Restauration in Köthen Restauration in Köthen: Bären wachen wieder über alter Apotheke

Köthen/MZ - Ein Kran hat gestern früh zwar die beiden restaurierten anhaltischen Bären auf das Gerüst an der Alten Apotheke in der Marktstraße gehievt, doch keine Hebetechnik der Welt hätte sie an ihren ursprünglichen Standort an der Fassade bugsieren können.
Seit Freitag stark zugenommen
So war für die Restauratoren Arno Siegmund und Tobias Watterott von der halleschen Firma Schöne Plackerei angesagt, zumal die beiden mit ihren 120 Kilogramm ohnehin recht schwergewichtigen schwarzen Bären seit Freitag noch um einige Kilo zugelegt hatten. Weil die Jahrhunderte alten Ziegelsteine der Fassade keinen sicheren Halt bieten, wurden für beide Sandsteinfiguren 15 Zentimeter starke Betonplatten gegossen auf denen sie nun ruhen. Bis zum späten Nachmittag hatten Siegmund und Watterott gut zu tun, um die altehrwürdigen Wappentiere mit Metallplatten sicher über der Eingangstür zu verankern. Wohl mehr als 100 Jahre mögen sie dort zuvor schon ausgeharrt haben und noch viel länger sollen sie jetzt durchhalten.
Im Oktober 2010 hatten Schöne und seine Mitarbeiter die Sandsteinfiguren mühevoll vom Portal abgenommen. Bei der Restaurierung in seiner Werkstatt kamen unter unzähligen Schichten schließlich deren originale Farben zum Vorschein: Schwarzbraun das Fell, rot die Zungen und goldfarben die Kronen. Der Restaurator stellte auch fest, dass die Bären ursprünglich wohl nicht für die Alte Apotheke vorgesehen waren, sondern das anhaltische Wappen tragen sollten. Dann aber gab man ihnen das Metallschild mit der Aufschrift „Alte Apotheke“ in die Tatzen, das sie heute wieder bekommen sollen.
Portal kommt heute
Wie der mit dem Projekt betraute Architekt Michael Zimmer mitteilt, wird auch das hölzerne Portal mit dem halbkreisförmigen Oberlicht, den verzierten Holzsprossen sowie den rankenartigen Schnitzereien über dem Rundbogen heute wieder eingesetzt. Jedenfalls habe Restaurator Peter Schöne diesen Ehrgeiz. Für ihn kam es darauf an, bei der Restaurierung des spätklassizistischen Portals möglichst viele originale Teile wieder zu verwenden. Manch Köthener wird nicht glauben, dass das Portal aus Holz ist. Man hatte es aber tatsächlich nur mit einer Farbe versehen, die wie Stein anmutet. Diesen originalen Farbton soll es wieder erhalten.
Der Restaurator aus Halle ist mit dem Projekt sehr verbunden, hatte er die Alte Apotheke doch bereits 2008 untersucht und die Chancen für ihren Erhalt eingeschätzt. Beeindruckt von dem Haus, in dem sicher einst Johann Sebastian Bach Medikamente besorgte, beschäftigte er sich mit dessen Geschichte.
„Ich bin gespannt, wie das morgen dann aussieht“, sagte Architekt Zimmer gestern auf der Baustelle. Die gusseiserne Laterne werde jedoch nicht wieder über dem Portal angebracht. Zum einen müsste man die komplett verwitterte Leuchte neu bauen, zum anderen gehöre sie gar nicht zum historischen Gebäude, sondern sei erst nach dem Krieg dort angebracht worden. Auch die Fassade wurde verändert. Ein Schaufenster und eine zusätzliche Eingangstür - beides nachträglich eingebaut - wurden wieder entfernt. Statt dessen hat man die obere Fensterreihe in der darunter liegenden Etage fortgesetzt. „Wir nehmen an, dass das der Ur-Zustand ist“, argumentiert Michael Zimmer.
Ursprünglich hatte die Wohnungsgesellschaft Köthen als Eigentümerin wegen des starken Verfalls den Abriss des Hauses beantragt, das urkundlich belegt im 16. Jahrhundert errichtet wurde und als ältester Profanbau der Bachstadt gilt. Ein Sturm der Entrüstung folgte. Danach wurde nicht nur die Fassade erhalten, auch Teile des Apothekengewölbes und der Keller bleiben stehen sowie ein Teil des Fachwerkes, das die gemeinsame Außenwand mit dem Nachbarhaus Marktstraße 5 bildete. Verrottete Holzteile wurden ergänzt.
Eine Herausforderung
Für Architekt und Baufirmen war das Projekt eine Herausforderung. So musste die Fassade, die gerettet werden sollte, vor dem Teilabriss des Gebäudes abgestützt werden. Ziegel der Gewölbebögen waren verwittert und wurden in Abstimmung mit der Denkmalpflege ausgebessert. Schwierig war der Anschluss der Bögen an die neuen Wände. Über das Gewölbe kam eine Stahlbetondecke, die in den sechs Pfeilern verankert wurde.
„Es ist für mich etwas Besonderes“, sagt Architekt Michael Zimmer über das Projekt „Alte Apotheke“, „von der Größenordnung her, aber auch von der Bedeutung für die Stadt Köthen.“