Rüsternbreite Rüsternbreite: Grüne Oase entsteht auf ehemaliger Kleingartenanlage

Köthen/MZ - Wird hier tabula rasa gemacht? Wird die Fläche womöglich zubetoniert? Derartige Anfragen landeten sowohl bei der MZ-Redaktion als auch bei der Köthener Stadtverwaltung. Frank Junkert, Geschäftsführer der Basis gGmbH, konnte jedoch beruhigen: Es gibt weder ein tabula rasa noch eine großflächige Versiegelung. Vielmehr soll ein grünes Kleinod entstehen, das dem Wohngebiet Rüsternbreite gut zu Gesicht stehen wird.
Konkret geht es um die einstige Kleingartenanlage „Sonneneck“, gelegen im Karree Theuerjahrstraße, Anhaltische Straße und Windschildweg. „Viele Kleingärtner haben aufgegeben, es standen viele Parzellen leer“, beschrieb Junkert die Ausgangssituation. Die Fläche - immerhin rund 7000 Quadratmeter - sei an die Stadt zurückübertragen worden. Zugleich entstand die Frage, was mit dem Areal geschehen soll. In Zusammenarbeit mit dem Umweltamt, der Komba Anhalt-Bitterfeld und der Basis gGmbH wurde die Idee für einen „Bildungs- und Erholungsgarten“ entwickelt. Sie wird nun über eine Beschäftigungsmaßnahme umgesetzt, an der zehn Menschen beteiligt sind, die zuvor Hartz-IV-Empfänger waren.
Von Oktober bis Ende Dezember vergangenen Jahres arbeitete die Gruppe bereits in der ehemaligen Kleingartenanlage. Nun ist sie wieder im Einsatz, konkret bis Ende Oktober.
Fläche wird beräumt und begradigt
Was soll alles entstehen? Manfred Brandt, der die Maßnahme betreut, nannte Details: Blumenwiese, Irrgarten, eine Geschicklichkeitslaufstrecke, historische Obstgehölze, Streuobstwiese, Tastpfad, Weidenbauten und ein Mustergarten, wie es ihn früher hier gab. Und auch ein Hochbeet mit Kräutern soll entstehen. „Da wollen wir alte Kräutersorten anbauen, damit sie nicht in Vergessenheit geraten, das Pfefferblatt zum Beispiel“, sagte Brandt. Ein Teil des erforderlichen grünen Materials ist schon vorhanden. Narzissen, Krokusse, Schneeglöckchen - es seien jede Menge Blumenzwiebeln ausgebuddelt worden. „Die haben wir gesichert und pflanzen sie natürlich wieder ein“, so der Projektbetreuer.
Bevor die Gestaltungselemente Stück für Stück geschaffen werden, muss die Fläche beräumt und begradigt werden. Alte Obstbäume wurden gerodet, einige gute Exemplare blieben stehen. Und eine körperliche Herausforderung sind die vielen Betonteile, die jetzt zutage treten. Denn jeder Kleingärtner hatte seine Parzelle eingezäunt. Und damals wurde mit Zement für die Fundamente und Pfeiler offenbar nicht gespart.
„Das ist schon ein Knochenarbeit, vieles müssen wir mit dem Hammer zertrümmern“, schilderte Lutz Wolf, ein Teilnehmer dieser Maßnahme. Zwölf Container habe man mit diesen Betonresten schon gefüllt und sei noch immer nicht komplett fertig. „Trotzdem: Ich bin froh, dass ich diesen Job jetzt habe. Zuletzt war ich ein Jahr zu Hause. Das ist nicht schön.“
Unkraut jäten, die Wege säubern - die Frauen aus der Gruppe erledigen die leichteren Arbeiten. „Für mich war es ein Glücksfall, in diese Maßnahme zu kommen“, erzählte Regina Wolf, die zuvor zwei Jahre lang Hartz-IV-Empfängerin war.
Der „Bildungs- und Erholungsgarten“ soll später allen Bürgern des Wohngebietes offen stehen. Oberbürgermeister Kurt-Jürgen Zander, der sich kürzlich vor Ort das Projekt erläutern ließ, war sehr angetan davon. „Das ist eine Aufwertung für das Wohngebiet“ befand er.
Maßnahme wird eventuell verlängert
Ob alle Punkte, die im Gestaltungsplan eingezeichnet sind, bis Oktober zu schaffen sind, ist fraglich, denn es ist doch eine ganze Menge. Basis-Geschäftsführer Frank Junkert sieht das realistisch und hat schon mal bei der Komba für eine Verlängerung der Maßnahme vorgefühlt.
Mädchen und Jungen der Kindertagesstätte „Max und Moritz“ gehören mit zu denjenigen, die immer mal im einstigen „Sonneneck“ vorbeischauen. Die Mitarbeiter der Basis gGmbH haben für die Kleinen einen Baum mit kleinen Zuckertüten behängt. Den müssen die Steppkes nun regelmäßig gießen, damit ihre Zuckertüten gut wachsen. Und sicher werden die Kinder, wenn alles fertig ist, auch den Tastpfad testen.
