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Projekt Projekt: Das Erlebnis, ein Bild selbst zu malen

Von SUSANNE WEIHMANN 02.09.2009, 16:19

KÖTHEN/MZ. - "Die Farbe haben wir extra ausgewählt. Sie sollte etwas Pepp reinbringen", erklärte Daniela Röhling, Leiterin des Freizeitzentrums der Öko-Domäne in der Rüsternbreite.

Die zehnjährige Sandra, die die Jugendeinrichtung regelmäßig besucht, stand nämlich im Rahmen eines Projekts Model: "Die Anhaltische Porträtmanufaktur" geht von der Entwicklungsgesellschaft Wolfen-Nord aus und wird vom Landkreis und der Stiftung der Sparkasse Anhalt-Bitterfeld gefördert. Neben dem Freizeitzentrum in der Rüsternbreite wurden dafür das Jugendseeheim in Deetz und der Jugendclub 83 in Wolfen ausgewählt.

Mit der "Anhaltischen Porträtmanufaktur" soll eine Tradition aufgegriffen werden, die es bereits im 16. Jahrhundert gab. Dabei stehe nicht die künstlerische Perfektion, sondern die eigene handwerkliche Fertigung der Bilder im Vordergrund, erläuterte der Aktionskünstler Kurt Buchwald, unter dessen Anleitung die Porträts entstanden. Es gehe um das "Erlebnis Bildherstellung", so Buchwald, der solche Projekte bereits in Berlin Marzahn / Hellersdorf mit den Bewohnern der Viertel durchführte. "Ich bin der Maler und ich bin das Model", sagte er. Auf diese Weise könne sich jeder selbst entdecken. Durch das Empfinden über die Hände würde man erst einmal spüren, wie viel Mühe die Gestaltung eines Bildes bereite. Außerdem würde es die Identität mit der Aufgabe verstärken.

Neben dem Porträt der zehnjährigen Sandra entstanden vor dem Freizeitzentrum innerhalb von zwei Tagen Open Air neun weitere von Menschen, die in irgendeiner Form mit der Einrichtung in Verbindung stehen. Egal, ob Kind oder Erwachsener. Die Models hatte Kurt Buchwald zunächst fotografiert, per Beamer an die Wand geworfen und deren Umrisse anschließend vorgezeichnet, ehe sie selbst den Pinsel in die Farben tauchen durften. Weder vom Wind, der die Malutensilien immer wieder vom Tisch und die Leinwände von den Staffeleien wehte, noch vom Baulärm nebenan - wo Bagger den Rest der früheren Kaufhalle platt machten -, ließen sich der Aktionskünstler und die Amateure stören.

"Es ist schon komisch, sich selbst zu malen", meinte Melanie Bieber, während sie auf der Leinwand die Konturen ihres Gesichts nachzeichnete. Es sei eine ganz neue Erfahrung für sie, denn sich selbst gemalt, das hat die 19-Jährige, die gerade ihr Freiwilliges Soziales Jahr in der Jugendeinrichtung absolviert, noch nie. Und überhaupt, meint sie bescheiden, sei sie künstlerisch auch gar nicht so begabt. "Zunächst war ich skeptisch", gibt die junge Frau aus der Altmark zu. Aber das, was sie letztlich auf der Leinwand sah, überzeugte die 19-Jährige. "Mal sehen, was Herr Buchwald nachher noch draus macht, mit den Schattierungen und so weiter." Das Resultat wird dann in einer Ausstellung, zusammen mit den Porträts aus den anderen Jugendeinrichtungen, im Dezember in der Landkreisverwaltung zu sehen sein.