Stadtmarketing Köthen Stadtmarketing Köthen: Maskottchen "Halli" soll endlich bekannter werden

Köthen - Ein wenig, das räumt Steffen Fischer ein, ärgere er sich schon. Darüber, dass sein Halli als Stadtmaskottchen oft unter den Tisch falle. „Ich wünsche mir, dass die Figur mehr genutzt wird“, sagt der Sackpfeifenmacher und Halli-Vater aus Köthen.
Mit seinem Entwurf hatte Steffen Fischer den Plakat-Wettbewerb zum Sachsen-Anhalt-Tag in Köthen gewonnen. Darauf zu sehen: der Hallesche Turm, die Jakobskirche, der Magdeburger Turm. Allesamt comichaft dargestellt. Der Hallesche Turm, der „Halli“ wie Steffen Fischer ihn nennt, schmückte darüber hinaus verschiedene Souvenirs. Als Stadtmaskottchen.
Mehr als anderthalb Jahre ist der Sachsen-Anhalt-Tag nun her. Der Halli ist geblieben. Er ziert die Internetseite der Stadt, ist im Amtsblatt zu sehen. Er war als Lauffigur bei Veranstaltungen dabei. Beim Weihnachtsmarkt am Kugelbrunnen, bei der Folkwerkstatt zur Wiedereröffnung des Irish Pubs, beim Sachsen-Anhalt-Tag in Sangerhausen, um nur einige Beispiele zu nennen.
Der Turm tauchte immer mal wieder auch in der MZ auf. Zu Weihnachten, zu Silvester, zum Neujahrsempfang. Er hatte sogar eine kleine Serie, trat darin als Flunker-Halli auf und erzählte abenteuerliche Geschichten aus Köthen. Die Leser mussten ihn beim Lügen ertappen.
Auch Vereine nutzen den Halli zunehmend. Die Keethner Spitzen zum Beispiel. Bei ihnen ziert der Turm den neuen Sessionsorden. Schwimm- und Ski-Verein setzen ebenfalls auf das Stadtmaskottchen.
Hallis Bekanntheit ist trotzdem verhalten: „Die Figur lebt noch nicht richtig“
Dieses Jahr soll es weitergehen: Im Amtsblatt werden Szenen aus dem Wimmelbuch von Steffen Fischer zu sehen sein. Der Halli wird dabei Episoden aus der Geschichte der Stadt erzählen. Auf der Internetseite von Köthen sollen bald Hallis zum Herunterladen zur Verfügung stehen. Die können von Unternehmen und Vereinen genutzt werden. Zum Beispiel für Flyer. Wer spezielle Wünsche hat, kann sich an Steffen Fischer wenden.
Den Halli aus Plüsch, der rund um den Sachsen-Anhalt-Tag in Köthen verkauft wurde, gibt es weiterhin. Frank Stoye, Inhaber des Schmuckanbieters Fit4Style, hatte die Plüschfigur für den Sachsen-Anhalt-Tag anfertigen lassen. Zwei Drittel der damals bestellten Hallis, schätzt er, seien noch übrig. Aus wirtschaftlicher Sicht habe sich die Aktion nicht gelohnt. Er habe es vielmehr aus Liebe zur Stadt gemacht.
Steffen Fischer ist überzeugt davon, dass das Interesse am Halli und damit auch an den Plüschfiguren - auch gut anderthalb Jahre nach dem Sachsen-Anhalt-Tag - wieder wachsen kann. Dazu muss der Halli aber präsenter sein. Und mehr mitgenommen werden. Zu Messen zum Beispiel.
„Die Figur lebt noch nicht richtig“, bedauert er. Allein oder auch zu zweit mit Frank Stoye gelinge es ihm nicht, mehr für den Halli zu werben. Er sieht die Stadt in der Pflicht und nicht zuletzt auch die Köthen Kultur und Marketing GmbH, kurz KKM.
Beim Stadtmarketing sieht man Problem beim Außenmarketing mit Halli
Deren Geschäftsführer Michael Schuster hat dabei ein wenig Bauchschmerzen. „Wir haben mehrere Figuren, die Köthen darstellen“, sagt er. Den Dobo, die Waschweiber, den Nachtwächter. Und allen voran Johann Sebastian Bach.
Der Hallesche Turm mit seinem Halli-Gesicht, räumt er ein, sei ein Hingucker. Die Figur dahinter müsse aber auch gepflegt werden. „Das kann die KKM nicht allein. Da müssen alle mit ins Boot“, sagt er. Und gibt noch etwas zu bedenken: Der Halli als Stadtmaskottchen sei fürs Innenmarketing der Stadt gut geeignet. Mit ihm würden sich also die Bürger identifizieren.
Beim Außenmarketing müsse aber die Frage gestellt werden, wie groß die Reichweite einer solchen Figur ist. Das bedeutet: „Könnte ich in Berlin, Hamburg, München mit dem Halli was erreichen?“ Michael Schuster bezweifelt das. Denn fürs Außenmarketing seien eher Figuren geeignet, die nicht erst erklärt werden müssten. Der Halli müsse erklärt werden, sagt er. Andere Figuren nicht. „Da sehe ich an erster Stelle Bach“, macht der KKM-Geschäftsführer deutlich.
Mehrere Maßnahmen, um Halli noch bekannter zu machen
In den Köpfen der Köthener, auch das deutet Michael Schuster an, sei der Halli natürlich nicht zuletzt wegen des Gesichts, das noch immer am Halleschen Turm hänge. Irgendwann jedoch kommt das weg. Das ist auch Steffen Fischer bewusst. Und dann?
Der Halli-Vater hat schon eine Idee: Dann könnte der Halli als Bronzefigur am Halleschen Turm stehen. Das Ganze muss natürlich noch genehmigt und am Ende auch finanziert werden. Ein Projekt, das nur mit Hilfe anderer verwirklicht werden kann. Der Hochschule Anhalt zum Beispiel, deren Studenten eine Halli-Form bauen könnten. Die könnte genutzt werden, um den Halli anderswo aus Bronze gießen zu lassen. Denn dafür, weiß Steffen Fischer, gibt es in Köthen keine Möglichkeit.
Er hat aber noch mehr Ideen: Ihm schweben zwei Kinderbücher vor. In einem soll erzählt werden, wie der Halli zum Halli wurde. In dem anderen wird’s weihnachtlich. Für beide Bücher sucht Steffen Fischer noch Geldgeber. Denn - und das darf nicht vergessen werden - so sehr er auch für seinen Halli lebt, am Ende muss er von irgendwas leben. Steffen Fischer braucht etwa einen Monat zum Zeichnen. Pro Buch. In dieser Zeit kann er mit seinem eigentlichen Geschäft, dem Bauen von Dudelsäcken, kein Geld verdienen.
Ein ideenreicher Halli-Vater ist also das eine, wenn der Halli als Stadtmaskottchen weiter bestehen soll. Das andere sind Helfer, die ihn dabei unterstützen. Vor allem finanziell. (mz)
