Rettungsdienst Rettungsdienst: Umstellung bei mobiler Intensivstation

köthen/MZ - Die Einführung des neuen Rettungsdienstgesetzes zum 1. Januar 2013 war auch für die drei Krankenhäuser im Landkreis Anhalt-Bitterfeld eine Umstellung. Zum Beispiel was die Neuregelung beim Einsatz des Intensivtransportwagens (ITW) anbelangt. In ihm werden Patienten von der Intensivstation eines Krankenhauses zur Intensivstation eines anderen befördert. Das nennt sich Interhospitaltransfer.
Die Besatzung eines solchen ITW besteht aus einem erfahrenen Intensivmediziner mit zusätzlichen Kenntnissen der Notfallmedizin, außerdem einem Rettungsassistenten mit entsprechender Zusatzqualifikation und einem Fahrer, der ebenfalls über eine spezielle Qualifikation verfügt. ITW sind auf der kurzen Distanz im Einsatz, dann, wenn Intensivtransporthubschrauber nicht sinnvoll sind.
Bisher wurde ein solcher ITW für das Land Sachsen-Anhalt in Magdeburg vorgehalten. Das ist seit 1. Januar nicht mehr der Fall. Das Problem dabei ist offenbar die personelle Ausstattung, wie die MZ erfuhr. Denn die Ärzte werden meist von großen Krankenhäusern oder Universitätskliniken gestellt.
„Es ist gesetzlich zukünftig kein überregional zuständiges Fahrzeug zum bodengebundenen Interhospitaltransfer in Sachsen-Anhalt vorgesehen“, heißt es dazu förmlich in den Informationen für die Rettungsleitstellen vom 31. Dezember 2012. Vor allem im Zerbster Krankenhaus hat die Umstellung wegen der Nähe zu Magdeburg offenbar zu Anfangsschwierigkeiten geführt, wie jüngst in einer Ausschussitzung des Kreistages zur Sprache kam, die sich mit dem Rettungsdienst beschäftigte. Wenn Krankenhäuser jetzt einen ITW anfordern möchten, erfolgt das über die zuständige Rettungsleitstelle und wird an die entsprechenden Leistungserbringer weitergeleitet.
Keine Umstellungsprobleme
Die MZ sprach darüber mit dem Notfallmediziner Oberarzt Armin Eisewicht im Gesundheitszentrum Bitterfeld/Wolfen, der zugleich Ärztlicher Leiter im Rettungsdienst des Landkreises Anhalt-Bittefeld ist, und mit dem Chefarzt der Klinik für Anästhesie und Intensivmedizin im Köthener Krankenhaus, Peter Trommler.
Armin Eisewicht: „Da wir seit längerer Zeit bei solchen Transporten vor allem auf einen Anbieter in Borna (30 Kilometer südlich von Leipzig) zurückgreifen, gab es bei uns keine Umstellungsprobleme. So ein Intensivtransport ist eine planbare Sache“. Er werde immer dann in Anspruch genommen, wenn ein Patient auf die Intensivstation eines höherwertigen Krankenhauses verlegt werden muss. Also zum Beispiel an die Universitätskliniken nach Leipzig oder Halle. Das geschieht unter anderem, wenn nach einen Herzinfarkt eine Herz-Operation notwendig ist oder wenn bei einer Lungenentzündung Spezialgeräte zum Einsatz kommen müssen. Solche Intensivmobile verfügen über eine maximale Ausstattung wie Intensiv-Beatmungsgerät und einen Monitor zur Überwachung der Herzfrequenz. Sie haben einen größeren Sauerstoffvorrat an Bord als ein herkömmlicher Krankentransport und sind mit speziellen Tragen ausgestattet. Von den rund 30 000 Rettungsfahrten im Landkreis seien rund 1 000 Verlegungsfahrten, erklärt Armin Eisewicht. Vom Gesundheitszentrum Bitterfeld-Wolfen werden etwa zwei bis drei Patienten pro Monat mit einem ITW verlegt.
Steigende Zahlen
Chefarzt Peter Trommler erklärte gegenüber der MZ, dass das Köthener Krankenhaus den ITW seit 1. Januar bei Bedarf über die Koordinierungsstelle, also die Rettungsleitstelle in Halle, anfordert. „Das funktioniert“, sagt Trommler, Köthen greife etwa fünf Mal im Jahr darauf zurück. In diesem Jahr war das auch schon der Fall. Dennoch sei die personelle Situation bei der Besetzung der ITW mit erfahrenen Notärzten und Intensivpflegern angespannt. Denn: „Die Zahl der Verlegungen mit einem Intensivtransportwagen hat in den letzten Jahren zugenommen“, beobachtet der Köthener Chefarzt. Das hängt unter anderem mit neuen Erkenntnissen bei der Frührehabilitation von Patienten zusammen, die heute zum Beispiel nach einem schweren Schädelhirntrauma oder einem Schlaganfall empfohlen wird.
Darauf müssen sich die Leistungserbringer im Interhospitaltransfer zunehmend einstellen, wenn es langfristig nicht zu Engpässen kommen soll.