Nicht in allen Unternehmen herrschte Andrang
KÖTHEN/MZ. - Auch Sabine Neubert und Mandy Teuchler hatten sich beworben. "Ich finde den Beruf interessant", erzählte Sabine Neubert. Die 19-Jährige war gemeinsam mit ihren Eltern gekommen, die sich ebenfalls einen Eindruck vom Unternehmen verschaffen wollten. "Es wäre schön, wenn sie die Ausbildung bekommen würde", hoffte Sabines Mutter Dagmar Neubert.
Sie lobte den Tag der Berufe als eine gute Gelegenheit, das Interesse der Schüler zu wecken. "Es gibt viele, die nicht wissen, was sie beruflich machen wollen", vermutete sie. Der Einblick in die Praxis könne ein wichtiger Beitrag zur Berufsfindung sein. Nachdem Betriebsleiter Hans-Jürgen Wittmann die Fragen der interessierten Gäste beantwortet hatte, lud er zu einer Besichtigung des so genannten Weißbereichs ein.
Dabei handelt es sich um eine Halle auf dem Firmengelände, in der die gewaschene Wäsche getrocknet, gemangelt und zusammengelegt wird. Pro Tag werden rund 14 Tonnen Wäsche gewaschen. Insgesamt sind 95 Mitarbeiter für das Unternehmen tätig. Sitex Textral Service hat sich auf die Reinigung von Berufsbekleidung aus Krankenhäusern und Altersheimen spezialisiert.
"Ich würde hier gerne anfangen", bemerkte Katja Voigt. Die 18-jährige Bernburgerin hatte sich ebenfalls beworben. Im Anschluss an die Besichtigung stellte sie fest, dass sie sich das Unternehmen eigentlich kleiner vorgestellt hatte. Umso überraschter war sie über die Anzahl der Mitarbeiter und die technische Ausstattung.
Auch die Lacufa GmbH öffnete ihre Türen für interessierte Schüler. Das Unternehmen bietet je zwei Ausbildungsplätze zum Chemikanten sowie zum Lacklaboranten an. "Für diese Arbeiten benötigt man ein Gesundheitszeugnis", erklärte Dagmar Thurm, Verantwortliche für Personalfragen. Bei der Produktion der Anstrichstoffe gelten sowohl Allergien gegen Lösungsmittel als auch Farbenblindheit als Tabu.
"Es wäre eine Möglichkeit, hier zu arbeiten", äußerte sich Patrick Nitschke. Der Achtklässler interessierte sich vor allem für das Experimentieren mit Farben. Aufmerksam lauschte er den Worten von Dagmar Thurm während der Besichtigung der Produktionshalle. "Ich finde die Resonanz dieses Jahr wirklich toll", freute sich die Mitarbeiterin des Unternehmens. Im vergangenen Jahr hatten sich nur drei Interessierte eingefunden. Am Mittwoch führte Dagmar Thurm mehrere Gruppen mit durchschnittlich je zehn Personen über das Gelände. Darunter waren nicht nur Schüler, sondern auch Eltern. "Viele wissen gar nicht, was es so alles für Berufe gibt", nahm Uwe Nitschke an. Aus diesem Grund seien berufsorientierte Veranstaltungen überaus wichtig.
Sieben Unternehmen aus dem Altkreis Köthen nahmen am diesjährigen Tag der Berufe teil. Darunter war auch der Landkreis, der Ausbildungsplätze für angehende Verwaltungsfachangestellte anbietet. Elf interessierte Schüler informierten sich vor Ort. Ausbildungsleiterin Melanie Hildebrand war erfreut.
Unzufrieden war hingegen Uwe Radke, Geschäftsführer der Gröbziger Firma Klebl, bei der sich nur ein einziger junger Gast eingefunden hatte. "Diese Interessenlosigkeit stört mich", beklagte er. Uwe Radke kann die fehlende Motivation der Schüler, solche Chancen zu nutzen, nicht nachvollziehen. Die Firma Klebl bietet Ausbildungen zum Industriekaufmann, Bauzeichner und Betonfertigteilbauer an.