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Von Clown-Köpfen und Fotografien

Von Katharina Schultz 16.09.2007, 15:44

Gröbzig/MZ. - Internationale Künstler

Aus Deutschland, Weißrussland und Russland waren fünf Künstler zum Museumsfest nach Gröbzig gereist. Umringt von vielen Besuchern nahmen sie am Samstagnachmittag in einer lockeren Gesprächsrunde Platz. Einer nach dem anderen wurde durch die Direktorin Marion Mendéz vorgestellt. "Es ist eigentlich eine sehr spezielle Ausstellung, nahm Mendéz vorweg, "weder Zeit noch Technik verbinden die Künstler. Das was sie verbindet ist, dass sich ihre Werke in irgendeiner Form mit dem Judentum auseinander setzen. Entweder durch biographische Hintergründe oder durch einen bestimmten thematischen Bezug.

Bei Ulrich Knufinke ist letzteres zutreffend. Als Kunsthistoriker machte er sich die Arbeit, Orte an denen ehemals Synagogen gestanden hatten aufzusuchen und diese mit einer Fotoserie zu dokumentieren. "Die Fotos halten nichts fest und zugleich doch etwas, und zwar den Umgang mit der Geschichte des Ortes, erläutert der Braunschweiger Knufinke. Für ihn belegen die Fotos den respektlosen Umgang mit der jüdischen Geschichte.

Die Künstler redeten auch über die Arbeiten denen sie in der Zwischenzeit nachgegangen sind. Marina Kapilova erzählt, dass sie in den letzten Jahren verstärkt Auftragsarbeiten übernommen hat. Zum Teil kamen die Künstler auch auf ganz neue Projekte zu sprechen. Ruth Mosner zum Beispiel hat in diesem Jahr begonnen Clownköpfe zu modellieren, "mit allem was ich finden konnte, selbst Knochen fanden Verwendung.

Auf diese Weise verarbeitete sie die negativen Erfahrungen des Lebens. Das Werk wird man demnächst in der Synagoge sehen können. Natalija Eliaberg war auch während der Gesprächsrunde voll in Gange und fing mit ihrer Kamera zahlreiche Momente ein. Daniel Ben-Hur ließ das Publikum an seiner Arbeitsweise teilhaben und erklärte, dass für ihn Kontrolle und Kontrollverlust ganz entscheidende Ansätze seien. Außerdem hat der zurzeit in Berlin lebende Künstler den Zufall als Werkzeug für sich entdeckt.

Musiker zu Gast

Für das Zusammentreffen war extra ein Dolmetscher engagiert worden. In kleinen Passagen übersetzte dieser die Reden jeweils ins Russische oder Deutsche und half so, die Kommunikationsschwierigkeiten zu verringern. Über eine Stunde lang gaben die Ehrengäste interessante Einblicke in ihre Arbeits- und Denkweisen. Die anschließende Zeit war bereits verplant. Denn für den restlichen Abend stand noch so einiges auf dem Programm. Unter anderem bekamen die Besucher Ausschnitte aus dem Programm der jüdischen Komponistin Ursula Mamlok zu hören, begleitet von den Violinisten Vladimir Anohin, der Tänzerin Denise Dumröse und Texten von Marion Mendéz. Musikalisch unterhielten außerdem E. Tscherkes und M. Sherman mit Klezermusik. Des Weiteren gab es auch einen Bücherbasar und die Kinder bauten gemeinsam an einer Laubhütte. Das Abendprogramm wurde durch die hallesche Gruppe "Knoten 46" gestaltet.

Viele der Anwesenden hatten die Ausstellungen der vergangene Jahre mit verfolgt und freuten sich sehr über die Begegnung mit den Kreativen. Die Köthenerin Ruth Brandt zum Beispiel.

Besonders gut gefielen der 86-Jährigen die Sachen von Ruth Mosner und die Stücke aus der Ausstellung "Entpuppt" von Marina Kapilova, die auch zur Sammlung der Synagoge gehören. Auch Peter Erdmenger ist an der jüdischen Geschichte und der Kunst im Allgemeinen sehr interessiert. Der Köthener malt in seiner Freizeit selbst und organisiert zudem Ausstellungen für malende Ärzte in ganz Deutschland. "Kunst ist eine gespaltene Sache", sagt er. Für den 67-Jährigen ist entscheidend, dass zumindest etwas erkennbar ist.

Im Abstand von drei Monaten werden auch in den kommenden Jahren Ausstellungen im Museum Synagoge präsentiert. Und spätestens im 15. Ausstellungsjahr soll es laut Marion Mendéz auch wieder eine Gesprächsrunde mit den Künstlern geben.