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Österreichischer RHI-Konzern Österreichischer RHI-Konzern: Didier-Werk in Aken vor dem Aus

Von Sylke Hermann 09.10.2017, 08:17
Der Eingang zum Didier-Werk in Aken
Der Eingang zum Didier-Werk in Aken Heiko Rebsch

Aken - Marone in Italien und Lugones in Spanien sind gerade verkauft. Und nun Aken?

Die Gerüchteküche brodelt seit Monaten. Seit dem 2. Mai. Seitdem stehen die Maschinen im Akener Didier-Werk still, wo im Schichtbetrieb tonnenweise feuerfeste Steine für die Stahlindustrie produziert wurden. Nun scheint das Schicksal des Betriebes mit 95 Mitarbeitern besiegelt. Werksleiter Heinrich Plötzl äußert gegenüber der MZ, dass die Schließung „beschlossene Sache“ sei. Offen hingegen der Zeitpunkt. Auch er bekomme allerlei Mutmaßungen zu Ohren. Doch er könne nicht bestätigen, dass sich der österreichische RHI-Konzern Ende des Jahres aus Aken verabschiede. „Ich weiß es nicht“, versichert er.

RHI, nach eigenen Angaben weltweit größter Hersteller von Feuerfestprodukten, beschäftigt insgesamt rund 7 500 Mitarbeiter an über 30 Produktionsstandorten. Nun soll das Produktionsnetzwerk, wie Plötzl schildert, verkleinert und das Akener Kontingent im Sinne einer höheren Auslastung auf andere Standorte verlagert werden. Welche das sein sollen, sagt Plötzl nicht.

Im August, berichtet Plötzl jetzt, sei ein Vorstand in Aken gewesen, um die Mitarbeiter persönlich über die Pläne zu informieren. Es werde beabsichtigt, das Werk zu veräußern oder zu schließen, informiert Plötzl. „Darüber hinaus zeigt man sich offen für Konzepte zur betrieblichen Nutzung des Werksgeländes durch andere Unternehmen.“

Entscheidung des Konzerns

Akens Bürgermeister Jan-Hendrik Bahn (parteilos) kann dem nur beipflichten. Man stehe von Anfang an in engem Kontakt zum Werksleiter und zu RHI. „Wir haben versucht, den Richtungsverlauf im Sinne der Mitarbeiter und der Stadt positiv zu beeinflussen.“ Doch es handele sich um eine Entscheidung des Konzerns. „Für uns ist das sehr bitter“, ergänzt Bahn. Sofern man das Unternehmen unterstützen könne, tue man das, bekräftigt er auf Nachfrage der MZ.

Auch der Landtagsabgeordnete Dietmar Krause (CDU) räumt ein, dass man „alles ausgelotet habe, was auszuloten gewesen ist“. Erst dieser Tage erhielt er, wie er der MZ erzählt, einen Brief aus Wien, von der RHI-Konzernspitze, indem man sich bei ihm für die Bemühungen um die Zukunft des Akener Werkes bedankt. „Wir wollten den Standort unbedingt halten“, betont er. Weil dieser insbesondere für den Hafen von enormer Bedeutung sei. Dietmar Krause findet die Entwicklung „sehr traurig“, auch weil er viele Mitarbeiter persönlich kenne und deren Zukunft nun ungewiss sei.

„Morgenluft geschnuppert“

Werksleiter Heinrich Plötzl spricht davon, dass RHI gemeinsam mit dem Betriebsrat aktuell bemüht sei, eine sozialverträgliche Lösung mit Interessenausgleich und Sozialplan zu finden.

„Wir hatten Hoffnung, als wir 2013 den Vorzug gegenüber anderen Standorten im Konzern erhalten haben und man hier investierte“, sagt Heinrich Plötzl. Damals wurde das Werk in Duisburg geschlossen. Und in Aken habe man „Morgenluft geschnuppert“, sich „mehr oder weniger auf der sicheren Seite“ gesehen. Doch der Vorstand habe heute offenbar „andere Vorstellungen, wie der Konzern auszusehen hat“.

Akens langjähriger Bürgermeister Hansjochen Müller (SPD) erinnert sich an diese Zeit. Er habe damals Briefe an die Konzernleitung geschrieben, die Vorzüge von Aken, vor allem in logistischer Hinsicht, hervorgehoben und die hohe Produktivität des hiesigen Werkes. Ob es geholfen habe, vermag er nicht zu sagen. Aber: „Sollte das Werk jetzt geschlossen werden, bringt das auch für den Hafen Einbußen mit sich.“ Müller sitzt im Aufsichtsrat des Hafens. Er findet die Entwicklung „sehr bedauerlich“.

„Gespräche zur Zukunft"

„Aus meiner Sicht ist das eine reine Konzernentscheidung.“ Der Markt sei schwieriger geworden, außerdem fusioniere RHI mit der brasilianischen Firma Magnesita - auch das könnte den Beschluss beeinflusst haben. Er glaubt nicht, dass sich RHI aus Gründen der Produktivität von Aken abwendet. Gleichermaßen gibt es Stimmen in der Elbestadt, die meinen, dass es trotz der offensichtlichen Rückzugsabsichten von RHI um den Standort gar nicht so düster aussehe.

Die Pressestelle des Wirtschaftsministeriums Sachsen-Anhalts erklärt, dass es in dieser Woche „Gespräche zur Zukunft des Standortes Aken der RHI-Gruppe“ geben wird. Beteiligte seien das Land, die Stadt Aken und das Unternehmen. Man werde sich , heißt es, „sowohl zum Erhalt des Unternehmensstandortes als auch zu ansonsten möglichen Nachfolgelösungen“ austauschen. Die RHI-Gruppe stünde diesen Gesprächen sehr offen gegenüber. Neben dem Ministerium begleite die Investitions- und Marketinggesellschaft Sachsen-Anhalt diesen Prozess. „Für eine vielleicht nötige Nachfolgelösung gibt es erste Gespräche mit Interessenten“, deutet man in Magdeburg an.

(mz)