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Obstbau Obstbau: Reiser aus dem ganzen Land

Von Nadja Reichert 08.04.2013, 16:16
Manfred Ruppert (grüne Jacke) gibt Tipps zu den Obstreisern.
Manfred Ruppert (grüne Jacke) gibt Tipps zu den Obstreisern. Heiko Rebsch Lizenz

Köthen/MZ - Der Wetterbericht verspricht endlich ein Ende der Kälte. Jetzt stehen viele Gartenfreunde in den Startlöchern und wollen ihre Gärten mit Blumen, Obst und Gemüse schmücken. Was es in Sachen Obst in diesem Jahr Neues auf dem Zuchtmarkt gibt, präsentierte der Pomologenverein e.V., Landesgruppe Sachsen–Anhalt, am Samstag in einer Ausstellung im historischen Obstmustergarten in Köthen.

Auserlesene Sammlung

„Ich suche nach der neuen Birnensorte Hermann“, erzählte Besucher Burkard Bläsing. „Die wird von Saxonia vertrieben, und da mir deren Graf Dietrich und Gräfin Gepa so gut schmecken, will ich jetzt mal die neue Sorte probieren.“ Drei Stunden lang konnten sich die Besucher auf der Ausstellung nicht nur über alte und neue Züchtungen aus Deutschland und Europa informieren, sondern auch die Vorzüge der Region Sachsen-Anhalt kennenlernen. Manche Besucher kamen sogar aus Halle und Leipzig. Der „Historische Obstmustergarten Cöthen“ präsentierte seine auserlesene Sammlung an Apfel– und Birnenreisern. „Wir suchen immer nach neuen Züchtungen oder seltenen Sorten. Die Reiser kommen aus ganz Sachsen-Anhalt, weil bestimmte Sorten nur noch in einzelnen Gärten wachsen“, schilderte Pomologe Manfred Ruppert. Für 50 Cent durften sich die Besucher Reiser für den eigenen Garten mitnehmen. „Leider konnten wir in diesem Jahr nicht auf unsere Partnerquelle Münchberg in Brandenburg zurückgreifen“, bedauert Ruppert. „Der Schnee hat uns im Januar in die Knie gezwungen und Brandenburg liefert leider nicht selbst.“ Umso stolzer ist Ruppert auf eine besonders alte Apfelsorte, die er aus der Baumschule Ritthaler (Rheinland-Pfalz) erstanden hat. „Wir haben Reiser der Sternapi“, erklärt der Pomologe begeistert. „Die gibt es schon seit der Römerzeit.“ Den Namen bekam die Frucht wegen ihrer sternförmigen Gestalt.

"Jede Region hat ihren Favoriten"

Die Vorbereitung der Ausstellung war mit einer Menge Arbeit verbunden. „Glücklicherweise hat uns die Stadt Köthen in diesem Jahr sehr unterstützt und mit Material und Arbeitern ausgeholfen“, sagte Ruppert. Neben Köthen hat auch die Altmark einige Reiser für die Ausstellung gespendet. „Seit 1985 bewahren wir aussterbende oder bedrohte Apfelsorten“, sagte Eva-Maria Heller, Mitglied der Pomologen-Landesgruppe. Der Prinzenapfel oder die Stina Lohmann stammen aus der Altmark. Seit 1996 wird auf Schloss Hundisburg (Haldensleben) eine Landessortensammlung betrieben. „Wir tauschen auch mit Köthen Sorten aus. Jede Region hat schließlich ihren Favoriten“, so Heller.

Auf der Ausstellung spielte neben Obst auch Honig eine Rolle. „Obst und Honig gehört zusammen“, so Hobbyimker Hans-Jürgen Ehrlich. „Die Bienen sorgen für bessere Erträge auf den Bäumen und machen die Früchte robuster und schmackhafter.“ An Ehrlichs Stand konnte Honig aus Frühblühern probiert werden. Zur Wahl standen zwei Sorten, eine war mit Löwenzahn, die andere mit Raps versetzt.

Im Anschluss an die Ausstellung tagte die Landesgruppe noch in einer Sitzung. Ein wichtiges Thema war die Europom in Hamburg im Oktober. „Die Vorbereitungen laufen bereits, und wir saßen schon nächtelang über Plänen“, berichtete Ruppert. „Aber wir haben uns auf die Fahne geschrieben, dass wir nicht nur Köthen und Sachsen-Anhalt, sondern ganz Deutschland vertreten wollen. In Köthen gibt es schließlich eine große Gartenbau-tradition“, betont der Pomologe. Für die Präsentation auf der Europom sollen insgesamt 100 Sorten mitgenommen werden.