Sprachförderung im Kindergarten Sprachförderung im Kindergarten: Wenn Kinder nicht richtig sprechen können

Köthen - Was hat vier Beine und bellt? „Ein Wauwau“, würde manches Kleinkind darauf wohl antworten. Andere sagen: „Ein Hund“. Und wieder andere antworten vielleicht gar nicht, sprechen generell kaum.
„Kinder entwickeln ihre Fähigkeiten beim Sprechen in unterschiedlichem Tempo“, weiß Christiane Lange. Sie ist Fachberaterin in einem Programm für sogenannte „Sprach-Kitas“. Dabei bekommen Kindertagesstätten Unterstützung durch Sprachfachkräfte, die besonders auf die Sprachentwicklung der Kleinen achten. Beteiligte Kitas einer Region werden zu einem Verbund zusammengefasst, an dessen Spitze Fachberater stehen. So wie Christiane Lange. Zu ihrem Verbund gehören insgesamt elf Kitas - zwei davon in Köthen: die Tagesstätten Spatzennest und Waldfrieden. Die anderen Einrichtungen stehen in Bernburg, Dessau, Gräfenhainichen, Bitterfeld-Wolfen, Wittenberg und Staßfurt. Vertreterinnen aus allen Kitas trafen sich am Donnerstag in Köthen, genauer: bei der Arbeiterwohlfahrt (AWO), die Träger der Fachberaterstelle ist.
Zeit nehmen und deutlich sprechen
Das Programm ist für alle Kita-Kinder gedacht, die besonderen Förderbedarf in Sachen Sprache haben. Dazu zählen Mädchen und Jungen, bei denen zu Hause eine andere Sprache als Deutsch gesprochen wird. Aber es geht auch um Kinder, deren Muttersprache zwar Deutsch ist, die aber dennoch Probleme bei der Sprachentwicklung haben, zum Beispiel, weil sie einzelne Laute nicht aussprechen können oder sie generell wenig Sprechfreude zeigen.
Um ihnen allen zu helfen, erklärt Lange, gibt es ein paar grundlegende Regeln zu beachten: So sei es wichtig, den Blickkontakt beim Sprechen mit dem Kind zu halten und möglichst auf einer Augenhöhe mit ihm zu reden - indem man sich als Erwachsener zum Beispiel nach unten beugt. „Man sollte sich Zeit nehmen, um mit dem Kind zu sprechen und keine abgehackte Sprache nutzen“, erklärt Christiane Lange. Beispiel Hund: Anstatt dem Kind zu sagen: „Falsch, das ist kein Wauwau, sondern ein Hund!“ sollte man lieber etwas erklären. „Ja, das Tier dort macht Wauwau. Aber weißt du, es wird Hund genannt.“ Außerdem sei es wichtig, dem Kind viele Sinnesanreize zum Sprechen zu geben, zum Beispiel über das Betrachten von Bilderbüchern oder über Fingerübungen.
Eine der beteiligten Sprachfachkräfte ist Nicole Koch. Sie arbeitet in der Kindertagesstätte Spatzennest in Köthen. Jede Woche ist sie 19,5 Stunden als Sprachkraft tätig, dazu kommt eine Teilzeitstelle als Erzieherin. „Man ist dabei Sprachvorbild - für die Kinder, aber teilweise auch für die Kollegen“, erklärt Koch. So achte sie besonders auf eine deutliche, klare Aussprache. „Ich will niemandem mit erhobenen Zeigefinger sagen: Du sprichst das Wort falsch aus! Das soll eher spielerisch im Alltag klar werden“, erläutert sie. Dazu singe sie mit den Kindern Lieder, sage Gedichte auf oder ermuntere die Kleinen, sich Geschichten auszudenken.
Finanziert wird das Programm, das im Januar startete, vom Bundesfamilienministerium. „Jede teilnehmende Kita bekommt pro Jahr 25.000 Euro für Personal- und Sachkosten zur Verfügung gestellt“, erklärt Christiane Lange.
Ergotherapie und der Logopäde
Allerdings: Nicht alle Sprachschwierigkeiten lösen sich durch die Arbeit der Fachkräfte in den Kitas auf. Manchmal sind eine Ergotherapie oder Besuche beim Logopäden sinnvoll. Wichtig dabei - wie auch generell - ist die Zusammenarbeit mit den Eltern. „Die meisten sind sehr offen, wenn man solche Dinge besprechen will“, berichtet Nicole Koch. „Schließlich geht es darum, dass Kind optimal auf sein späteres Leben vorzubereiten. Wer Probleme beim Sprechen hat, wird sich zum Beispiel schwer tun, lesen und schreiben zu lernen“, so Christiane Lange. (mz)
