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Umrüstung auf Pflanzenöl

Von Heiko Wigrim 01.10.2006, 15:26

Edderitz/MZ. - Vor rund zwei Jahren wurde die GmbH aus der Taufe gehoben, seit 15. November 2005 ist Edderitz der offizielle Firmensitz. "Beam" ist die Abkürzung für "Bio-Energie aus Mecklenburg". "In Mecklenburg-Vorpommern waren wir etwas weit ab vom Schuss", und so habe man nach einem Standort gesucht, "der ein bisschen zentraler liegt." Dies sei hier hinsichtlich der Autobahnanbindung und der Nähe zum Flughafen Leipzig der Fall.

"Unser Hauptgeschäft ist die Umrüstung von Nutzfahrzeug-Dieselmotoren auf den Betrieb mit Pflanzenöl - im wesentlichen Rapsöl", erklärt der Geschäftsführer. Die Gesellschaft hat dazu ein eigenes, patentiertes System entwickelt. "Das Beam-Plus-System 'Hotoel 2005" ist ein wartungsfreies und robustes Eintanksystem", erklärt der Geschäftsführer. Dadurch ist es möglich, das Fahrzeug ausschließlich mit Pflanzenöl zu betreiben. "Andere Treibstoffe, beispielsweise zum Starten des Motors, sind nicht mehr nötig." Dennoch kann, so Tögel, jederzeit Diesel in jedem Mischungsverhältnis getankt werden. "Wenn beispielsweise ein Spediteur nach Spanien unterwegs ist, kann er dort bedenkenlos Diesel tanken, um wieder nach Hause zu kommen."

Pflanzenöl habe gegenüber Diesel mehrere Vorteile. "Es ist ein umweltfreundlicher Treibstoff mit neutraler C02-Bilanz." Außerdem ist Pflanzenöl nicht umweltgefährdend. "Ein wesentlicher Faktor ist, dass Pflanzenöl ein kostengünstiger Treibstoff ist", sagt Tögel. Der Liter Öl sei schon für 65 Cent zu haben. "Von den Kosten her hat sich die Umrüstung auf Pflanzenöl bereits nach drei Monaten amortisiert." Dadurch könnten die Kunden bereits zeitnah von den Einsparungen bei der Pflanzenölnutzung profitieren. Außerdem habe das Pflanzenöl die gleiche Energiedichte wie Diesel, so dass es leistungsmäßig gegenüber dem Diesel keinerlei Einschränkungen gebe.

Mit der Motoren-Umrüstung, dem "Butter- und Brotgeschäft" der Firma, wie Tögel es nennt, sind zwölf feste Mitarbeiter beschäftigt. "Zehn davon kommen aus der Region." Außerdem werden noch eine gleiche Anzahl freier Mitarbeiter beschäftigt. "Gern würden wir auch mehr Personal einstellen", sagt der Geschäftsführer. Denn das Unternehmen agiert in einer Wachstumsbranche. "Es gab Monate, da ist unser Umsatz um 100 Prozent gewachsen." Den Jahresumsatz des Unternehmens beziffert der Geschäftsführer mit derzeit etwa drei Millionen Euro.

Die Umrüstung der Motoren wird beim Kunden vorgenommen. Nach einem Tag ist alles erledigt. "Wir schulen dafür bevorzugt die Service-Unternehmen der Kunden" - also Lkw-, Land- und Baumaschinen-Fachwerkstätten. Diesen Vertriebspartnern wird der Einbau des Systems erläutert. Insgesamt wurden mit der Edderitzer Pflanzenöltechnik deutschlandweit bereits 1500 Fahrzeuge umgerüstet. "80 Prozent im Lkw-Bereich, je zehn Prozent Landmaschinen und Spezialmaschinen."

Die Schulungsteams von Beam-Plus sind hauptsächlich in Schleswig-Holstein, Hamburg, Nordrhein-Westfalen und im süddeutschen Raum tätig. Außerdem werden Motoren in Holland, Rumänien, Österreich und in der Türkei umgerüstet. Auch Blockheizkraftwerke laufen bereits mit Beam-Plus-Technik. "Aufträge aus den neuen Bundesländern gehen noch relativ schwach ein." Größter Kunde in der Region sei ein Speditionsunternehmen aus Weißandt-Gölzau.

"Unsere Mitarbeiter bezahlen wir pünktlich und über Tarif", erklärt der Firmenchef. Dies motiviere die Angestellten bei ihrer Arbeit, die ein großes Maß an Flexibilität voraus setzt. "Wir stellen auch gern ältere Mitarbeiter ein", meint Tögel, solche, die bereits zu LPG-Zeiten als Techniker gearbeitet haben und es daher gewohnt sind, sich auf unterschiedliche Situationen einzustellen. Bau- und Landmaschinenmechaniker haben bei Beam-Plus gute Chancen. "Wer gut ist, kann auch gutes Geld verdienen."

Beam-Plus ist dabei, sich neue Standbeine aufzubauen - so im Bereich Entwicklung. So soll beispielsweise erforscht werden, wie sich Glyzerin, ein Abprodukt der Diesel-Herstellung, als kostengünstig als Treibstoff verwenden lässt. "Derzeit versucht jeder, seinen nachwachsenden Rohstoff anwendbar zu machen."

Ein anderes Standbein kann die Standortentwicklung werden. Beam-Plus ist derzeit dabei, in Süd-Rumänien einen Standort für eine Bio-Ethanol-Anlage vorzubereiten. "Wir sind als Beratungsunternehmen an der Entwicklung beteiligt."

Produktionsstandort für die Beam-Plus-Umrüst-Anlagen ist Regensburg. Edderitz ist das Kommunikationszentrum der Firma. Stolz ist der Geschäftsführer darauf, dass es gelungen ist, die Geschäfte ohne Fördermittel und Fremdkapital abzuwickeln.

Infos unter unten angegebenen Internetadresse.