New York, Berlin, Köthen New York, Berlin, Köthen: Helios-Klinik Köthen hat neuen Chefarzt für Kardiologie

Köthen - Er sei dabei, versichert er der Anruferin, offenbar eine Ärztin aus seinem Team, die ihm etwas zeigen, vorstellen, erläutern will. In zehn Minuten? Das schaffe er, meint Prof. Dr. Guido Matschuck. Legt auf und spricht den kurz zuvor unterbrochenen Satz weiter. Als hätte es die Anruferin nie gegeben. Zehn Minuten bleiben noch. Zehn Minuten für einen winzigen Ausflug in die Welt der Kardiologie.
Vor sechs Wochen übernimmt der in Niedersachsen geborene Mediziner die Kardiologie in Köthen. Die Aufgabe, sagt der neue Chefarzt, habe ihn gereizt. Er kommt über Halberstadt an die Helios-Klinik, wirkt zuvor sechs Jahre in der Uckermark, in einem Krankenhaus „mit einer ganz normalen kleinen Kardiologie“, wo man „ein paar Herzkatheter macht und Schrittmacher implantiert - das war’s“. Das sollte sich ändern.
Er habe dort „über 60 neue medizinische Techniken und Materialien etabliert“. Als der Aufbau geschafft ist, er die Abteilung in guten Händen weiß, zieht der heute 46-Jährige weiter.
Auch in Köthen will Prof. Dr. Guido Matschuck wieder etwas aufbauen
Er verlässt Schwedt/Oder für ein neues, spannendes Projekt. In Halberstadt baut er die Rhythmologie auf, ein spezielles Teilgebiet der Kardiologie. „Dann erreicht mich der Ruf aus Köthen.“ Eine Klinik „mit modernem Standard“, die er als „apparativ gut aufgestellt“ einschätzt. In der die Rahmenbedingungen vernünftig seien. „Eine Kardiologie, eine Klinik, ist eine Familie; hier muss jeder mit jedem respektvoll umgehen“, betont er.
Auch in Köthen will er wieder etwas aufbauen - „ruhig, substanziell, qualitativ hochwertig“. Mit Klinikgeschäftsführer Matthias Hirsekorn. In der Pressemitteilung der Klinik liest sich das zur Berufung des neuen Chefarztes so: „Gemeinsam mit seinem Team wird er das hohe Niveau unseres kardiologischen Leistungsspektrums erhalten und weiter ausbauen, wodurch die wohnortnahe Patientenversorgung sichergestellt wird.“
Prof. Guido Matschuck berichtet, dass seine Mutter früher „immer wie vom Donner gerührt“ gewesen sei, wenn die Rettungswagen mit Leuten, die helfen wollen, zu Hause vorbeigefahren sind. Vermutlich beginnt er deshalb eine Ausbildung zum Rettungssanitäter, erzählt er. Sein Medizinstudium finanziert er sich später, indem er Notarzteinsätze fährt. Das habe nie aufgehört. 18 Jahre Notfallmedizin schlagen zu Buche. Und auch in Köthen würde er gern wieder im Rettungswagen fahren - so es seine Zeit erlaube.
Patienten in Köthen sollen so behandelt werden können wie in New York oder Berlin
Zunächst aber besäßen andere Themen Priorität. Zum Beispiel die Rhythmologie, ein Bereich, den er intensivieren will - „und ich muss das nicht alleine machen“, freut er sich. Mit Oberarzt Jedrzej Kosiuk gebe es hier bereits „einen international anerkannten Rhythmologen“. Damit „eine ausgewiesene rhythmologische Kompetenz“.
„Die allermeisten Kliniken“, weiß er, „haben so etwas nicht.“ Doch der Mediziner ist nicht nach Anhalt gekommen, um sich darauf auszuruhen. Im Gegenteil. Der Experte will diesen Bereich derart stärken, dass Patienten in Köthen so behandelt werden können wie in New York oder Berlin. Und obwohl das Haus relativ klein sei, könne er sich vorstellen, dass die Bachstadt in absehbarer Zeit über „das Format eines Schwerpunktversorgers“ verfüge, wie man sie üblicherweise in Großstädten antreffe.
Matschuck will in Köthen neue Therapien anbieten, die es bisher nur an Unikliniken gebe
Er will darüber hinaus die Therapie sogenannter struktureller Herzkrankheiten ausbauen, gemeint sind „sehr komplexe Herzkathetereingriffe“. Außerdem werde er sich mit seinem Team - darunter sechs Oberärzte und zehn Assistenzärzte - intensiv mit der Behandlung der Herzschwäche beschäftigen. „Hier hat sich wissenschaftlich wahnsinnig viel getan“, fasst er zusammen. Heißt für ihn in Bezug auf seine neue Wirkungsstätte: „Da ist noch Luft nach oben.“
Er will - wie er das andernorts auch schon getan hat - in Köthen neue Therapien anbieten, die es bisher nur an Unikliniken gebe. Allein sei das nicht schaffbar. Prof. Matschuck, der in Hamburg und Dublin Medizin studiert, in Leipzig seinen Facharzt gemacht hat, sucht den Austausch. Mit seinen Mitarbeitern. Mit den Patienten. „Eine Herztherapie muss individuell gestaltet werden. Jeder Mensch ist anders. Es gibt für jeden also auch eine individuelle Therapie.“ Sein Anspruch im Umgang mit den Patienten: „Alles anbieten können, was möglich ist, aber gemeinsam entscheiden, was notwendig ist.“ (mz)