Schicksalsschlag Epilepsie Schicksalsschlag Epilepsie: Ein Assistenzhund würde Noah aus Großbadegast ein Stück Freiheit zurückgeben
Großbadegast - Allein zum Sport radeln? Ins Kino? Zu Freunden? Was für andere Jugendliche selbstverständlich ist, ist für Noah Worsch unmöglich. Der 14-Jährige muss überall hin begleitet werden. Immer.
Noah hat Epilepsie. Die tückische Krankheit trat das erste Mal auf, als er acht Jahre alt war. „Er war nicht ansprechbar“, erinnert sich seine Mutter Yvonne Worsch an den schrecklichen Moment. Die Eltern des Jungen riefen den Rettungswagen. Der Beginn eines Ärztemarathons.
Lange bekam er einmal im Monat einen Anfall, im Moment wöchentlich. Wann es so weit ist, weiß niemand. Die Anfälle kündigen sich für Noah nicht an. Sie können jederzeit auftreten. Und überall.
Eine quälende Ungewissheit, die dazu führt, dass er nie allein sein kann. Wenn er einen Anfall hat, braucht er sein Medikament. Das muss ihm verabreicht werden, da er selbst dazu dann nicht in der Lage ist.
Noah hat gelernt, mit seiner Krankheit zu leben
Seine Epilepsie, deren Auslöser unter anderem Stress sein kann, ist mit Medikamenten und selbst mit Vagusnerv-Stimulator nur schwer kontrollierbar. Das Gerät befindet sich in seiner Brust. Es gleicht einem Herzschrittmacher - nur eben fürs Gehirn. Dadurch sollen epileptische Anfälle unterdrückt werden. Mit mäßigem Erfolg.
Noah hat gelernt, mit seiner Krankheit zu leben. Woher die Epilepsie bei ihm kommt, weiß niemand. Ebenso wenig, ob sie bleibt. Der 14-Jährige hofft, dass er irgendwann ohne die Angst leben kann, jeden Moment einen Anfall zu bekommen.
Von Einschränkungen durch die Epilepsie würde der Jugendliche, der die achte Klasse der Freien Schule Anhalt in Köthen besucht, nicht sprechen. Mit einer Ausnahme: „Es ist scheiße, wenn immer jemand dabei sein muss.“ Die Unterstützung seiner Familie und Freunde weiß er zu schätzen. Sehr sogar. Nie allein unterwegs sein zu können, stört ihn aber schon.
Ein Assistenzhund könnte Noah mehr Selbstständigkeit bringen
Es gibt eine Lösung: einen Assistenzhund, in diesem Fall einen Warnhund. Er erkennt, wenn sich ein Anfall ankündigt. Der Hund könnte Noah warnen, damit er sich vor dem Anfall hinsetzen oder hinlegen kann, um Verletzungen durch einen Sturz zu vermeiden.
„Der Hund nimmt die Aufpasser-Rolle ein“, sagt der Jugendliche. „Er wäre immer an meiner Seite.“ Dann müssten sich seine Eltern nicht mehr so viele Sorgen machen.
Katharina Küsters aus der Nähe von Köln bildet solche Hunde aus. Sie ist normalerweise in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz unterwegs, nimmt für Noah aber gern eine weite Strecke in Kauf.
Das Schicksal des Jugendlichen aus Großbadegast berührt die Hundetrainerin. Seine Mutter hatte sich an die Ausbilderin für Assistenzhunde gewandt.
Ein Warnhund bedarf einer teuren Ausbildung
Ein Warnhund würde Noah und seinen Eltern das Leben erleichtern. Das Problem: Andreas und Yvonne Worsch können sich einen solchen Hund nicht leisten - obwohl beide berufstätig sind. Den Hund an sich schon.
Er kostet 1.500 bis 2.000 Euro. Hinzu kommen aber noch mal 20.000 bis 35.000 Euro für dessen Ausbildung. Finanzielle Unterstützung bekommt die Familie nicht. „Dafür ist Noah nicht krank genug“, sagt seine Mutter.
Die Ausbildung eines Warnhundes ist sehr komplex. Sie dauert 20 bis 24 Monate. Nicht alle Hunde sind für diese Aufgabe geeignet. „Nur einer von 10.000 ist in der Lage, die Anzeichen von Anfällen wahrzunehmen“, sagt Katharina Küsters.
Und den Betroffenen rechtzeitig zu warnen. Der Hund, ein Labrador, würde bei Familie Worsch - angeleitet von Katharina Küsters - ausgebildet werden.
Bei Benefizaktion soll Geld für Noahs Traum gesammelt werden
Die Eltern sind auf Spenden angewiesen, um ihrem Sohn diesen Traum zu erfüllen. Das Geld oder zumindest ein Teil davon sollte diesen Samstag bei Benefiz-Boxkämpfen zusammenkommen.
Maik Ebert, der Trainer von Noah, organisierte die Veranstaltung. Sie wird nun allerdings verschoben, da mehrere Boxer abgesagt haben. Ein neuer Termin steht noch nicht fest.
Mit Kickboxen hat Noah zu einer Zeit begonnen, die sehr an seinem Selbstbewusstsein zehrte. Er war lange im Krankenhaus, fragte sich immer wieder, warum gerade er diese Krankheit bekommen musste.
Kickboxen ist eigentlich nicht der beste Sport für einen Jugendlichen, der Epilepsie hat. „Am Anfang habe ich es gemacht, um Selbstbewusstsein aufzubauen“, sagt der 14-Jährige. Inzwischen mache es ihm einfach Spaß. (mz)
Wer Noah Worsch helfen möchte, kann über folgendes Konto spenden: Noah Worsch, IBAN: DE18 8005 3722 0405 2717 51, BIC: NOLADE21BTF