1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Köthen
  6. >
  7. Spaß an «Apfelernte» im Schulgarten

Spaß an «Apfelernte» im Schulgarten

Von UTE HARTLING-LIEBLANG 26.03.2010, 17:16

KÖTHEN/MZ. - Schulleiterin Marlit Geßner hatte den zwölf Grundschulklassen eine Überraschung für diesen Tag angekündigt und damit nicht den Osterhasen gemeint, der ebenfalls an diesem Tag bunte Osterkörbchen auf dem Schulhof versteckt hatte.

Voller Neugier betraten die Mädchen und Jungen daher am Freitagmorgen das Lehrerzimmer, wo die Schulleiterin sie mit den Worten empfing: "Ein Wunder ist geschehen." Nach dem langen Winter und den ersten warmen Sonnenstrahlen seien an den Bäumen im Schulgarten Äpfel gewachsen, flunkerte die Pädagogin. Nun sei es an den Mädchen und Jungen, sie zu ernten und ihren Klassenkameraden zum Frühstück in die Klassenzimmer mitzunehmen. Mit viel Eifer machten sich die Grundschüler ans Werk, begleitet von Mitgliedern des Kreis- und Schulelternrates, die mit sichtlicher Freude beobachtete, wie begeistert die Kinder die Aktion "Schulobst" aufnahmen. Auch wenn die Älteren natürlich wussten, dass Äpfel nicht im Frühjahr, sondern erst im Herbst reifen.

Die Anregung zu der Aktion wurde im Kreiselternrat geboren und geht auf das EU-Schulobstprojekt zurück, das ab dem kommenden Schuljahr auch in Sachsen-Anhalt umgesetzt werden soll. Nach einer Beratung in Magdeburg, an der der Kreiselternratsvorsitzende Lothar Pfeiffer und Jenniffer Zerrenner von der Arbeitsgruppe Schulspeisung des Kreiselternrates teilgenommen hatten, war die Idee geboren worden. "Warum erst bis zum Herbst warten, und warum nicht auf Anbieter aus der eigenen Region zurückgreifen?", fragten sich die Elternvertreter und fanden im Kollegium der Ratkeschule und beim Schulelternrat offene Ohren.

"Wir waren von der Idee begeistert", sagt die Schulleiterin. Und auch Sponsoren waren nicht schwer zu finden. Der Köthener Apfelhof von Torsten Ruppert ließ sich nicht lange bitten, dreimal in der Woche frische Äpfel an die Schule zu liefern. Der Zahnarzt Bernd Gottschlich, der selbst ein Schulkind in der Ratkeschule hat, fand die Idee auch aus zahnmedizinischer Sicht so wichtig, dass er seine Unterstützung zusagte. Und Betriebsleiter Olaf Feuerborn von der Firma Gemüsebau Cosa zeigte sich ebenfalls sofort einverstanden, zweimal wöchentlich Mohrrüben für die Ratkeschule zur Verfügung zu stellen.

Doch dabei wollten die Initiatoren es nicht bewenden lassen. Appetitlich angerichtet, soll das Obst und Gemüse auch nach den Osterferien den Grundschülern täglich für mehrere Wochen angeboten werden. Dafür sorgen viele fleißige Helfer aus dem Schulelternrat zusammen mit pädagogischen Mitarbeitern der Schule. "Wir haben dazu extra Apfelspalter angeschafft und silberne Tabletts", erzählt Marlit Geßner stolz.

Und stolz waren auch die Mädchen und Jungen, die die Tabletts in die Klassenräume tragen und ihren Mitschülern berichten durften, was sich da im Schulgarten abgespielt hat. So wie Eileen und Paul aus der Klasse 1c, deren Bericht von den Mitschülern mit "oh cool" und "lecker" kommentiert wurde. Geschmeckt hat es offenbar auch der Klasse 3c, denn als die MZ dort wenig später nachschaute, berichteten Alexander und Lisa: "Die Äpfel sind schon alle". Auf die Frage, wem es denn geschmeckt habe, schnellten alle Finger blitzartig in die Höhe.

Zufrieden mit der Aktion zeigten sich nicht nur Lothar Pfeiffer und Marlit Geßner, sondern auch die Mitglieder des Schulelternrates, für die Susan Kube stellvertretend erklärte, dass sie die Idee prima fand und gern mitgeholfen habe, die Äpfel für die rund 240 Schüler vorzubereiten. "Das liegt ganz in unserem Interesse, denn wir setzen uns schon lange für Projekte ein, die die Liebe zum Obst und zur gesunden Ernährung wecken", sagte der Köthener Pomologe Manfred Ruppert, der es sich nicht nehmen ließ, an seinem 70. Geburtstag das Schulobst-Projekt persönlich zu begleiten. Dass die Äpfel der Sorte "Pinova" von den Eltern, die die Überraschung vorbereiteten, nicht nur an die kahlen Apfelbäume im Schulgarten gebunden wurden, sondern auch an Kirsche und Birne, übersah der Apfelfachmann mit einem großzügigen Augenzwinkern. Gern erklärte er sich bereit, die Schule auch bei künftigen Projekten zu unterstützen. Die werden laut Schulleiterin Geßner nicht lange auf sich warten lassen. Der nächste Projekttag, so erste Überlegungen, könnte sich diesmal rund um den Apfel drehen.