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Kulturbund Vorschlag aus Köthen: Ist das die neue deutsche Hymne?

Von Matthias Bartl 05.08.2016, 13:28
Wolfgang Gahler möchte eine neue erste und zweite Strophe für das Deutschlandlied einführen.
Wolfgang Gahler möchte eine neue erste und zweite Strophe für das Deutschlandlied einführen. Heiko Rebsch

Köthen - Geht es nach dem ehemaligen Köthener Stadtrat Wolfgang Gahler sollte Deutschland eine neue Nationalhymne erhalten - und nicht nur Deutschland allein.

Was Gahler vorschwebt, ist eine „Hymne der deutschsprachigen Kulturnation“. Der Vorsitzende des im Dezember 2000 gegründeten Deutschsprachigen Kulturbundes (DSKB) mit Sitz in Köthen präsentierte die neue Hymne (zumindest verbal) jüngst auf einer Veranstaltung zum Gedenken an die Widerständler des 20. Juli auf dem Köthener Friedhof.

„Es soll wieder eine erste und zweite Strophe gesungen werden“, begründete er seinen Vorstoß gegenüber der MZ.

Bei drei Hymnen bedient

Gahler, von Beruf promovierter Zahnarzt, hat sich für die neue Hymne bei gleich drei deutschsprachigen Nationalhymnen bedient, die Texte aber vorsichtig abgeändert.

Die erste Strophe der von ihm präferierten Hymne setzt sich aus der ersten und zweiten Strophe der von Johannes R. Becher getexteten DDR-Hymne zusammen, wobei das Wort „Deutschland“ durch „Deutsch-Land“ ersetzt wird, wohl um typographisch zu betonen, dass es in diesem Fall um mehr als Deutschland allein geht.

Die zweite Strophe stammt ursprünglich von dem österreichischen Dichter Lorenz Ludwig Haschka und hieß „Gott erhalte Franz, den Kaiser“, aber Gahler hat nicht Haschkas Verse, sondern vielmehr die 1920 vom Satiriker Karl Kraus darauf geschriebene Parodie als Grundlage für seine zweite Strophe erwählt.

Die Änderungen hieran sind schon größer: „Was der Bürger Fleiß geschaffen, schütze treu des Bundes Kraft“, lauten die ersten beiden Liedzeilen.

Hingegen erfährt die dritte Strophe keine Veränderungen. Es ist die dritte Strophe des „Deutschlandliedes“ von Heinrich Hoffmann von Fallersleben, die als derzeitige deutsche Nationalhymne gesungen wird.

Bei der Auswahl der Melodie hat sich Gahler für Haydns Komposition entschieden, die schon dem „Deutschlandlied“ hymnische Kraft verleiht - und die mit geringer Sangesübung auch auf die anderen Strophen anwendbar ist.

Gahler will seinen Nationalhymnen-Vorschlag nicht in der Schublade lassen, sondern ihn an Bundeskanzlerin Angela Merkel schicken, kündigte er gegenüber der MZ an.

Zweiter Versuch aus Köthen

Es wäre nicht das erste Mal, dass von Köthen aus der Versuch gestartet wurde, eine deutschlandweite Hymne zu etablieren.

Um 1848 hat der in Köthen ansässige Komponist Eduard Thiele, nach dem in Köthen eine Straße in der Rüsternbreite benannt ist, eine Melodie für Hoffmann von Fallerslebens „Deutschlandlied“ geschrieben. Und als der Dichter und Märzrevolutionär in Köthen weilte, wurde ihm sein Hymnus in Thieles Tonsetzung durch einen Chor sangesfreudiger Bürger vorgetragen. Letztlich freilich behielt aber doch die Haydnsche Melodie die Oberhand.

Der deutschsprachige Kulturbund im Internet unter http://home.arcor.de/dskb_e.v (mz)