1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Köthen
  6. >
  7. Seniorenheim Köthen: Seniorenheim Köthen: Gedächtnistraining durch Zeitungsschau

Seniorenheim Köthen Seniorenheim Köthen: Gedächtnistraining durch Zeitungsschau

Von Ute Nicklisch 19.02.2014, 20:56
Ergotherapeutin Silke Zimmermann liest den Bewohnern im Pflegeheim Rosenhain jeden Tag die Neuigkeiten aus der MZ vor.
Ergotherapeutin Silke Zimmermann liest den Bewohnern im Pflegeheim Rosenhain jeden Tag die Neuigkeiten aus der MZ vor. ute Nicklisch Lizenz

Köthen/MZ - „Morgen Oma Erna, ausgeschlafen?“, begrüßt Silke Zimmermann die betagte Frau und fährt sie in ihrem Rollstuhl in die Mitte des Aufenthaltsraumes, danach holt sie den nächsten Bewohner. Nacheinander positioniert die Ergotherapeutin die Senioren in ihren Rollstühlen in einem großen Kreis. Als alle in der Runde zusammensitzen beginnt sie mit dem morgendlichen Ritual des Seniorenheims "Rosenhain": der Zeitungsschau mit der MZ.

Die Bewohner warten schon gespannt auf die Neuigkeiten, denn viele von ihnen können ihre Zeitung nicht mehr selbst lesen. Diese Aufgabe übernimmt Silke Zimmermann für sie. Sie liest die Neuigkeiten vor. „Die Zeitung wird von vorn bis hinten durchgekämmt“, erklärt die Therapeutin. Dabei wird nicht nur vorgelesen, sondern die Ergotherapeutin verwickelt die Bewohner immer wieder in Gespräche, die oft auch rege Diskussionen entfachen.

Vom Weltgeschehen bis zum Lokalteil

Die Therapeutin klärt mit ihren Zuhörern zunächst den Wochentag, dann beginnt sie mit der Politik. Als es um die Abstimmung der Schweizer zur Zuwanderung von Ausländern geht, nutzt Zimmermann die Gelegenheit, die Senioren zu fragen, ob sie denn schon einmal in der Schweiz gewesen seien. Dann geht es weiter mit einem ein Artikel über den 80. Geburtstag von Mary Quant, der Erfinderin des Minirocks. „Haben Sie auch einen getragen?“, fragt die Therapeutin ihre Zuhörer. Ganz unterschiedlich fallen die Antworten der Frauen dazu aus, verknüpfen doch viele damit Erinnerungen an die eigene Jugend. „Ich hab’ auch einen getragen“, ruft eine Frau, kaum dass die Therapeutin die Frage gestellt hat. Eine andere erinnert sich: „Ich hab’ keinen getragen, ich hatte nicht so schöne Beine“. Vom Weltgeschehen über das Panorama bis zum Lokalteil, der Köthener Zeitung, reicht die Zeitungsschau, die jeden Tag schon eine gute Stunde dauern kann.

Das Seniorenheim „Rosenhain“ in der Maxim-Gorki-Straße in Köthen ist eine Einrichtung der stationären Altenhilfe, die insgesamt 95 Menschen in allen Pflegestufen ein Zuhause bietet. Die Einrichtung gehört zur Unternehmensgruppe Burchard Führer, die ihren Sitz in Dessau hat. In Köthen gehören neben dem Rosenhain auch die Einrichtung in Zehringen dazu und auch das Schloss Großpaschleben gehört zum Unternehmen.

Bei der Zeitungsschau bekommen die Bewohner jeweils die aktuelle Köthener Ausgabe der MZ vorgelesen. Die Senioren erhalten beim Zuhören nicht nur Informationen, sie trainieren auch ihr Gedächtnis. Teilnehmen kann jeder Bewohner des Hauses. (uni)

Vorlesen für geistige Fitness

Neben den Nachrichten gefällt den Bewohnern vor allem die Serie mit den Heimatgeschichten in der Köthener Zeitung. „Besonders interessant sind auch immer die Geburtstage“, weiß Silke Zimmermann zu berichten. Nicht selten kennen sie die Namen und dann ruft mancher erfreut: „Oh Hösen-Otto hat heute Geburtstag“. Diskussionen gibt es vor allem bei Themen rund um Geld, Gebührenerhöhungen und ähnliches, schildert Silke Zimmermann.

Bei fast jeder Zeitungsschau dabei ist Elfriede Eilert, die aufmerksam zuhört. „Oft sitze ich nachmittags im Sessel und denke über all das Gehörte nach und verarbeite es“, berichtet die 96-Jährige. Manchmal diskutiere sie auch mit den anderen Bewohnern am Nachmittag über manches Thema. Ihre Augen wollen nicht mehr so recht, erklärt die Köthenerin, deshalb nutzt sie das Vorlesen am Morgen.

Für Silke Zimmermann ist das Vorlesen eine wichtige Sache: „Weil damit die geistige Fitness der Senioren stets angeregt wird“, erklärt die Ergotherapeutin. Außerdem sei das Zeitunglesen in der Gemeinschaft geselliger und mache so mehr Spaß.