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Teufelchen mit leuchtenden Hörnern

Von STEFANIE GREINER 01.05.2009, 16:38

PROSIGK/MZ. - Zumindest in Prosigk. Zum nunmehr elften Mal hielten die sagenumwobenen Frauen in der Nacht vom 30. April auf den 1. Mai in der kleinen Ortschaft an der B 183 Einzug.

"Das ist ein besonderes Ereignis", freute sich Hexe Annelore, die schon stolze 795 Jahre auf dem Buckel hat. Trotz ihres hohen Alters machten sie und ihre Kolleginnen einen flotten Eindruck. "Wir haben die schicksten Haare", bemerkte Hexe Renate. Doch nicht nur die alt eingesessenen Kräuterweiber, sondern auch der Hexennachwuchs trat in fantasievollen Kostümierungen auf.

Die achtjährige Lucie und ihre dreijährige Schwester Maxi waren als kleine Hexen verkleidet. Der vierjährige Robin verwandelte sich in einen Teufel mit leuchtenden Hörnern. Sichtlich aufgeregt warteten die Mädchen und Jungen hinter dem legendären Prosigker Hexenberg auf ihren langersehnten Auftritt. Um 21 Uhr war es dann so weit: Leuchtende Zottelmähnen, Hexenhüte und Teufelshörner tauchten an der Spitze des Hügels auf. Mit anmutigen Schritten näherten sich die kleinen und großen Wesen der Finsternis dem ehrfürchtigen Publikum. Auf der Bühne führten sie ihre Tänze auf.

"Für die Kinder ist das wirklich schön", lobte Silvio Bürger aus Quellendorf, der das Prosigker Hexenfest auch in den vergangenen Jahren besucht hatte. Über das Geschehen auf der Bühne hinaus gab es auch auf der Festwiese allerhand zu erleben. Ein Kinderkarussell lud zu einer gemütlichen Fahrt ein. Im Kettenkarussell ging es hoch hinaus. Inmitten der schätzungsweise 1 300 Besucher wuselten hier und da auch einige Kostümierte. Eine davon war Jana Rappsilber aus Pösigk, die ins Hexenkostüm geschlüpft war. "Ich finde das eine schöne Sache", lobte sie das Hexenfest.

Die traditionelle Prosigker Veranstaltung liegt auch "Oberhexe" Sigrid Richter, Vorsitzende des Heimatvereins, und Bürgermeister Volker Richter am Herzen. "Ich wünsche mir, dass unsere Hexen noch fliegen", teilte der Bürgermeister mit. Wie man ihm diesen Wunsch erfüllen soll, das wussten selbst die Hexen nicht so genau. Eines aber gelang den buckligen Frauen: Sei es durch Zauberei oder einen guten Draht zu Petrus - die anfänglichen Schlechtwetterwolken zogen nach einem kurzen Regenschauer von dannen.

Das gruselige Ambiente lockte auch die Köthener Schlosshexen und den Teufel nach Prosigk. Selbst Graf Dracula aus Transsilvanien ließ sich das Spektakel nicht entgehen. Die Suche des Teufels nach einer Frau schien wie verhext. "Krötenfurz und Feuerstein, was soll denn das gewesen sein?", ärgerte sich Maik Wiegand in der Rolle des Teufels über das Angebot. Bereits seit einigen Jahren pflegen die Köthener Schlosshexen ein freundschaftliches Verhältnis zu ihren Gleichgesinnten aus Prosigk. Cindy Wiegand kümmert sich um die Tänze der Hexen und Teufel aus der Bachstadt.

Auch die Gastgeberinnen legten eine flotte Sohle aufs Parkett. Im Anschluss an die neun Rockerinnen der Prosigker Hexensippe stieg der Oberteufel des Dorfes aus der Unterwelt auf. "Heute ist die Nacht der Dämonen und Hexen", ließ Randolph Schneider seine markerschütternde Stimme ertönen. Der Auftritt des Teufels wurde von düsterer Musik und einem leuchtenden Feuerwerk umrahmt. Würdevoll nahm er die schönste Hexe des Abends, seine eigene Frau Stefanie Schneider-Schebera, in den Arm. Zur zweitschönsten Hexe wurde Sabine Winter gekürt. Platz drei ging an Renate Wolf. "Die sind unwahrscheinlich kreativ geworden", freute sich Robert Wolf über die Kostümierungen. Die Geburt des Prosigker Hexenfestes ist maßgeblich ihm zu verdanken.