Pfingstmontag-Ausflug zur alten Bockwindmühle
Libehna/MZ/sgr. - "Wir sind mit der Mühle groß geworden. Sie ist das Herzblut und gehört zur Gemeinde dazu", beschrieb Reiner Novotny vom Mühlenverein seine Beziehung zur alten Mühle. 1990 wurde der Verein "Alte Mühle Libehna" gegründet. Seitdem setzen sich die mittlerweile 22 Mitglieder in ehrenamtlicher Tätigkeit für deren Erhalt ein. Eine besondere Aufgabe kommt dabei Stefan Lander zu. Als Ehrenmüller kümmert er sich seit 17 Jahren um Reparaturen und die schrittweise Restauration der Mühle. "Ich lege besonders viel Wert auf alte Handwerkstraditionen", teilt der 35-jährige Bauingenieur mit.
Sein Wissen rund um Bau und Funktionsweise der Mühlen hat er sich über die Jahre angeeignet. Mit der ehrenamtlichen Müllertätigkeit ist ein großer Wunsch in Erfüllung gegangen. "Die Bockwindmühle ist voll funktionstüchtig", informierte Lander. "Etwa einmal im Monat schrote ich Futter für die Kleintierhalter in Libehna." Dann wird die Mühle in Windrichtung ausgerichtet, und die Flügel beginnen, sich zu drehen. Diese Funktionstüchtigkeit macht die Bockwindmühle im Altkreis Köthen einzigartig. "Das ist auch immer eine Frage der Wirtschaftlichkeit", vermutete Besucher Herbert Kandler aus Aken.
Während Windmühlen heutzutage so gut wie ausgedient haben, erlebten sie nach dem 2. Weltkrieg einen enormen Aufschwung. Ab 1948 kümmerte sich Ernst Friedemann um die Mühle in Libehna und modernisierte sie. An einem guten Arbeitstag des Müllers wurde damals bis zu einer Tonne Getreide zu Mehl gemahlen.
"Die Mühle war bis 1962 in Betrieb. Dann setzte ihr Verfall ein", erzählte Stefan Lander. 1972 wurde sie durch einen schweren Orkan stark zerstört. Dies bedeutete zunächst das Aus für die Bockwindmühle. 1979 kaufte die Gemeinde Libehna die Mühle vom damaligen Besitzer ab. Wenige Jahre später wurde mit ihrer Sanierung begonnen. "Aus diesem Anlass begehen wir jedes Jahr im Juli unser Mühlenfest", verkündete Reiner Novotny vom Mühlenverein. In diesem Jahr findet es am 25. und 26. Juli statt.
"Ich finde es schön, dass die Mühle so gut erhalten ist", freute sich Elke Joost. Gemeinsam mit ihrem Mann Klaus nutzte die Mosigkauerin das gute Wetter zu einer Fahrradtour. Während der Besichtigung der Bockwindmühle wurden alte Erinnerungen wach. "In Köselitz hatten wir auch eine Mühle", erzähle Klaus Joost aus seiner Kindheit. "Es ist schade, dass historische Berufe, wie der des Müllers verloren gehen", meinte Ehefrau Elke. Bei strahlendem Sonnenschein und angenehmen Temperaturen lockte die Mühle zahlreiche Besucher an. Auch die Jüngsten zeigten großes Interesse an der Bockwindmühle. "Für die Kinder ist das immer wie im Märchen", schilderte Reiner Novotny.
Der Verein "Alte Mühle Libehna" bietet Führungen für Schulklassen, Vereine und interessierte Bürger an. Termine können nach Wunsch vereinbart werden. Wer mehr über die Bockwindmühle wissen möchte, kann sich auch unter www.libehna.de
informieren.