Skateboarder aus Köthen Skateboarder aus Köthen: Andreas Thiele hat aus dem Hobby einen Beruf gemacht

Köthen - Verletzungen? Andreas Thiele grinst. „Ich habe mir“, sagt der Skateboarder, „ungefähr alles schon mal gebrochen.“ Und zählt auf: Jochbein. Beide Beine. Beide Arme. Bänderrisse. Vom Kleckerkram ganz zu schweigen.
Der Sport, den der Köthener betreibt, ist offensichtlich nicht ganz so ungefährlich wie Schach oder Halma. Aber gefährlich ist er auch nicht, möchte Thiele dick unterstrichen wissen.
Andreas Thiele hat ein Hobby mit Risiko
Skateboardfahren ist kalkuliertes Risiko - und man sollte immer einkalkulieren, dass es auch mal schiefgehen kann, auf dem Deck über einen Slide zu schießen oder die London Gap zu überwinden.
Wer springt, stürzt auch. Vielleicht ist das Skateboarding auch deshalb eher eine Männerangelegenheit, so viel kann man sagen, ohne sich gleich unter Macho-Verdacht zu geraten.
Auch im Köthener Jürgenpark ist dies ohne große Anstrengung zu erkennen. Neben Chef-Organisator Andreas Thiele fahren nur Herren der Schöpfung die Quarterpipe herunter in die Obstacles hinein und versuchen sich in jeweils zwei Runs an den Tricks.
Skateboard-Urgestein aus Köthen
Von denen Andreas Thiele schon vor vielen Jahren jede Menge drauf hatte. Thiele ist Köthener Skateboard-Urgestein und ist in diesem April 30 Jahre alt geworden. Was für den gelernten Betonbauer ein spezieller Anreiz dafür war, sich auf seine mitreißende Art als Geburtstagsgeschenk eine Party auf Skateboards zu organisieren.
„30 - Alles Yute Andi“ hatten Freunde auf eine Quarterpipe gesprayt. Die Veranstaltung „Skeeten in Keethen“ hatte zwei, drei Jahre Pause, der einstige Hype ums Skateboardfahren ist auch ein bisschen abgeklungen, „aber es ist immer noch ein sehr aktueller Sport“, wirbt Andreas Thiele. „Einer, der viel Hartnäckigkeit und Selbstdisziplin erfordert.“
Vom Hobby zum Beruf
Und sogar zum Job werden kann. Nach seiner Lehre bei Abel in Köthen habe er mehr von der Welt sehen wollen, beschreibt Thiele, der in der „Völkerfreundschaft“ zur Schule gegangen ist das Fernweh, das ihn vor Jahren gepackt hatte.
Erst ging er nach Leipzig, dann las er dort in einer Annonce, dass Skatepark-Bauer gesucht wurden. „Ich habe mich sofort beworben“, erinnert er sich.
Der Arbeitgeber saß in Kiel, aber Thieles Einsatzgebiet war Europa - so hat er Parks u.a. in Südtirol, in Österreich und zuletzt in Schweden, in Göteborg und Malmö etwa, errichtet.
Andreas Thiele wird immer Skater bleiben
„Ich war Vorarbeiter und bin anschließend als erster drübergefahren“ - es hat schon Vorteile, von Beton und von Skateboards Ahnung zu haben. Dass er auch seinen kreativen Einfluss beim Skatepark-Bau einbringen konnte, sich selbst Rampen ausgedacht hat, soll nicht unerwähnt bleiben.
Inzwischen hat er das Wanderleben aufgegeben und arbeitet als Straßen- und Tiefbauer. Was nicht zuletzt daran liegt, dass er eine Freundin hat. „Aber ich werde immer Skater bleiben. Und immer wieder nach Köthen zurückkehren.“ (mz)