Vor dem Verkauf Vor dem Verkauf: Jagdschloss Diebzig wird endlich vor dem Verfall gerettet

Diebzig - Lange schien das kleinste Schlösschen Sachsen-Anhalts in den Dornröschenschlaf verfallen zu sein. Seit einigen Wochen jedoch tut sich etwas im Jagdschloss Diebzig. Es wird gehämmert und gewerkelt, ein großer Baubehälter vor dem Haus deutet auf größere Baumaßnahmen an dem denkmalgeschützten Barockbau hin.
Seit 1993 blieb das Gebäude ungenutzt, war dessen Zukunft ungewiss. Visionen von musealer und kultureller Nutzung des gemeindeeigenen Objektes konnten nicht umgesetzt werden.
Mit der Gründung der Einheitsgemeinde Osternienburger Land, Diebzig gehört dazu, wurde es dieser zugeordnet. „Obwohl das Schlösschen äußerlich einen intakten Eindruck macht, waren im Inneren aufwendige Sanierungsarbeiten nötig“, wie Bauamtsleiter Axel Lingner erklärt.
Keller des Jagdschlosses Diebzig stand jahrelang unter Wasser
Das Hochwasser 2013 tat sein Übriges. Zwar war das an der Schlossgasse gelegene Gebäude nicht direkt betroffen, doch der gesamte Keller stand über mehrere Jahre komplett unter Wasser. Das führte zu statischen Verwerfungen des Fundaments.
Nach mehreren Anläufen, die Immobilie zu veräußern, fand sich vor etwa zwei Jahren ein Kaufinteressent, der das Gebäude zu seinem privaten Wohnsitz machen und damit vor dem Verfall retten möchte. Zuvor musste die Gemeinde als Eigentümer, die statischen Baumängel beseitigen.
Mit Mitteln aus dem Hochwasserfonds konnten die Arbeiten durch das Bauunternehmen Construct GmbH aus Wolmirstedt im Herbst vergangenen Jahres starten. „Das ist eine komplizierte Baustelle“, macht Axel Lingner deutlich.
Denn viele der Fachwerkwände müssten auf Grund von statischen Mängeln entfernt und neu gesetzt werden. Auch eine Vielzahl der tragenden Holzbalken seien marode und würden nach denkmalpflegerischen Vorschriften erneuert, zuem müsse der Schornstein fein säuberlich abgetragen werden.
Immer wieder musste der Bau von einem Denkmalgutachter neu betrachtet werden
„Immer wieder“, so erklärt Lingner die Schwierigkeiten, „musste der Bau von einem Denkmalgutachter neu betrachtet werden. Denn nachdem das Wasser nach und nach zurück ging, kamen stets neue Mängel zu Tage.“
Schätzungsweise bis Ende des Jahres werden sich die Arbeiten hinziehen. Schließlich müsse alles mit denkmalpflegerischen Materialien sowie nach entsprechenden Vorgaben verbaut werden. Nach derzeitigem Ermessen, so Lingner, werden die Sanierung etwa 400.000 Euro kosten.
Nachdem die Statik des Gebäudes am Ende hergestellt sei, könne das Diebziger Jagdschloss voraussichtlich im kommenden Jahr an den privaten Interessenten verkauft werden. Vermutlich wird dieser dann das Schlösschen nach historischem Vorbild herrichten.
Seit 1993 war das Jagdschloss Diebzig ungenutzt
Das zweistöckige Jagdschloss Diebzig wurde 1792 im Auftrag des Anhalt-Köthener Fürsten August Christian Friedrich im Stil des Spätbarock errichtet und später umgebaut. Nachdem das Gebäude seine Funktion als Jagdsitz der Fürsten- bzw. Herzogenfamilie verloren hatte, diente es von 1918 bis 1971 als Revierförsterei.
Nach Ende des 2. Weltkrieges wurde es zudem von Umsiedlerfamilien als Unterkunft genutzt, bevor es 1984 Sitz der Gemeindeverwaltung wurde.
Seit 1993 blieb das Gebäude ungenutzt. Mit der Zuführung zur Einheitsgemeinde Osternienburger Land im Jahre 2010 wurden einige Sicherungs-und Sanierungsarbeiten durchgeführt. (mz)