „Früchtehaus“ zu stehen. Er genießt es, mit seinen Kunden ins Gespräch zu kommen und einen kleinen Plausch zu halten, nicht immer geht es dabei um seine Produkte, von denen er nur wenige wirklich verschmähen würde: „An Pflaumen und Stachelbeeren komme ich nicht ran.“ Aber alles andere könnte auch bei ihm auf dem Teller landen: die Tomaten aus Wittenberg, die Kirschen vom Süßen See, allerlei Gemüse aus Arensdorf, am liebsten Blumenkohl, Kohlrabi und Porree.
„Hauptsache frisch“, ist sein Anspruch - und der seiner Kunden natürlich auch.