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Stirbt der Einzelhandel? Stirbt der Einzelhandel?: Weitere Ladenschließungen in der Köthener Innenstadt gewiss

Von Stefanie Greiner 13.08.2018, 09:51
Viele Händler befürchten, dass die Innenstadt weiter vereinsamt.
Viele Händler befürchten, dass die Innenstadt weiter vereinsamt. Heiko Rebsch

Köthen - Die Situation im Einzelhandel ist angespannt. Die Gewerbetreibenden in Köthen erleben ein besonders schlechtes Geschäftsjahr. Einige haben mit erheblichen Einbußen zu kämpfen. Gegenüber den Vorjahren fehlen bis zu 40 Prozent des Umsatzes. Der vorläufige Gipfel eines Abwärtstrends. Denn das Ladensterben hat längst begonnen.

Heiko Lehmann und Verena Schiffner sind beunruhigt. Die Vorsitzenden der beiden Werbegemeinschaften blicken mit Sorge auf jeden Laden, der schließt. Auf jeden Geschäftsinhaber, der aufgibt. „Keiner verdient mehr richtig Geld“, sagt Heiko Lehmann, Vorsitzender der Werbegemeinschaft Forum Hallescher Turm und Inhaber des dortigen Reisebüros. Bei vielen gehe es inzwischen ums Existenzminimum.

Sein Bereich der Fußgängerzone ist belebt. Der Drogeriemarkt Rossmann und das Eiscafé Venezia ziehen Kunden an, ebenso die Discounter wie Tedi und Mäc-Geiz. Davon profitieren auch umliegende Geschäfte. Am anderen Ende der Fußgängerzone - am Bärplatz - ist deutlich weniger los. Mehrere Läden sind geschlossen.

Im Bereich des Kugelbrunnens sind etliche Läden verwaist

Mit Leerstand haben in Köthen nicht nur die Randlagen der Fußgängerzone zu kämpfen. Auch mittendrin sieht es nicht viel besser aus. Im Bereich des Kugelbrunnens sind etliche Läden verwaist. Es werden nicht die einzigen bleiben.

„Im Moment ist mit weiteren Geschäftsschließungen nicht nur zu rechnen“, sagt Verena Schiffner, Chefin der Werbegemeinschaft für die Bachstadt Köthen. „Sie stehen schon fest.“ Was fatal für umliegende Händler ist. Denn jeder Gewerbetreibende, der aufgibt, führt dazu, dass auch andere ihren Standort in Frage stellen. Das haben vergangene Schließungen gezeigt. „Das macht die Situation insgesamt für die Händler schwierig“, erklärt Verena Schiffner, „weil dadurch weitere Lücken entstehen, die einen Bummel über die gesamte Promenade für Kunden unattraktiv machen.“

Ihr Buchladen vereinsamt. Optiker, Blumenladen und Friseur sind noch da. Nähladen und Modeladen aber haben geschlossen, der Schuhladen gegenüber ist umgezogen. Die übrigen Geschäfte werden dadurch zunehmend von der Einkaufsmeile abgeschnitten.

Händler lassen sich einiges einfallen, um Kunden in die Innenstadt zu locken

Die Schließungen haben Folgen für die gesamte Innenstadt: Wo weniger geboten wird, wo bestimmte Branchen fehlen, lohnt sich ein Stadtbummel für Kunden immer weniger. „Zahlreiche Händler mit einem Branchenmix prägen ein Stadtbild und machen eine Innenstadt überhaupt erst attraktiv“, sagt die Chefin der Werbegemeinschaft. Das fehlt in Köthen zunehmend.

Die Händler lassen sich einiges einfallen, um Kunden in die Innenstadt zu locken. Am Halleschen Turm wird unter anderem Ostern und Kindertag gefeiert. Die Händler der anderen Werbegemeinschaft laden zum Moonlight Shopping ein. Sie veranstalten den Weihnachtsmarkt am Kugelbrunnen.

Viele Kunden bestellen im Internet oder fahren in umliegende Städte

Doch auch das reicht nicht, um den Abwärtstrend aufzuhalten. Die Einzelhändler brauchen Hilfe. Ihr Problem: Die Kunden bleiben aus. Viele bestellen im Internet oder fahren in umliegende Städte - in Einkaufscenter oder Outlets. Das macht die Innenstadt kaputt.

Köthen steht mit diesem Problem nicht allein da. „Es gibt Städte, die diesen Trend gemeistert haben“, sagt Verena Schiffner. „In diesen Städten ist der politische Wille stärker spürbar, ein attraktives Stadtbild zu schaffen.“ Die Händler in Köthen sind auf diesen Willen angewiesen. (mz)

Vergangenes Jahr hat die MZ die Probleme des Einzelhandels der Köthener Innenstadt schon einmal thematisiert. Auf politischer Ebene wurde nach Lösungen gesucht. Und dennoch: Passiert ist kaum etwas.

Der Abwärtstrend hält an. Die MZ greift das Thema deshalb erneut auf. Sie spricht mit Händlern, Kunden und Experten, beleuchtet die Probleme der Gewerbetreibenden und geht der Frage nach: Wie kann der Einzelhandel gerettet werden?