Stumpi, der ungekünstelte Satiriker
KÖTHEN/MZ. - In seiner Rolle als Familienvater und Deutschlehrer Udo Struutz gelang Wolfgang Stumph am Steuer von Trabi "Schorsch" der große Durchbruch.
Bühnenshow mit Einkaufstüte
Am vergangenen Sonntag nun ist der Schauspieler und Kabarettist zu Gast in Köthen. 350 Gäste wollen "Stumpi" live erleben. Mit einer Einkaufstüte in der Hand betritt der 64-Jährige die Bühne des Johann-Sebastian-Bach-Saals und kramt diverse Bücher heraus...
Sein Auftritt soll kein Kabarettabend, sondern eine Lesung werden - und zwar "Höchstpersönlich". Einige spitze Bemerkungen lässt sich der Schauspieler am Anfang jedoch nicht nehmen. "Ich wusste gar nicht, dass Köthen so viele Einwohner hat", begrüßt er das Publikum. Statt empörter Worte erntet Wolfgang Stumph Heiterkeit.
Während seines zweistündigen Programms blickt der beliebte Sachse auf seine Bühnen- und Filmerfolge zurück. Er plaudert aus dem Nähkästchen und lässt die Zuschauer hinter die Kulissen schauen. Auch einen seiner Lieblingswitze möchte Wolfgang Stumph dem Publikum nicht vorenthalten. "Sagt die Kuh zum Polizisten: Du wirst es nicht glauben, aber mein Mann ist auch Bulle."
Sympathisch und ungekünstelt tritt der Satiriker auf. In gewohnt augenzwinkernder Manier kritisiert er das kochsendungslastige Fernsehprogramm und zieht Politiker durch den Kakao. "Der sieht immer aus, als wäre er Klassensprecher der 12 b", beschreibt er Gesundheitsminister Philipp Rösler. Nach dieser gewohnt spitzzüngigen Anspielung besinnt sich Wolfgang Stumph des ursprünglichen Grundes für seinen Abstecher nach Köthen. "Eigentlich wollte ich ja lesen", merkt er an.
Im Verlauf der Veranstaltung gibt der Publikumsliebling Auszüge seiner Bücher "Stubbe - Der Mann für jeden Fall" und "Sächsische populäre Irrtümer" zum Besten. Er zeigt Szenen aus den Komödien "Go Trabi Go" und "Der Job seines Lebens". "Als kleiner Junge wollte ich unbedingt Schauspieler werden", schwelgt Wolfgang Stumph in Erinnerungen.
Vor seiner Filmkarriere machte sich der Sachse als Kabarettist einen Namen. Er war langjähriges Mitglied des Dresdener Ensembles "Die Herkuleskeule" und trat als Sketchpartner Gunther Emmerlichs in der Unterhaltungssendung "Showkolade" auf. Als "Beutelgermane" schlich sich Wolfgang Stumph in die Herzen des DDR-Publikums. Auch seine Auftritte als Klomann sind legendär. "Mein Job ist krisensicher. Da boomt das Geschäft." Neckische Anspielungen dürfen natürlich auch hier nicht fehlen. "Wo Mist gemacht wird, kann die Politik nicht weit sein", lästert Wolfgang Stumph. Als Klomann Oskar machte er im Januar 2003 auch vor dem Bundestag nicht halt.
Das Publikum liebt seine direkte Art. Vera Anton und ihre Tochter sind begeistert. Die beiden Frauen sitzen in der ersten Reihe und erleben den Satiriker aus nächster Nähe. "Das ist Stumpi", freut sich Cornelia Anton über den Ulk auf der Bühne. Wolfgang Stumph nimmt die "Bedienungsanweisungsaufbauvorschriften" eines bekannten schwedischen Möbelhauses auf die Schippe und beklagt den Recycling-Charakter einiger Fernsehprogramme.
Gespür für ernste Themen
In seinen Kriminalfilmen "Stubbe - Von Fall zu Fall" beweist der Schauspieler aber auch sein Gespür für ernste Themen. "Er ist sehr vielseitig", lobt Thomas Mohr. Von der Natürlichkeit des TV-Stars ist der Köthener beeindruckt. "Mich würde mal interessieren, wie sie zum Frosch gekommen sind", richtet sich Heidi Rannefeld an Wolfgang Stumpf. Nach der Anfrage, ob er diese Rolle in der Operette "Die Fledermaus" spielen wolle, musste der Kabarettist nicht lange überlegen. "Das Publikum sitzt im Frack", erzählt er. "Und dann werden sie konfrontiert mit dem besoffenen Frosch, der politische Satire macht." Für ihn sei dies immer wieder spaßig.
Mit Einblicken in sein Leben hat Wolfgang Stumph das Köthener Publikum begeistert. Er schreibt Autogramme und beantwortet weitere Fragen. Heidi Rannefeld bringt die Veranstaltung auf den Punkt: "Es war sehr interessant, aufschlussreich und unterhaltsam."
Das Geheimnis um den Trabi auf zwei Rädern hat der Sachse übrigens auch gelüftet. "Es war ein Stuntman aus Frankreich", verrät er und fügt beeindruckt hinzu: "Der fährt die Kurven alle. Sagenhaft." Die Treppenszene ließ sich Wolfgang Stumph jedoch nicht nehmen. "Es hat einen Riesenspaß gemacht, da runter zu fahren", erinnert sich der Schauspieler.