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Seit Mitte April Seit Mitte April: Ann-Kristin Lange leitet Advita-Haus in früherer Köthener Hauptpost

Von Sylke Hermann 12.08.2020, 05:00
Die 28-jährige Ann-Kristin Lange fühlt sich in der Pflegebranche gut aufgehoben.
Die 28-jährige Ann-Kristin Lange fühlt sich in der Pflegebranche gut aufgehoben. Ute Nicklisch

Köthen - „Bitte ganz nach oben“, heißt es, „und dann links.“ Dort findet man Ann-Kristin Lange. Die junge Frau hat unterm Dach ihr Büro. Unterm Dach der früheren Köthener Hauptpost, wo mitten in der Corona-Krise ein Advita-Haus eröffnet hat. Die 28-Jährige leitet das Objekt, in dem alte Menschen ein Zuhause finden. Und sie sagt von sich, hier beruflich angekommen zu sein, „ich liebe es“.

Seit Mitte April ist sie hier als Niederlassungsleiterin beschäftigt. Zuvor hatte sie in Dessau nach Ausbildung und Qualifizierung in der Pflegedienstleitung eines Heimes gearbeitet. Doch die Arbeit erfüllt sie irgendwann nicht mehr. Sie will wechseln, entscheidet sich bewusst, wie sie sagt, gegen die stationäre Pflege. „Seit Corona reden plötzlich alle über die Pflege, aber die Situation war vorher nicht anders“, betont sie.

Ann-Kristin Lange will etwas tun, um Pflegekräfte besser auf den Beruf vorzubereiten

Der Personalmangel und die Unzufriedenheit der Beschäftigten seien deutlich spürbar, die Rahmenbedingungen würden nicht passen. Sie bekommt immer häufiger das Gefühl, dem Qualitätsanspruch nicht gerecht werden zu können und fragt sich, was man dagegen tun könnte.

Das System ändern - wohl kaum. Aber Ann-Kristin Lange will in ihrem neuen Job etwas tun, um Pflegekräfte besser auf den Beruf vorzubereiten. Helfen, die schönen Seiten stärker hervorzuheben. Die Wertschätzung betonen. Die Vielfalt der Branche beschreiben. All das tut sie als Dozentin. Sie unterrichtet Auszubildende und Menschen in Weiterbildung. Aber nur ein paar Monate. Dann kommt Corona, die Schulen schließen und die examinierte Altenpflegerin muss sich erneut umorientieren.

In jedem Fall will sie dem Pflegebereich treu bleiben. Schon als Schülerin hilft sie gern bei sich zu Hause in Gröbzig im Pflegeheim aus, verdient sich ein bisschen Taschengeld. Sie liebt den Kontakt zu den alten Herrschaften, die sich immer gefreut hätten, wenn sie vorbei gekommen sei.

Auch in ihrem Freiwilligen Sozialen Jahr merkt sie, dass sie sich in der Pflegebranche wohl fühlt

Das könnte natürlich am „Enkelfaktor“ gelegen haben. Egal, die Richtung steht fest. Auch in ihrem Freiwilligen Sozialen Jahr merkt sie, dass sie sich in der Pflegebranche wohl fühlt. „Das ist total meins.“ Sie beginnt ihre Ausbildung zur Altenpflegerin im Heinrichshaus in Großpaschleben und sieht sich „total bestätigt“.

Dass sie in der Corona-Krise die Chance bekommt, sich in Köthen vorzustellen und Verantwortung übernehmen zu können, freut sie riesig. Sie verfolgt den Umbau der alten Post und ist neugierig auf das Konzept geworden, das sie so nicht gekannt hat. „Die Menschen ziehen hier ein und können selbst entscheiden, welche Leistungen sie in Anspruch nehmen wollen.“

Menschen können auch im Alter noch selbstbestimmt leben

Ann-Kristin Lange kennt viele Beispiele: Ob sie allein sein wollen oder Gesellschaft haben, kochen oder sich bekochen lassen, auf dem Zimmer bleiben oder zum Bummel in die Stadt gehen - „was ich brauche, das buche ich und was ich nicht brauche, nehme ich nicht in Anspruch“. Das Haus, berichtet die Niederlassungsleiterin, ist im Moment komplett ausgebucht.

Das freut sie natürlich und zeigt ihrer Meinung nach, dass die Menschen auch im Alter selbstbestimmt leben wollen. Ann-Kristin Lange, die 20 Mitarbeiter hat, vor allem Pflegefachkräfte, aber auch drei Köchinnen und außerdem einen Hausmeister, fühlt sich wohl in ihrer neuen Wirkungsstätte. Ihr liegt viel daran, dass das auch für das Team gilt, mit dem sie sich regelmäßig intensiv austauscht, und natürlich für die Bewohner. (mz)