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Gemeindebibliothek Osternienburg So will Martina Schrader große und kleine Leser wieder zurückgewinnen

Von Stefanie Greiner 16.08.2021, 17:29
Bei einem Rundgang stellt Bibliotheksleiterin Martina Schrader den Hortkindern auch Mammut Manni, das Maskottchen der Einrichtung, vor.
Bei einem Rundgang stellt Bibliotheksleiterin Martina Schrader den Hortkindern auch Mammut Manni, das Maskottchen der Einrichtung, vor. (Foto: Ute Nicklisch)

Osternienburg/MZ - Die Arme der Kinder sausen nach oben. Jedem fällt etwas auf, was bei diesem Bild ganz und gar nicht stimmt. „Sie hat ein blaues Käppchen auf“, ruft ein Junge. „Das Eichhörnchen hat einen Anker hintendran“, sagt ein Mädchen und amüsiert sich. „Die Schubkarre hat zwei Füße.“

14 Vorschul- und Schulkinder des Hortes „Haus Regenbogen“ aus Osternienburg besuchen an diesem Donnerstagvormittag die Gemeindebibliothek. Martina Schrader, die die Einrichtung leitet, stellt ihnen das Buch „Zacharias Zuckerbein rettet das Märchenland“ vor. Eine verrückte Geschichte über Rotkäppchen, die Bremer Stadtmusikanten, Rapunzel und weitere Bewohner des Märchenlandes.

Wieder Vorlesenachmittage geplant

Monatelang war es still in der Bibliothek in der Lindenstraße 16 in Osternienburg. Coronabedingt. Seit Mitte Mai dürfen wieder Besucher vorbeikommen. Lange galten strenge Hygiene- und Abstandsregeln. Veranstaltungen mit Kindern konnte sich Martina Schrader unter diesen Voraussetzungen nicht vorstellen. Sie wollen schließlich mittendrin sein, am liebsten ganz dicht neben der Bibliotheksleiterin sitzen, mit ihr das Buch entdecken.

„Mit Veranstaltungen fangen wir erst jetzt wieder an“, sagt sie. Im Juli war eine erste Klasse da, jetzt die Vorschul- und Schulkinder des Hortes. Im September soll es auch mit den Vorlesenachmittagen wieder richtig losgehen. Gedacht ist diese Veranstaltung für Kinder von drei bis sechs Jahren. Sie findet immer am ersten Montag des Monats statt. Martina Schrader hatte einen festen Besucherkreis. Das hat ihr gefehlt während der Corona-Pause.

Zu finden ist die Gemeindebibliothek in der Lindenstraße 16.
Zu finden ist die Gemeindebibliothek in der Lindenstraße 16.
(Foto: Ute Nicklisch)

Die Leiterin der Gemeindebibliothek hat die Monate, in denen die Einrichtung für Besucher geschlossen war, mit Arbeiten im Archiv verbracht. In dieser Zeit hat sich aber auch in der Bibliothek selbst einiges getan. Über ein Soforthilfeprogramm des Bundes für Bibliotheken in ländlichen Räumen konnte neue Technik angeschafft werden, darunter ein Beamer, ein Laptop, ein Drucker sowie ein Soundsystem. Gekauft wurden Leinwände, Drehständer und Bücherwagen. Davon profitiert hat auch die Außenstelle in Wulfen.

Aus den Regalen dürfen sich die Hortkinder nun Bücher nehmen. Sie machen es sich in der Leseecke gemütlich. Ein Junge blättert in einem Buch über die Polizei. Daneben werden Dinosaurier angeschaut. Ein Mädchen ist in ein Buch über Pferde vertieft. Martina Schrader steht daneben und lächelt. Wieder Kinder in der Bibliothek zu haben, macht die Leiterin glücklich. Zumal jetzt auch endlich die Leseecke genutzt werden kann. Ausgestattet wurde auch die mit Mitteln aus dem Soforthilfeprogramm. Eine Sitzbank wurde gekauft, außerdem Hocker. Die Wandgestaltung rundet die Leseecke ab. Rund 10.000 Euro wurden - inklusive der neuen Technik - insgesamt ausgegeben. Davon übernimmt 75 Prozent der Bund, 25 Prozent die Gemeinde.

Geld für neue Bücher steht bereit

Neue Bücher konnte Martina Schrader auch kaufen. Dafür standen ihr - wie in den Jahren zuvor - 1.160 Euro von Land und Kreis zur Verfügung sowie 500 Euro der Gemeinde. Weitere Reiseliteratur, Hörbücher und Ratgeber wurden beschafft. Land und Kreis legten 4.000 Euro drauf. Eine Summe, die die Bibliotheksleiterin überwältigt. „Ich habe mich dazu entschlossen, dass ich davon auch Tiptoi-Bücher anschaffe.“ Das sind interaktive Bücher, auf deren Bilder mit einem speziellen Stift geklickt werden kann, wodurch Geräusche, Erklärtexte oder Lieder zu hören sind.

Martina Schrader nimmt die Kinder mit in eine verrückte Märchenwelt.
Martina Schrader nimmt die Kinder mit in eine verrückte Märchenwelt.
(Foto: Ute Nicklisch)

Durch die coronabedingte Schließung hat Martina Schrader einige Leser verloren. Vor allem die älteren, ihre zuvor treusten Besucher, sind nach wie vor vorsichtig. Sie hofft, dass die Leser zurückkommen - durch Veranstaltungen und gefüllte Regale mit neuer Literatur. Eine neue Besucherin hat die Leiterin der Bibliothek an diesem Donnerstagvormittag gewonnen. Das Buch „Geschichten vom kleinen Fohlen“ würde das Mädchen am liebsten sofort mitnehmen.