Pflanzen, die Trockenheit trotzen Pflanzen, die der Trockenheit trotzen: Saatgut-Unternehmen Caussade hat in Görzig Versuchsstation

Görzig - Ein knallroter Pavillon mitten auf dem grünen Feld, dazu jede Menge aufgestellte Informationstafeln - da muss doch etwas Besonderes los sein. Das dachten sich möglicherweise viele Autofahrer, die am Montag und Dienstag auf der Kreisstraße von Reinsdorf nach Baasdorf unterwegs waren.
Für Dana Kurth ist das so besonders nicht. Sie ist Mitarbeiterin bei der Caussade Saaten GmbH mit Sitz in Hamburg. Die Firma betreibt auf der Domäne in Görzig eine Versuchsstation, zu der auch einige Felder gehören, die mit Mais, Raps und anderen Kulturen bestellt sind. Was das Caussade-Saatgut hervorbringt und wie sich die Pflanzen entwickeln, das wird den Landwirten hin und wieder präsentiert.
Montag und Dienstag war es wieder mal soweit. „Wir erwarten hier rund 80 Landwirte aus Bayern und Baden-Württemberg, denen wir unser Saatgut und neue Sorten vorstellen wollen“, erklärte die diplomierte Agrar-Ingenieurin, die bei Caussade für den Bereich Nordsachsen und Mittel-Sachsen-Anhalt zuständig ist.
Auf den Versuchsfeldern bei Reinsdorf werden auf 20 Hektar Mais und auf 13 Hektar Raps angebaut
Auf den Versuchsfeldern bei Reinsdorf werden auf 20 Hektar Mais und auf 13 Hektar Raps angebaut, in den verschiedensten Sorten. Für Bodenbearbeitung, Aussaat, Pflanzenschutz und Düngung hat Caussade den Hof Pfaffendorf vertraglich gebunden. „Die Ernte bringen wir dann selber ein, nutzen dafür einen speziellen Mähdrescher, der die kleinen Parzellen abarbeitet“, erklärt Dana Kurth. Der Mähdrescher sei sehr modern ausgestattet, liefere sofort solche Daten wie Ertrag und Feuchte. Die weitere Untersuchung der geernteten Früchte erfolge dann im Labor in Görzig.
Dana Kurth muss sich gedulden, bis sie am Montag die ersten Gäste der Sortenpräsentation begrüßen kann. Die Bauern hatten sich zuvor das Stickstoffwerk in Piesteritz angeschaut und waren später als geplant in Görzig eingetroffen. Erst gegen 20 Uhr, nachdem sich alle auf der Domäne gestärkt haben, geht es hinaus zu den Versuchsfeldern.
Die neuen Pflanzen sollen sich trotz Trockenheit gut entwickeln
Hier übernimmt Produktmanager Ludwig Schneller die Führung, gibt zu vielen Sorten Erläuterungen und muss viele, teils recht spezielle Fragen der Landwirte beantworten. „Die eigentliche Züchtung und Entwicklung unserer neuen Sorten beginnt in Frankreich“, erklärt Schneller im Gespräch mit der MZ. Dort würden verschiedene Linien in aufwendigen Verfahren gekreuzt. „Die gekreuzten Sorten werden dann in der Praxis geprüft, auch hier in Görzig.“ Die Wahl dieses Versuchsstandortes sei bewusst erfolgt. „Wir haben hier eine Trockenlage. Und tendenziell wird es leider immer trockener. Darauf ist unsere Zucht ausgerichtet - auf Pflanzen, die sich trotz der Trockenheit möglichst gut entwickeln“, sagt Schneller.
„Memori“ heißt eine solche Rapssorte. Sie zeichnet sich laut Caussade durch einen „hervorragenden Korn- und Ölertrag“ aus, ist robust gegenüber der Wurzelhals- und Stängelfäule, einer Rapskrankheit, und kann auf allen Böden angebaut werden. „Memori ist mit 85 Prozent die dominierende Sorte“, sagt Ludwig Schneller.
„Bei uns in Görzig erfolgen nur Versuche. Die Vermehrung des Saatgutes findet in Frankreich statt.“
Noch andere Kulturen sind auf dem Schlag zu finden - Futterrüben beispielsweise, aber auch Sonnenblumen, Hirse und Zwischenfrüchte. Ihre Versuchsparzellen sind aber deutlich kleiner als die von Raps oder Mais. „Bei uns in Görzig erfolgen nur Versuche. Die Vermehrung des Saatgutes findet in Frankreich statt, in Landwirtschaftsbetrieben, die auf Vermehrung spezialisiert sind“, informierte Dana Kurth. Bevor eine neue Sorte großflächig angebaut werden darf, muss sie vom Bundessortenamt zugelassen werden.
Welche Menge wird eigentlich für die Aussaat benötigt? Ludwig Schneller weiß es genau. „Beim Mais kommen zwischen 80.000 bis 90.000 Saatkörner auf einen Hektar, je nach Bodenbeschaffenheit“, nennt er ein Beispiel. (mz)
Im Dezember 1998 gründete Caussade in Görzig eine Zuchtstation in Deutschland. Görzig liegt im mitteldeutschen Trockengebiet. Ausgewählt wurde der Standort, um für die Zukunft Sorten zu züchten, die an die trockenen kontinentalen Witterungsbedingungen angepasst sind. Das bedeutet für den Landwirt Ertragssicherheit, vor allem bei fehlenden Niederschlägen in den Sommermonaten.
Bei Caussade sind weltweit 560 Mitarbeiter beschäftigt, davon 360 in Frankreich. Im Unternehmen werden 600 Arten züchterisch bearbeitet. Daraus resultieren rund 500 Sorten, die in 35 Ländern angebaut werden.
Quelle: www.caussade-saaten.de
