Tag der Muttersprache Tag der Muttersprache: Projekt plant Luther-Würdigung in Berlin

Köthen/MZ - Und das vor erlesenem Publikum. Die Festveranstaltung „Unsere Muttersprache – unerschöpflich“ findet nämlich in Berlin statt, mit viel Prominenz unter den 200 Gästen.
Umso aufgeregter sind natürlich alle Köthener Teilnehmer, und diese stammen nicht ausschließlich aus den akademischen Kreisen der Neuen Fruchtbringenden Gesellschaft. Auch Schülerinnen und Schüler der Freien Schule Anhalt sowie des Ludwigsgymnasiums sind Teil des Programms aus Vorträgen, Theater- und Musikstücken.
Nur ein Junge in der AG
Daher ist die Spannung und Vorfreude auf das kommende Ereignis bei den jüngsten Teilnehmern besonders groß. Die Theater-AG der Freien Schule Anhalt unter der Leitung von Verena Balatka, Englisch-Lehrerin und Klassenleiterin der 5b, führt ein Theaterstück zu Luthers Fabeln auf. „Vom Frosch und der Maus“, „Vom Raben und dem Fuchs“ und „Von der Stadtmaus und der Feldmaus“ werden von den Schülern der fünften Klasse mit einfachen Requisiten und Kostümen dem Publikum dargeboten. Geplant ist ein nahtloser Ablauf der Fabeln hintereinander. Jede Fabel wird von einem Erzähler eingeleitet und mit einer Moral beendet. „In jeder Fabel treten vier Kinder auf“, so Balatka. „Drei Schüler spielen die Rollen und einer ist der Erzähler.“
Die Schüler gestalten dieses Projekt mit großem Eifer und Spaß mit. Sie freuen sich auf die Fahrt nach Berlin. „Ich bin schon sehr gespannt auf den Auftritt vor so vielen Leuten“, sagt Amelie von Kerssenbrock. Die Elfjährige übernimmt in der Fabel „Von der Stadtmaus und der Landmaus“ die Rolle der Stadtmaus. Die wöchentlichen Proben für das Theaterstück werden den Kindern nicht langweilig. „Das Training macht Spaß und ist lustig“, sagt Isabel Dudacy, die als Erzähler auftritt. Als Kostüm trägt sie bis jetzt einen langen grauen Umhang. „Wir überlegen, ob wir die Erzähler wie Luther selbst verkleiden“, verrät die Klassenlehrerin.
Balatka selbst hat keine Rolle. „Die Bühne gehört den Kindern. Ich übernehme nur die Koordination.“ Dies war am Anfang ein wenig schwierig, da sich viele Kinder für die Theater-AG meldeten. „Wir hatten leider nicht für jeden eine Rolle.“ Aber es gibt ja noch die Zweitbesetzungen und die müssen genauso üben wie die Erstbesetzungen. Viele Kinder haben daher auch mehrere Rollen. „Ich bin die Zweitbesetzung für einen Erzähler und für den Frosch“, erklärt Paul Baier. Der Elfjährige ist übrigens der einzige Junge in der Theater-AG. .Das Stück soll natürlich auch außerhalb der Festveranstaltung in Berlin aufgeführt werden. „Wahrscheinlich werden wir es für die neuen Fünftklässler zum neuen Schuljahr noch mal zeigen“, so Balatka.
„Sendbrief vom Dolmetschen“
Die Idee für die Fabeln reifte in einem Gespräch mit Professor Uta Seewald-Heeg, Vorsitzende der Neuen Fruchtbringenden Gesellschaft. „Die Fabeln haben am Ende immer eine kleine Moral und wurden von Luther auch oft als politische Texte verwendet. Das eignet sich gut für Kinder“, sagt Seewald-Heeg. Neben dem Theaterstück gibt es auch einen Schülervortrag unter der Leitung von Lienhard Hinz, einem Mitglied der Neuen Fruchtbringenden Gesellschaft. Das Thema ist der „Sendbrief vom Dolmetschen“, den Luther 1530 verfasste. Der Vortrag wird von acht Schülern der neunten und elften Klasse aus der Freien Schule und dem Ludwigsgymnasium gehalten. „Es ist uns wichtig, dass sich junge Menschen mit ihrer Sprache auseinandersetzen“, so die Vorsitzende. „Sprache wird mit jeder Generation geprägt und die jungen Leute tragen die Sprache heute weiter.“
Die Festveranstaltung konzentriert sich neben den Werken Martin Luthers auch auf die Bedeutung des Predigers und Reformers für die deutsche Sprache als Stiftung von nationaler Identität. „Daher ist es wichtig, dass diese Veranstaltung in Berlin auch einen solchen Rahmen bekommt und die Politiker ihr viel Bedeutung beimessen“, betont Seewald-Heeg. „Sprache ist keine vom Menschen losgelöste Existenz, sondern besteht nur mit uns. Das ist die Intension der Veranstaltung.“ Seewald-Heeg selbst wird zusammen mit ihrem Berliner Kollegen Carsten Niemann und der Hallenser Germanistin Julia Schinkoethe auf Luthers Bibelübersetzungen und die darauf aufgebaute Sprachforschung eingehen. „Es geht besonders um Wortbildung und wie ein Weg zu einer allgemeinen Schriftsprache gesucht wurde.“ Allerdings soll die Veranstaltung auch einen Bogen in die Gegenwart schlagen. „ Wir wollen zeigen, wie Luthers Arbeit auf die heutige Sprachforschung wirkt, aber auch, wie es um die deutsche Sprache heute steht. In vielen Bereichen, wie etwa der Wissenschaftssprache verzichtet man immer mehr auf das Deutsche. Das ist ein Verlust“, so Seewald-Heeg.
