Undercover-Test Tourismus in Köthen: Welche Sehenswürdigkeiten sollte man sehen?

Köthen - Die Region Anhalt-Bitterfeld lockt vor allem Tagestouristen an. Das zeigen die Ergebnisse der Studie „Wirtschaftsfaktor Sachsen-Anhalt“, die kürzlich veröffentlich wurde.
Demnach verschlug es im Jahr 2014 11,5 Millionen Besucher für einen Tagesausflug in die Region. Aber welche Tipps bekommt man eigentlich, wenn man als Tagestourist nach Köthen reist? Welche Sehenswürdigkeiten werden den Besuchern in der örtlichen Touristikinformation empfohlen und welche nicht? Wir haben den Test gemacht.
Beratung in der Köthen-Information
Es ist Donnerstagmittag, kurz vor 11 Uhr. Ich bin auf dem Weg in die Köthen-Information. Dort werde ich mich als Reisende ausgeben, die in Dessau urlaubt und für wenige Stunden zu Besuch in der Bachstadt ist.
Die offizielle Website der Stadt verspricht mir hier eine Fülle an Serviceangeboten: Auskunft über Stadt und Umgebung, Ausstellungen, Sehenswürdigkeiten und Veranstaltungen. Zudem den Verkauf von Eintrittskarten und Souvenirs, sowie die Vermittlung von Stadtführungen. Letzteres kommt aufgrund meines nur knappen Zeitfensters allerdings nicht in Frage.
Hinter dem Holztresen der Stadtinformation im Köthener Schloss erwarten mich zwei Mitarbeiterinnen, denen ich mich als Ilona Strauch vorstelle.
„Was würden Sie mir empfehlen? Was sollte ich mir ansehen. Viel Zeit hab ich allerdings nicht“, sage ich. Zuerst sieht mich die Mitarbeiterin etwas skeptisch an, legt mir aber gleich darauf eine Broschüre vor und schlägt den darin enthaltenen Stadtplan auf.
„Wenn Sie nur heute da sind, dann machen Sie doch den Rundgang ,Köthener Perlen‘. Der startet im Schloss. Hier können Sie den Spiegelsaal besichtigen, wir haben einige Museen und Ausstellungen.“ Soweit, so gut, denke ich mir. Aber eigentlich wollte ich ja die Stadt besichtigen.
„Danach gehen Sie zur ehemaligen Lutzeklinik mit Denkmal“, setzt Sie ihre Aufzählung fort, während sie mir den Weg auf der Karte mit dem Finger nachzeichnet, „zu den Kirchen St. Maria Himmelfahrt, St. Jakob und St. Agnus - die ist übrigens besonders schön - zum Bachdenkmal und abschließend Rathaus.“ Insgesamt beinhaltet der Rundgang 14 Sehenswürdigkeiten. Ein straffes Programm, wo ich doch nur einige Stunden vor Ort bin.
Geheimtipps für den knappen Zeitplan
„Ich fürchte, dass schaffe ich nicht alles. Was sollte ich mir ihrer Meinung nach denn unbedingt ansehen?“ Daraufhin lächelt mich die Mitarbeiterin an und legt den Plan zur Seite. Folgen nun die Insidertipps? „Ganz ehrlich? Dann lassen Sie die Museen weg. Gehen sie zur Kirche St. Jakob. Für zwei Euro können Sie sogar über den Steg zwischen den beiden Türmen laufen. Von da aus haben Sie einen tollen Blick auf die komplette Stadt“, sagt sie.
Na also, ein Geheimtipp. Darauf hatte ich gehofft. „Die St. Agnus Kirche dürfen Sie aber wirklich nicht verpassen. Dort hängt sogar ein Cranach-Gemälde. Das müssen Sie gesehen haben.“
Bevor ich gehe, drückt mir die Mitarbeiterin noch die Broschüre der Stadt in die Hand. „Darin finden Sie viele Hintergrundinformationen zu unseren Sehenswürdigkeiten. Für eine Führung fehlt Ihnen ja sicherlich die Zeit.“ Zufrieden verabschiede ich mich und breche zu meinem vermeintlichen Stadtrundgang auf.
Besser beraten als im Internet
Freundlich, auf den Punkt und informativ: So könnte man die Beratung in der Köthen-Information zusammenfassen. Im Gegensatz zur Touristikwebsite Tripadvisor, wo mir lediglich das Historische Museum als „interessant und informativ“ angepriesen wird, wurde ich hier ausführlicher beraten.
Ich habe hilfreiche Tipps bekommen, die so weder in Broschüren noch im Internet zu finden sind und musste dafür nur wenige Minuten meiner Zeit einplanen.
Sollte es in diesem Jahr also wieder Millionen Tagestouristen nach Anhalt-Bitterfeld - ja, vielleicht sogar Köthen - verschlagen, empfehle ich diesen unbedingt, einen Abstecher in die Touristikinformation im Schloss machen. (mz)