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Vorsicht beim Brunnenbau Vorsicht beim Brunnenbau im Altkreis Köthen: Wer selbst bewässern will, sollte Stoffe im Boden beachten

Von Tilo Krippendorf und Doreen Hoyer 31.07.2019, 05:00
Wasser kommt aus einem Gartenschlauch
Wasser kommt aus einem Gartenschlauch www.imago-images.de

Köthen/Bitterfeld - Im Landkreis Anhalt-Bitterfeld werden private Brunnen beliebter. Nach Angaben des Kreises ist eine Ursache dafür die anhaltende Trockenheit der vergangenen Jahre. Mit einem Brunnen steigen allerdings auch die Risiken für Gesundheit und Umwelt. Das gilt zumindest für einige Gebiete im Landkreis.

50 Genehmigungen für Haus- und Gartenbrunnen stellte der Kreis im Jahr 2018 aus, das ist etwa ein Drittel mehr als noch im Jahr zuvor. In 15 Fällen empfahl die untere Wasserbehörde vom Brunnenbau abzusehen, in drei Fällen lehnte sie eine Genehmigung ab - meist, weil krebserregende oder giftige Stoffe in erhöhter Konzentration im Untergrund vermutet werden.

Im Altkreis Köthen gibt es drei Gebiete, in denen man vom Brunnenbau absehen sollte

Laut Umweltamtsleiter Andreas Rößler gibt es im Altkreis Köthen konkret drei Gebiete, in denen man vom Brunnenbau absehen sollte. Erstens Weißandt-Gölzau, zweitens der Bereich um den Köthener Flugplatz und drittens das Wäscherei-Gebiet in der Langen Straße. In diesen Bereichen seien Boden bzw. Wasser mit gesundheitsgefährdenden Stoffen belastet.

Freilich keine neue Erkenntnis, wie Rößler betont, sondern seit Jahren bekannt und auch in der Bevölkerung bekannt gemacht. Man rate davon ab, in solchen Gebieten Brunnen anzulegen. „Aber wir haben das nicht zu verbieten. Wir können nur hinweisen auf die Schadstoffe und ihre gesundheitlichen Folgen.“

Im Falle Weißandt-Gölzaus etwa handele es sich um aromatische Kohlenwasserstoffe. Einige Stoffe in dieser Gruppe gelten als krebserregend oder fortpflanzungsgefährdend.

Aus dem Altkreis Köthen kämen allerdings, verglichen mit der Bitterfelder Region, eher selten Wünsche nach neuen Brunnen, erklärt Rößler weiter. Fünf bis sieben seien es in den vergangenen Jahren jeweils gewesen. „Und diese Tendenz scheint sich fortzusetzen.“

Im gesamten Landkreis Anhalt-Bitterfeld sind derzeit etwa 660 Hausbrunnen angemeldet. Die Behörde scheint sich aber keine Illusionen zu machen: „Es ist anzunehmen, dass die wirkliche Anzahl bedeutend höher ist“, heißt es. Eine Aufschlüsselung der Grundwasserbrunnen nach Gemeinden gibt es übrigens nicht.

Besonders schwierig ist derweil die Lage im Bereich Bitterfeld: „Wir haben hier einen der kompliziertesten Umweltstandorte in Deutschland“, heißt es in einer Stellungnahme des Umweltamtes des Landkreises. Unmut erregt beim Umweltamt in diesem Zusammenhang das Vorgehen des sächsischen Vereins Umwelttoxikologie e. V., der in regelmäßigen Abständen Wasserproben in Mitteldeutschland untersucht. Der Verein gebe für das Grundwasser rund um Bitterfeld „Entwarnung“, was nicht zutreffend sei.

Im gesamten Landkreis Anhalt-Bitterfeld sind derzeit etwa 660 Hausbrunnen angemeldet

„Die Untersuchungen des Vereins sind nicht ausreichend“, erklärt das Umweltamt. Die Umweltschützer des Vereins reisen von Ort zu Ort und untersuchen die dorthin gebrachten Flaschen mit Wasser nur auf wenige Bestandteile, was in Bitterfeld „bei Weitem“ nicht ausreiche. Auch die angebotenen umfangreichen Wasseranalysen seien nicht geeignet. „Diese Messpakete erfassen nicht die hier in Bitterfeld-Wolfen wirklich relevanten Schadstoffe“, so das Umweltamt.

„Es können an einem Ort in 20 Meter Tiefe Schadstoffe lauern und andernorts erst in 25 Metern“

Die Experten warnen eindringlich davor, das Wasser aus dem Untergrund in der Nähe der verschiedenen Chemiepark-Areale zu benutzen, geschweige denn zu trinken. Zum persönlichen Schutz und zum Schutz des Bodens sollte das Grundwasser auch nicht zum Blumengießen oder zum Befüllen von Gartenteichen oder Pools benutzt werden. Das gelte selbst dann, wenn in dem Bereich eine gesonderte Erlaubnis zur Brauchwassernutzung vorliegt.

Das Umweltamt erklärt weiterhin: „Natürlich ist nicht jeder Brunnen gleich stark betroffen.“ Neben einer horizontalen Verteilung der Schadstoffe gebe es auch eine vertikale Schichtung im Grundwasser. Soll heißen: „Es können an einem Ort in 20 Meter Tiefe Schadstoffe lauern und andernorts erst in 25 Metern.“ (mz)

Informationen zu geplanten Brunnenstandorten gibt es beim Umweltamt unter Tel.: 03493/341700.