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Vom Zug ins närrische Getümmel

Von Sylvia Czajka 04.02.2008, 17:13

Aken/Köthen/MZ. - Denn erstmals nach der Einstellung des Personenzugverkehrs zwischen den beiden Städten im Dezember 2007 ist wieder was los auf dem Gleisbett. Andreas Lenske trat den Dienst gern an. Denn schließlich hat die Sonderzugfahrten zum Rosenmontag in die Karnevalshochburg Köthen sein Verein der Eisenbahnfreunde Aken organisiert. Und in dem ist Lenske Mitglied, sogar Gründungsmitglied.

Lokführer-Kollege Karsten Bader bei der Elbe-Saale-Bahn hat den Triebwagen Montagfrüh 7 Uhr in Aschersleben durchgestartet, um die Narren pünktlich und stressfrei mit 60 km / h von der Elbe an die Ziethe zu "kutschieren". 311 Jecken nahmen das Angebot gern an.

Tradition weitergeführt

Darunter war auch Norbert Hauptvogel, seines Zeichens Elferratsmitglied, der mit seiner flott bebrillten Ehefrau Dorothea die Schienen-Reise antrat. "Die Zugfahrt hat schon Tradition", erzählt das Ehepaar. Immer am Rosenmontag geht's zum Bahnhof und dann ins Getümmel. Beide bedauern, dass der Personennahverkehr eingestellt wurde. Genau wie Sophie Ledabyll. Die 17-Jährige, die in den Cheerleader-Reihen von Narraria tanzt, ist früher täglich mit dem Zug nach Köthen gefahren. Dass nun nichts mehr geht, damit kann sich die Akenerin ganz und gar nicht anfreunden. "Man hätte doch die Zeiten verändern können. Vielleicht nicht jede Stunde, sondern alle zwei Stunden fahren", lautete ihr Vorschlag. Doch den Zugverkehr ganz einzustellen, das sei schon schlimm. Trotzalledem ließen sich Sophie Ledabyll und Freundin Linda Reinbothe den Tag nicht verderben. Am Sonntag haben sie mit ihren Tänzen bereits den Dessauern eingeheizt, am Montag gelang es ihnen bei den Köthenern.

Sheriff im Abteil

Unter den Fahrgästen befanden sich auch Indianer und ein Sheriff. Tobias und Florian Becker aus Kühren haben schon im besten Mannesalter von drei und fünf Jahren den "Wilden Westen" erobert. Sie ließen sich nun erstmals mit dem "Dampfross" in die Narrenstadt fahren.

Anneliese Berger und Marion Kelling sind hingegen Stammfahrgäste am Rosenmontag. Dieses Mal erhielten sie sogar ein besonderes Erinnerungsstück. Eine Fahrkarte, die noch aus den Beständen der Deutschen Reichsbahn stammt. Persönlich abgestempelt von Lok-Führer Andreas Lenske, versteht sich.

Zugluft wollte wieder mal Regina Lange schnuppern. Früher habe sie oft die Bahn nach Köthen genutzt. Das Fahrrad nahm sie immer mit. Denn retour an die Elbestadt hieß es, in die Pedalen treten. "Das waren noch Zeiten", meint sie nachdenklich. Auch Heike Lange vermisst die Reise auf den Schienen in die Kreisstadt. "Es ist schade, dass die Strecke eingestellt wurde", betont die Akenerin.

Andreas Lenske und die 15 Mitglieder des Vereins der Akener Eisenbahnfreunde sehen sich bestärkt in ihren Plänen, öfter Sonderfahrten zu organisieren. Die nächsten Züge werden zum Sachsen-Anhalt-Tag nach Merseburg rauschen. "Hoffentlich mit der gleichen Resonanz", sagt Vereinsvorsitzender Holger Fuchs, der sich schon auf die nächste Abfahrt freut.