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Von der Braunkohle zum Seebad

Von Helmut Dawal 28.04.2008, 18:20

Edderitz/MZ. - Außerdem ist nun das Sanitärgebäude mit Umkleideräumen, Duschen und Toiletten fix und fertig. Die Badesaison 2008 kann also getrost kommen.

Für Bürgermeisterin Annelie Fiedler hatte der Montag aber noch eine andere Dimension. "Mehr als 150 Jahre Bergbau gehen heute zu Ende", sagte sie während der feierlichen Veranstaltung. Denn die Braunkohleförderung, zuletzt im Tagebau auf dem Areal, auf dem sich heute der See erstreckt, war quasi die Voraussetzung dafür, dass die Gemeinde nun über ein attraktives touristisches Naherholungsgebiet verfügt, das sich bereits großer Beliebtheit erfreut. Im Jahre 2006, und da fehlte im Umfeld des Bades noch einiges, zog es bereits 19 000 Gäste hierher, aus der nahen Umgebung ebenso wie aus Halle, Dessau oder Leipzig.

Gleich in den Jahren nach der Wende, erinnerte die Bürgermeisterin, gab es Überlegungen seitens des Gemeinderates, den See in die Entwicklung des Ortes einzubeziehen. Dieses Ziel verfolgten die früheren Bürgermeister Lutz Kotschote, Monika Strietzel und Volker Tesche beharrlich. Fast auf den Tag genau zehn Jahre sei es her, dass die Gemeinde die Zusage über 674 000 D-Mark Fördermittel erhielt, um Voruntersuchungen und Planungen zur Sanierung des Tagebaurestloches einzuleiten. Und die war dringend erforderlich, hatte es doch bereits mehrere Erdrutsche an Böschungen gegeben, war die Sicherheit des Restloches nicht mehr gewährleistet.

Am 27. Oktober 2000 erfolgte dann der symbolische Spatenstich für die Sanierung des Tagebaus. "Hurra, bald können wir wieder baden", hatten die Edderitzer Kindergartenkinder damals auf Plakate geschrieben. Sie wurden nicht enttäuscht, wenngleich es bis zum Mai 2004 dauerte, als das Seebad in seine erste Saison starten konnte.

Danach, so Annelie Fiedler, erfolgten noch viele weitere Arbeiten. Der Rundweg um den See wurde geschaffen, kann von Spaziergängern, Radlern und Biathleten gleichermaßen genutzt werden. Zwei Beachvolleyballplätze entstanden, zudem der interessante Gesteinsgarten und der Feuerlöschteich. Zum Schluss folgte das Mehrzweckgebäude, das sich gut in das Ensemble des Seebades einfüge.

"Hier in Edderitz wurde eines der größten kommunalen Projekte des Altlandkreises umgesetzt", sagte die Bürgermeisterin. "Diese Aufgabe hätte die Gemeinde allein nie und nimmer realisieren können", fügte sie hinzu und zeigte sich dankbar dafür, dass die Tagebausanierung zu 100 Prozent durch Land und Bund gefördert wurde.

Und es war nicht wenig Geld, das hier investiert wurde. Das machte Dr. Peter Sanftenberg vom Ministerium für Landwirtschaft und Umweltschutz deutlich. Anfangs habe man gedacht, man komme mit 1,3 Millionen Euro aus. Letztlich seien es 4,8 Millionen Euro geworden, 90 Prozent davon habe das Land Sachsen-Anhalt getragen. Ein Teil der Mittel, so Sanftenberg, sei auch für Maßnahmen des Naturschutzes verwendet worden.

Landrat Uwe Schulze richtete Worte der Anerkennung an "alle Akteure, die damals gesagt haben, wir packen es an". Er bezeichnete den Edderitzer See als "kleine Goitzsche zwischen dem Petersberg und Köthen, wo eigentlich nur noch ein kleiner Kutter fehlt" - was Schulze aber nicht als Affront verstanden wissen wollte, sondern als Vergleich mit anderen Ort des Landkreises Anhalt-Bitterfeld, wo sich ähnliche Entwicklungen vollzogen haben.

Bleiben werde, so Uwe Schulze, neben dem See aber die Tradition des Bergbaus. Und die scheinen viele Edderitzer hochzuhalten. Als das Bergbauorchester Bitterfeld das Lied vom Steiger anstimmte, erhoben sich die Gäste von ihren Plätzen und lauschten ergriffen der alten Bergmannsweise.