1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Köthen
  6. >
  7. Warum Landwirt Martin Zschoche Teebeutel in seinem Zucchinifeld in Repau vergraben hat

Bis September Warum Landwirt Martin Zschoche Teebeutel in seinem Zucchinifeld in Repau vergraben hat

Landwirtschaft„Expedition Erdreich“ heißt eine Aktion des Bundesministeriums für Bildung und Forschung. Erde aus Repau spielt dabei eine Rolle.

Von Doreen Hoyer Aktualisiert: 27.06.2021, 09:01
Martin Zschoche auf dem Feld: Der 31-Jährige baut in Repau Obst und Gemüse an.
Martin Zschoche auf dem Feld: Der 31-Jährige baut in Repau Obst und Gemüse an. (Foto: Sebastian Köhler)

Repau - Das Thermometer zeigt 45 Grad in der Sonne, im Schatten sind es immerhin gut zehn Grad weniger. Dennoch ist es eine anstrengende Angelegenheit, die Martin Zschoche sich vorgenommen hat. Sechs Teebeutel will der junge Landwirt am Freitagnachmittag in der Erde seines Zucchinifeldes vergraben. Dazu stehen auch noch diverse Untersuchungen der Erde dort an. Denn Zschoche junior und sein Vater Eicke nehmen an der „Expedition Erdreich“ teil, einer Aktion des Bundesministeriums für Bildung und Forschung.

An mehreren tausend Standorten in ganz Deutschland untersuchen die Teilnehmer dabei die Beschaffenheit des Bodens. Eine wichtige Rolle dabei spielen die besagten Teebeutel. Das sind nicht irgendwelche, sondern genormte. Sie werden gewogen, vergraben und nach 90 Tagen wieder aus der Erde geholt. Nach erneutem Wiegen weiß man, wieviel Tee sich in drei Monaten zersetzt hat, was Rückschlüsse auf die Beschaffenheit des Bodens zulässt.

Die siebenjährige Henriette hilft, den pH-Wert zu bestimmen.
Die siebenjährige Henriette hilft, den pH-Wert zu bestimmen.
(Foto: Sebastian Köhler)

Als er von der Aktion gehört habe, habe er sich sofort angemeldet, erinnert sich Eicke Zschoche. „Da habe ich nicht lange überlegt und noch mal drüber geschlafen.“ Was auch gut so war, denn inzwischen sind die Aktionskits mit Teebeuteln, Waage und der anderen Ausstattung längst vergriffen.

Zschoches hätten gern mehrere bestellt, um an vielen Orten forschen zu können, doch es muss bei zwei Versuchsstellen bleiben. Eine ist das Zucchinifeld von Martin Zschoche. Der Bio-Bauer legt bei seinen Flächen Wert auf langfristige Fruchtfolgen, nutzt keine Pestizide und arbeitet viel mit Mischkulturen. Nummer zwei ist ein anderer Standort, an dem in den vergangenen Jahren eher konventionelle Landwirtschaft betrieben wurde.

Ein Teil der Aufgabe ist es, die Erde zu untersuchen und näher zu bestimmen.
Ein Teil der Aufgabe ist es, die Erde zu untersuchen und näher zu bestimmen.
(Foto: Sebastian Köhler )

An diesem heißen Freitagnachmittag jedenfalls ist erstmal der Bio-Standort dran. Mit auf dem Zucchinifeld stehen unter anderem die siebenjährige Henriette und die fünfjährige Lisa, die mit ihren Müttern und ein paar anderen Interessierten trotz der Hitze gekommen sind, um sich alles anzuschauen. Wobei die Mädchen gleich tatkräftig mithelfen, und zum Beispiel zählen, wie viele Regenwürmer, Käfer und Wurzeln sich in einer Bodenprobe finden.

Die Daten der Repauer Station wie auch aller anderen sollen schließlich wissenschaftlich ausgewertet werden, da ist Genauigkeit gefragt - und wenn der Schweiß noch so trieft. Alles wird in die Arbeitsblätter eingetragen, die in einer Schachtel an die Teilnehmer geschickt wurde. Erste Ergebnisse: Der pH-Wert des Bodens liegt zwischen 6,5 und 7 - also leicht sauer, was gut ist für den Gemüseanbau. Der Boden enthält außerdem recht viel Sand und Schluff, dafür weniger Ton.

Die Teilnehmer bekommen ein Set mit genormten Teebeuteln.
Die Teilnehmer bekommen ein Set mit genormten Teebeuteln.
(Foto: Sebastian Köhler)

Dass gerade Martin Zschoche sich für die Qualität des Bodens interessiert, liegt auf der Hand: Er ist sein Kapital. Wäre der Boden ausgelaugt, es würde schlecht aussehen für den Kohlrabi, den Fenchel, Salat, Stachel- und Johannisbeeren und was der Landwirt sonst noch in seinem Betrieb anbaut. Den gibt es nun seit fast drei Jahren in direkter Nachbarschaft zur elterlichen Landwirtschaft. Und der 31-Jährige ist zufrieden mit der Entwicklung, den er genommen hat. Knapp 15 Hektar bewirtschaftet er dabei. Dieses Jahr sehe es zum Beispiel gut aus für die Beeren, da es keinen Blühfrost gegeben habe, erzählt er.

Einiges hat er auch noch vor, zum Beispiel die Ausbildung zum Obstbaumwart abschließen und künftig Kurse anbieten zur Pflege von Obstbäumen oder zum Anlegen von Mischkulturen. Außerdem möchte er noch Freilandhühner halten. Einstweilen aber gibt es auch noch anderes zu erledigen. In drei Monaten wird Martin Zschoche wieder zum Schippchen greifen auf dem Zucchinifeld: Im September müssen die Teebeutel wieder aus der Erde. (mz)