Self-Made-Man aus Köthen: Spediteur aus Köthen: Vom Ein-Mann-Betrieb zum mittelständischen Unternehmen

Köthen - Vom Ein-Mann-Betrieb zum Chef einer Firma mit 25 Mitarbeitern - das hat Andreas Sachse geschafft. Und ist darauf auch ein wenig stolz. „Ich habe mein Hobby zum Beruf gemacht.
Wahrscheinlich deshalb konnte sich meine Firma auch so erfolgreich entwickeln“, sagt der Geschäftsführer der Sachse Transporte + Logistik, die am Stadtrand von Köthen an der B183 ihren Sitz hat.
Andreas Sachse ist gelernter Berufskraftfahrer und Autoschlosser. Dass er sich für diesen Beruf entschieden hat, lag an seinem Vater, der für die DDR-Spedition Deutrans durch Europa gefahren ist.
Diese Arbeit gefiel Sachse junior, er nahm eine Lehre beim Köthener Kraftverkehr auf. Gerade ausgelernt, kam die Wende und bot nun völlig andere Möglichkeiten.
4.000 Mark Startkapital
Der junge Mann aus Trebbichau an der Fuhne entschied sich für die Selbstständigkeit. 4.000 Mark hatte er zusammengespart, die investierte er in sein erstes Auto, ein zehn Jahre altes Kofferfahrzeug. Für die restliche Summe des Autokredits bürgte sein Vater.
„Fisch-Bienert, die Lackfabrik und das Konsum-Großlager waren meine ersten Kunden, für die ich Transporte gefahren habe“, blickte Andreas Sachse zurück.
Die ersten beiden Jahre fuhr er ganz allein mit dem Lkw. Im dritten Jahr stieg sein Bruder mit ein, ein zweiter Lkw wurde angeschafft.
Auch Ehefrau Claudia arbeitet mit in der Firma, kümmert sich um die Buchhaltung. Im Jahr 1994 wurde der erste Fahrer eingestellt, der nicht zur Familie gehört.
Mit der Firma geht es Schritt für Schritt bergauf. Sachse verschafft sich Aufträge bei großen Firmen, zuerst bei Preussag, dann beim Salzgitter Stahlhandel, der sich in Köthen niederlässt.
Auch zum Betonwerk Abel knüpft er Kontakte. Die Verbindungen zu diesen und weiteren Kunden führen zur Spezialisierung des Unternehmens. Es transportiert hauptsächlich Produkte des Stahl- und Betongewerbes.
Die Fahrzeugflotte wächst im Laufe der Jahre. Jetzt sind es 20 Lastzüge, die bundesweit unterwegs sind. Bis 2002 fährt Andreas Sachse noch selbst.
Lagerhaltung statt Just-in-time
„Doch Chef, Fahrer, Disponent und Schlosser in einem, da kann man nicht mehr alles so koordinieren, wie es erforderlich ist“, sagt er und ist fortan Geschäftsführer. Rund 2,5 Millionen Euro Umsatz macht das Unternehmen mittlerweile im Jahr.
Vor fünf Jahren ist die Logistik dazugekommen, werden Erzeugnisse, beispielsweise Verpackungen und Paletten, zwischengelagert und zu den Kunden geliefert, wenn sie sie für ihre Produktion benötigen.
Immer weniger Firmen betreiben Lagerhaltung. Das macht sich Andreas Sachse zu Nutze und erschließt sich damit ein weiteres Geschäftsfeld.
Vor zwei Jahren ist die Firma von Trebbichau nach Köthen umgezogen. Sachse hat dafür einen Teil der früheren Möbelfabrik gekauft.
Ausschlaggebend war die gute Lage. „Mit der B6n haben wir eine schnelle Verbindung zur Autobahn“, sagt Andreas Sachse.
Günstiger Diesel lässt Branche aufatmen
Mit dem Weiterbau der Straße bis zur A9 werde sich die verkehrliche Anbindung weiter bessern. Auch die Lagerräume sind deutlich besser als das frühere Lager in der einstigen Glauziger Tabakfabrik. „
Wir haben jetzt ein 10.000 Quadratmeter großes Lager. Von besonderem Vorteil für die Lagerung bestimmter Artikel ist, dass es beheizt ist.“
Völlig ohne Probleme sind die vergangenen 26 Jahre auch nicht vergangen, gab es Höhen und Tiefen.
Die Einführung der Lkw-Maut in Deutschland war eine enorme Belastung, die hohen Spritpreise ebenso. „Da haben wir wirklich ums Überleben gekämpft“, räumt Sachse ein.
Die jetzigen Dieselpreise erlauben „ein Aufatmen“, das auch genutzt werde, um wieder etwas Rücklagen zu schaffen.
Zuverlässigkeit, Pünktlichkeit, Flexibilität und Qualität - das steht bei Sachses Firmenphilosophie ganz oben. „Nur damit können wir punkten“, betont er.
Der Unternehmer würde gern mit seinen Kunden längerfristige Verträge abschließen, auch deshalb, um etwas Planungssicherheit zu haben.
Darauf lasse sich aber kaum ein Betrieb ein. „Die meisten Geschäfte werden per Handschlag besiegelt“, erzählt der 46-Jährige. (mz)