Vor 160 Jahren gegründet Vor 160 Jahren gegründet: Feuerwehr Trebbichau ist eine der ältesten in Sachsen-Anhalt

Trebbichau/Micheln - Ihr technisches Prunkstück haben die Kameraden aus Trebbichau nicht mit zum Festplatz gebracht. Obschon die „Feuerwehrkutsche“ geradezu perfekt zum Anlass des Treffens im Zentrum des Ortes gepasst hätte: Trebbichaus Feuerwehr feiert in diesem Jahr ihr 160-jähriges Bestehen, zählt damit zu den Methusalems des Feuerwehrwesens zwischen Altmark und Zeitz - aber wenn man so ein Prunkstück wie eine Handdruckspritze von 1892 quasi zur Parade fährt, muss nicht nur die Uniformierung der Bedienung passen, man muss auch dafür sorgen, dass das historische Gerät ganzbeinig ins sichere Gerätehaus zurückkommt. Und wer hat an solchem Tag dafür schon Zeit?
Denn natürlich, so Wehrleiter Sven Eckert, hat man vor allen Dingen gefeiert. Der Rückblick in die 160 Jahre währende Historie ist dabei - in Anwesenheit u.a. des Landrates Uwe Schulze und des stellvertretenden Landesbrandmeisters Roland Karthäuser - ein wesentlicher Punkt; sowohl auf die Frühzeit der Wehr als auch auf das, was erst jüngst Vergangenheit wurde.
Was die Würdigung von Feuerwehrleuten beinhaltet, die dazu ihren Beitrag geleistet haben: Zum Beispiel Lothar Huth aus Osternienburg, der für 50 Jahre in der Feuerwehr ausgezeichnet wurde. Oder Randolf Kurz, der seit vier Jahrzehnten seinen Feuerwehrmann steht. Michael Deistler wurde für 20 Jahre und Robert Nebelung für zehn Jahre Feuerwehrdienst geehrt. René Kroha wurde zum Oberfeuerwehrmann und Truppführer befördert.
„Jetzt haben wir im Durchschnitt 30 Einsätze im Jahr“
Als solcher wird er mit Sicherheit mehr zu tun haben als dies in früheren Jahren der Fall war. Damals nämlich, erinnert sich Sven Eckert, seit etwa drei Jahren Wehrleiter in Trebbichau; „sind wir in manchen Jahren nur zweimal oder dreimal zu Einsätzen ausgerückt“. Was in mehrfacher Hinsicht ein Problem war: Zum einen trage es nicht zu einer guten Stimmung bei, wenn Feuerwehrleute zwar Ausbildung machen würden, aber kaum zum Einsatz kämen. Zum anderen könne man so auch nicht genügend praktische Erfahrung aufbauen, „die aber für einen Feuerwehrmann unerlässlich ist“.
Grundlegend gewandelt hat sich das erst, seitdem Trebbichau mit Osternienburg eine Ausrückegemeinschaft gebildet hat. „Jetzt haben wir im Durchschnitt 30 Einsätze im Jahr.“ Und durch die große Anzahl von ausgebildeten Atemschutzgeräteträgern sind die Trebbichauer Kameraden auch bei größeren Einsätzen anderswo gefragt.
Das Lob von Akens Feuerwehrchef Michael Kiel bei der Jubiläumsveranstaltung ging den Gastgebern daher auch runter wie Öl: Es sei gut, die Trebbichauer als starke Einsatztruppe an der Seite zu haben. „Wir haben“, sagt Sven Eckert, „bei den gemeinsamen Einsätzen mit den großen Wehren auch viel gelernt.“
Die Nachwuchsgewinnung ist für die Kameraden aus Trebbichau eine wesentliche Aufgabe
Wichtig ist Eckert auch, dass die Einsatzbereitschaft der Wehr mit derzeit 20 Aktiven möglichst dauerhaft erhalten bleibt. Ein Selbstläufer ist das nicht - die Nachwuchsgewinnung eine wesentliche Aufgabe. Dass man dies in Trebbichau über Jahre hinweg sehr ernst genommen hat, zahlt sich heute aus. „Von unseren 20 Aktiven sind vier älter als 50 Jahre, die anderen sind jüngere Leute“, macht der Wehrleiter auf das günstige Durchschnittsalter der Kameraden aufmerksam. Dazu besteht die Wehr aus 18 nicht mehr aktiven Mitgliedern und vor allem 16 Kindern und Jugendlichen.
Letztere Zahl ist angesichts der Größe von Trebbichau durchaus bemerkenswert. Von den Kindern kommen bis auf zwei alle aus dem Ort. „Das sind dann so ziemlich alle Kinder des Dorfes“, sagt Eckert und lächelt: Auch die zwei Sprösslinge des Wehrleiters sind in der Kinderfeuerwehr, die von Franziska Benda geleitet wird, während die Jugendfeuerwehr in der Verantwortung von Kai Burian liegt.
Mannschaftstransportwagen und Wärmebildkamera haben die Kameraden in Trebbichau selbst organisiert
Was die materielle Seite der Wehr angeht, so hofft Sven Eckert, dass es dabei bleibt, was die Brandschutz-Risikoanalyse des Osternienburger Landes aussagt: „Nämlich, dass wir irgendwann ein neues Fahrzeug bekommen, am besten ein LF10.“ Zu den Einsätzen fährt die Wehr zur Zeit mit einem Tragkraftspritzenfahrzeug (TSF-W, sechs Mann Besatzung) und einem Mannschaftstransportwagen (MTW), damit auch die Kameraden am Einsatz teilnehmen können, die bei Alarmierung erst dann im Gerätehaus ankommen, wenn der TSF-W schon weg ist.
Das Besondere am MTW: „Den haben wir uns selbst geholt. Die notwendigen Mittel haben wir durch Sponsoring zusammengebracht.“ Eckert selbst hat eine Wärmebildkamera für die Wehr gekauft, und den Platz vor dem Gerätehaus haben die Kameraden auf eigene Kosten selbst gepflastert, „damit wir eine bessere Ausfahrt haben, und zwei Parkplätze sind dazu entstanden.“ (mz)
Man hat in Trebbichau vor einiger Zeit intensiv suchen müssen, um herauszufinden, in welchem Jahr die Feuerwehr gegründet wurde. Letztlich fand man den Nachweis in einem alten Zeitungsband.
Natürlich wurde schon vorher gelöscht, wenn Brände ausgebrochen waren, aber erst mit dem Gesetz über das Feuerlöschwesen in Anhalt war die Gründung von Feuerwehren möglich - zum Schutz von Hab und Gut.
Und da sich Trebbichau um 1850 herum und in den Folgejahren wirtschaftlich stark entwickelte, war die Gründung einer Feuerwehr 1859 auch die Reaktion auf größere Höfe und Güter, auf die Brennerei, auf den Bergbau.
1860 wurde begonnen, das Spritzenhaus zu bauen, in dem die Feuerwehr noch heute zu Hause ist. 1865 wurden dafür Mobiliar und Löschgerätschaften angeschafft. 1892 erhielt die Wehr eine von zwei Pferden gezogene Handdruckspritze, heute „Feuerwehrkutsche“ genannt. Die hatte 300 Liter Wasser im Tank oder holte sich das Löschwasser aus einem offenen Gewässer. Später (bis 1981) fuhr man mit einem Tragkraftspritzenanhänger zum Einsatz und 2009 erhielt man das Auto, mit dem man derzeit unterwegs ist, wenn der Pieper ruft.

