Richtkranz im Sonnenlicht
Köthen/MZ. - Der Zimmermann von der Firma Bau- und Haustechnik Bad Düben bewältigte das mit Bravour. Kaum war das von ihm geleerte Glas am Gemäuer zerschellt, schwebte der Richtkranz unter dem Beifall zahlreicher Gäste an einem Kran in die Höhe und tänzelte im Sonnenlicht.
"Wir haben heute ein wichtiges Zwischenergebnis erreicht. Der Rohbau ist soweit fertig, so dass wir mit Fug und Recht Richtfest feiern können", freute sich Boje E. Hans Schmuhl, Vorstand der Stiftung Dome und Schlösser in Sachsen-Anhalt. Es sei ein langer Weg gewesen, beim dem auch Unwägbarkeiten ausgeräumt werden
mussten, was in Gemeinsamkeit von Stadt und Landkreis Köthen aber geschafft wurde. Im Schlossbereich entstehe ein neues kulturelles Zentrum mit dem Schwerpunkt Bachpflege, das über Köthen hinaus wirken werde. Schmuhls Dank galt den Förderern des rund sieben Millionen Euro teuren Projektes: dem Land Sachsen-Anhalt, der Europäischen Union, der Stadt und dem Landkreis Köthen sowie der Kreissparkasse Köthen. Anerkennende Worte zollte er ebenso den Planern und allen Beschäftigten der einzelnen Gewerke.
Landrat Ulf Schindler erinnerte an das Jahr 1993, als er erstmals erlebte, welche Akustik die alte Reithalle bot, obwohl sie damals kein Dach mehr hatte. Meterhoch habe der Schutt herumgelegen. Aus Anlass der ersten Homöopathietage sei der Unrat beräumt worden, "und wir haben einen wunderschönen Abend in dieser Kulisse verbracht". "Heute haben wir ein Stadium erreicht, da kurbelt keiner mehr zurück. Die Halle wird fertig", sagte Schindler. Der Johann-Sebastian-Bach-Saal werde nicht nur das Veranstaltungszentrum für die Stadt Köthen sein, sondern sicher auch das des neuen Landkreises, "ein schöneres kann ich im Moment nicht erkennen", meinte der Landrat und dankte dem früheren Oberbürgermeister Rainer Elze, der vor Jahren den Anstoß für das Projekt gegeben hatte.
"Es gilt, dieses Haus mit Leben zu erfüllen, und zwar mit Leben, das die finanzielle Kraft der Beteiligten nicht übersteigt", blickte Oberbürgermeister Kurt-Jürgen Zander schon mal voraus auf die Zeit nach der Eröffnung der Konzerthalle, deren Fertigstellung im Frühjahr 2008 geplant ist. Er zeigte sich optimistisch, dass, wie am Mittwoch im Kreistag geschehen, auch der Stadtrat dem Vertrag über den Betrieb der Kultureinrichtungen zustimmen wird. Dann fehle nur noch die Genehmigung dieses Vertrages durch das Landesverwaltungsamt. "Doch da bin ich guter Dinge, stoppen kann das niemand mehr", meinte Zander.
Zahlreiche Firmen haben bereits an der Konzerthalle ihre Visitenkarte hinterlassen. Auch die Männer von Dietmar Kurchs Bedachungs GmbH gehören dazu. "Ich freue mich natürlich, dass wir das Dach der Nikolaikirche in Berlin decken durften. Aber bei einem solchen Objekt in unserer Heimatstadt Köthen sind wir genauso gern dabei", äußerte der Geschäftsführer. Dietmar Kurch übergab als Erinnerung an den Tag einen symbolischen Dachziegel, auf dem eine Miniaturbüste aufgebracht war - natürlich eine von Johann Sebastian Bach.
