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Stadt will Verlängerung der Frist beantragen

05.02.2008, 17:35

Köthen/MZ/hda. - Thema bei Forum

Danach hat der Abwasserverband Köthen rund 70 Grundstückseigentümern die Einleitung von Regenwasser in die Kanalisation untersagt. Die Betroffenen haben bis Ende Oktober Zeit, auf ihren Grundstücken entsprechende Vorkehrungen zu treffen, damit kein Regenwasser mehr in die Abwasserleitungen fließt. Falls das nicht möglich sein sollte, müssen diese Bürger ein Gutachten vorlegen, in dem nachgewiesen wird, dass die Regenwasserableitung auf dem eigenen Grundstück Schäden hervorruft, beispielsweise am Gebäude.

Herbert Heller bemängelte, dass in dem Schreiben an die betroffenen Grundstückseigentümer keine Rechtshilfebelehrung angefügt war. "Wenn die Bürger dieser Aufforderung nachkommen, können ihnen schnell mal Kosten von bis zu 5000 Euro entstehen", äußerte der Stadtrat. Die Verwaltung sollte deshalb mit dem Abwasserverband klären, den Betroffenen zur Umsetzung der Forderung eine Zwei-, besser noch eine Drei-Jahresfrist einzuräumen. Über die Notwendigkeit, möglichst wenig Regenwasser zum Klärwerk fließen zu lassen, brauche nicht diskutiert zu werden. Doch sollte den Bürger, wenn sie ihre Regenleitung kappen und andere Verkehrungen treffen müssen, ein angemessener Zeitraum zur Verfügung stehen.

Auch bei der Vorstellung der Oberbürgermeister-Kandidaten (die MZ berichtete) wurde das Thema angesprochen. Klaus Sachse aus der Wolfgangstraße brachte es zur Sprache. Besonders ärgert ihn, dass die betroffenen Bürger auf ihre Kosten ein Gutachten erstellen lassen müssen, wenn das Versickern des Regenwassers auf dem eigenen Grundstück nicht möglich ist.

"Komplexes Problem"

Oberbürgermeister Kurt-Jürgen Zander (SPD) sprach von einem sehr "komplexen Problem", das seine Ursprünge vor etwa 100 Jahren habe, als die damaligen Köthener Stadtväter festgelegt hatten, ein Mischwassersystem zu errichten. Das bringe heute Umweltprobleme mit sich, weil auch Abwässer ungereinigt in die Ziethe fließen. Laut Zander gibt es zwei Möglichkeiten. Am Ratswall müsste ein großes Rückhaltebecken gebaut werden, was etwa 10 Millionen Euro koste. Zur Hälfte müsste das die Stadt bezahlen, die andere Hälfte würde in die Regenwassergebühr eingerechnet. Die andere Variante bestehe darin, Regenrinnen Stück für Stück abzukoppeln und so eine Entlastung der Ziethe zu erzielen. "Diese Maßnahme halte ich für vernünftig." Zander sagte zu, dass die Stadt Köthen beim Abwasserverband einen Antrag stellen werde, um die gesetzte Frist zu verlängern. Die betroffenen Bürger sollten etwas Zeit haben, um zu prüfen, ob sie ihre Regenrinnen kappen oder das geforderte Gutachten anfertigen lassen. In neuen Wohnbaugebieten, betonte Zander, seien alle Grundstückseigentümer angehalten, ihr Regenwasser auf dem Grundstück zu lassen.

Auch Marina Hinze (Linke) sprach sich für eine freiwillige Phase aus. Mit dem Nichteinleiten von Regenwasser könnten die Bürger aber auch Geld sparen, sagte sie. Monika Reinbothe (CDU) räumte ein, zu diesem Problem nicht alle Details zu wissen. Wichtig ist für sie aber, wie man mit den betroffenen Bürgern umgeht. Wenn aber eine Umweltgefährdung bestehe, könne das Wasser nicht ohne weiteres in die Ziethe eingeleitet werden.