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Über 900 Impfungen Unterstützung aus Bayern für Impf-Aktion in Köthen

Raymond Schulz von der Sanitätsschule in Köthen hat mit seinem Team am gesamten Wochenende über 900 Impfungen durchgeführt.

Von Jessica Vogts 20.12.2021, 11:48
Nur ein kurzer Pieks:  Köthenerin Lisa Semtner holte sich am Samstag ihre Booster-Impfung bei Raymond Schulz ab.
Nur ein kurzer Pieks: Köthenerin Lisa Semtner holte sich am Samstag ihre Booster-Impfung bei Raymond Schulz ab. (Foto: Vogts)

Köthen/MZ - Vor der Turnhalle in der Bernburger Straße in Köthen hatte sich am Samstagvormittag eine lange Schlange gebildet. Sie alle waren gekommen, um eine Corona-Impfung zu erhalten. Pünktlich zum vierten Advent hatte Raymond Schulz von der Sanitätsschule hier ein Sonderimpfangebot aus dem Boden gestemmt. „Wir stehen als Verein bei Notsituationen immer an vorderster Front. Das ist für uns Ehrensache“, erklärte Raymond Schulz, der Vorsitzende des Deutschen Fördervereins für Sanitätswesen in Köthen.

Unterstützung erhielt er von der Hochschule Anhalt, die die Räumlichkeiten zur Verfügung stellte, und aus Bayern. Mediziner Alexander Hatz kam extra für die Impfaktion nach Köthen. Mit ihm im Schlepptau zwei Ärzte und zwei Rettungsassistenten und der Impfstoff. Auch der kam nämlich aus Bayern - gut gekühlt bei rund vier Grad wurde er in einer Box sicher nach Köthen transportiert. „Es ist schon ein logistischer Aufwand“, so Alexander Hatz. Aber das nahm er gern in Kauf. „Die Impfzentren haben nur ein gewisses Kontingent und das frustriert die Leute. Wir wollen mit so einer Aktion einfach dagegen wirken“, sagte er.

Am Wochenende standen 950 Impfdosen von Moderna und 120 von Biontech/Pfizer zur Verfügung

Über das Internet und die Vereinstätigkeit hatten sich Raymond Schulz und Alexander Hatz kennengelernt. „Ob ich nun in Bayern oder eben in Köthen impfe, ist ganz egal“, erklärte Hatz. Also organisierte er den Impfstoff und brachte ihn her. Er wollte in der Krisenzeit helfen. Und „helfen ist unser Beruf“, weiß auch Raymond Schulz, der in den Jahren schon so etwas wie ein „Helfersyndrom“ entwickelt hat, wie er selbst zugibt. Darum auch habe er keine Minute gezögert, als es um das Impfen ging. Und er impfte am Wochenende sogar höchstpersönlich. „Fürs Impfen muss man nicht direkt ein Arzt sein. Ich habe mich deswegen extra nochmal abgesichert“, erklärte er das Prozedere. Fürs Spritzen selbst habe er ein entsprechendes Zertifikat. Und als ausgebildeter Rettungssanitäter weiß er ohnehin, was zu tun ist.

Alexander Hatz brachte den Impfstoff aus Bayern mit.
Alexander Hatz brachte den Impfstoff aus Bayern mit.
(Foto: Vogts)

Am Samstag standen 600 Impfdosen von Moderna und 120 von Biontech/Pfizer zur Verfügung. Am Sonntag konnten weitere 350 Moderna-Impfdosen verspritzt werden. Es sind beachtliche Zahlen. Als das Impfzentrum des Landkreises reaktiviert wurde, standen gerade einmal knapp 150 Impfdosen für einen Tag zur Verfügung. Die Impfung gab es auf Termin, um Wartezeiten zu vermeiden. „Man musste maximal eine Stunde warten“, sagte Schulz.

Zu wenig Biontech-Impfstoff sorgte für Ärger

Der Biontech-Impfstoff war nur in begrenzter Menge vorhanden und für eine bestimmte Altersgruppe angedacht. Das sorgte offenbar für Ärger. In einer lokalen Facebook-Gruppe machte eine Frau ihren Unmut Luft. Explizit hatte sie bei der telefonischen Terminvergabe um den Biontech-Impfstoff gebeten, weil sie mit dem Moderna-Impfstoff ihre Bedenken hatte.

Laut der Ständigen Impfkommission (Stiko) sollen jedoch die unter 30-Jährigen nur noch den Impfstoff von Biontech/Pfizer erhalten. Dieser Tatsache war sich die 31-Jährige bewusst, sah sich mit ihrem Alter aber an der Grenze. Am Telefon versprach man ihr offenbar auch Biontech. „Entgegen der Zusicherung wollte man mir vor Ort Moderna impfen“, schrieb sie. Das lehnte sie ab und ging nach zweistündiger Wartezeit wieder - ohne Impfung.

Raymond Schulz hat kein Verständnis dafür. „Die Frau hat keine Vorerkrankungen. Aus ärztlicher Sicht sprach nichts gegen Moderna“, entgegnete er.