Technik-Studiengänge Hochschule Anhalt Technik-Studiengänge Hochschule Anhalt: Frauen sollen raus aus der Minderheit

Köthen - Zunächst einmal muss Korinna Bade mit einem Vorurteil aufräumen: „Mädchen begeistern sich für MINT-Themen. Sie sind in der Schule ebenso gut wie die Jungen“, berichtet die Professorin für Informationsmanagement an der Hochschule Anhalt. Doch obwohl sich die Schülerinnen für MINT - Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik - interessieren und gute Leistungen bringen: „Viele junge Frauen studieren dann diese Fächer nicht“, weiß die Professorin aus Untersuchungen. Über die Gründe kann Bade nur mutmaßen, bestehende Rollenbilder gehören wohl aber dazu. „Die Mädchen können sich nicht vorstellen, das zu studieren“.
Lockmittel: Youtube-Film
Das will die Hochschule Anhalt ändern und hat die Initiative „Make up your MINT“ (zu deutsch etwa: Werde dir über MINT klar) gestartet. Das Projekt, finanziert vom Land Sachsen-Anhalt und dem Europäischen Sozialfonds, möchte Mädchen Naturwissenschaften und Technik näherbringen. Zunächst galt es, die Zielgruppe anzusprechen. „Wir haben uns am Medienverhalten der Mädchen orientiert“, schildert Projektleiterin Bade. Bei denen sind vor allem Youtube-Videos im Stil „Lets Play“ angesagt. Diese Videos kommen aus dem Bereich Computerspiele, in denen die Spieler während des Spiels die einzelnen Schritte erklären.
Die Hochschule hat darum zum MINT-Projekt einen eigenen Youtube-Kanal eingerichtet. Dort sind Schülerinnen bei einem Experiment etwa beim Zukunftstag an der Hochschule zu sehen, die dabei erklären, was sie machen. Gemacht haben die Teilnehmerinnen den Film selbst. „Wir haben Akteurinnen und Sprecherinnen“, betont die Professorin.
Praktikum im Labor
Als nächstes wollen die Mitarbeiter des Projekts die jungen Frauen an ein Studium heranführen. Beim zweiwöchigen Praktikum MINT-Lab vom 18. Juli bis 29. Juli versuchen sie sich in der Verfahrenstechnik: Sie stellen Lavendel-Limonade her. Zugleich drehen die Teilnehmerinnen ein Video für Youtube. „Die jungen Frauen können die Verfahrens- und die Medientechnik kennenlernen und entscheiden, was ihnen besser gefällt“, schildert Bade die Idee. Damit die Praktikantinnen sehen, wo sie ihr Studium später anwenden können, gibt es eine Betriebsbesichtigung, eine Beratung bei der Arbeitsagentur und Gespräche mit Studentinnen. Teilnehmen können junge Frauen ab Klasse 11 aus dem ganzen Land.
Die Hochschule möchte mit dem MINT-Lab nicht nur die Begeisterung für die Fächer entfachen. Die Mitarbeiter um Korinna Bade wollen mit Vorurteilen oder Unwissen aufräumen. So gebe es noch das Bild des Ingenieurs, der an schmutzigen Maschinen arbeitet, sagt die Professorin. Zudem fehlten den Mädchen oft Ingenieurinnen in der Familie als Vorbild. Und „die Hochschule erhofft sich mehr Studentinnen“.
Die Zahlen zeigen, dass mehr junge Frauen an der Hochschule studieren könnten. In der Biotechnik sehe es ganz gut aus, weiß Bade, aber „beim Bachelor Informatik sind wir schon gut, wenn wir bei 60 Studienanfängern drei Mädchen dabei haben“. Ähnlich sei das in der Elektrotechnik.
Mehr Informationen gibt es im Netz. Dort können sich Interessierte auch für das MINT-Lab anmelden: make-up-your-mint.de. Unter diesem Titel gibt es auch den Kanal bei Youtube. (mz)
