Neues Naturschutzgebiet Neues Naturschutzgebiet: Aken positioniert sich gegen geplante Kernzonen an Mittelelbe

Aken - Die Elbebrücke ein Rettungsanker? Aken, und da redet Bürgermeister Jan-Hendrik Bahn (parteilos) gar nicht um den heißen Brei herum, wird mit diesem verkehrspolitischen Großprojekt, das sich nicht nur theoretisch mitten in der Kernzone eines Naturschutzgebietes befände, wohl kaum punkten können. Die Elbebrücke, nie mehr als eine „politische Willensbekundung“, hieß es, - „sie wird uns in der Argumentation nicht viel nützen“.
Also müssen andere Argumente her, um die Ausweisung eines Naturschutzgebietes an der Mittelelbe zwischen Mulde und Saale zu verhindern. Zumindest will Aken nichts unversucht lassen, die Pläne des Landes in Sachen Naturschutz auf ein aus Stadtsicht akzeptables Maß zu schrumpfen. Es geht darum, Kompromisse zu finden.
Auf dem Weg dorthin hat Aken als betroffene Kommune eine umfangreiche Stellungnahme erarbeitet, die sich seit Freitagmorgen auf dem Postweg nach Halle befindet. Im Landesverwaltungsamt erwartet man bis zum 9. Oktober die Reaktionen der Städte und Gemeinden auf den Entwurf einer Verordnung, „die uns ein Stück Natur nimmt“, betont Bahn. Entsprechend kritisch setzt sich die Elbestadt mit den Plänen auseinander.
Angeln, Reiten, Wandern, Jagen, Baden in der Elbe - so vieles wäre künftig undenkbar
Im Ergebnis ist eine detaillierte Auflistung von Forderungen und Vorschlägen entstanden, die der Stadtrat am Donnerstagabend einstimmig absegnete.
8.500 Hektar Fläche sollen unter Schutz gestellt werden. Davon will das Land rund 2.360 Hektar als Kernzonen ausweisen. Gebiete, in denen zahlreiche Verbote greifen würden. Bis hin zum Betretungsverbot. Gebiete, die für die Menschen in Aken damit nicht mehr in gewohnter Weise nutzbar wären. Angeln, Reiten, Wandern, Jagen, Baden in der Elbe - so vieles wäre künftig undenkbar, käme die Behörde mit ihren Vorstellungen durch. Im Fokus stünden Erhalt und Wiederherstellung der Auenlandschaft an der Mittleren Elbe.
Akens Bürgermeister hat nun in den vergangenen Wochen versucht, Licht ins Dunkel zu bringen. Und mit vielen Menschen gesprochen. Mit Amts- und Referatsleitern, mit Staatssekretären, mit Bürgermeistern, die ebenfalls betroffen sind. „Wir haben an allen Fronten gekämpft“, versicherte er.
In Aken hat man Angst vor den Auswirkungen des Naturschutzgebietes auf den Hochwasserschutz
Besonders problematisch betrachtet man in Aken die Auswirkungen auf den Hochwasserschutz. Wenn Flächen nicht mehr unterhalten werden, weil sie unter Schutz gestellt und damit sich selbst überlassen sind, habe das massive Auswirkungen. Sich ansammelndes Totholz etwa könnte die Deichanlagen beschädigen. Das wiederum erhöhe die Gefahr für Aken, erneut überflutet zu werden.
Gut, dass der Landesbetrieb für Hochwasserschutz und Wasserwirtschaft die Einschätzung aus Aken teile. Damit, so Jan-Hendrik Bahn, habe man die Schützenhilfe einer wichtigen Behörde. „Das sind diejenigen, auf die man dort hört“, betonte er hoffnungsvoll. Was Aken will, ist auf mehreren Seiten Papier aufgeführt.
Man will unter anderem, dass die Kernzone zwischen Hornhafen und Prinzeneiche (Höhe Flachswerksiedlung auf Steutzer Seite) gestrichen wird. Dass man im Bereich der Deiche weiter Schwarzwild jagen darf. Dass zusätzliche Rad- und Wanderwege ausgewiesen werden. Dass touristische Ziele im NSG, Seen zum Beispiel, erreichbar bleiben.
Nach dem 9. Oktober werden im Landesverwaltungsamt die Reaktionen ausgeweret
All das wird vom Stadtrat mit getragen. Marko Gregor (parteilos) betrachtet den Entwurf der Behörde als „Zeichen von Ignoranz und Arroganz“. So könne man nicht mit den Kommunen und den Menschen umgehen, sagte er. Lothar Seibt (FDP) betonte, „es ist gut, dass wir uns als Bürger nicht alles gefallen lassen“. Und dass man sich gemeinschaftlich dagegen zur Wehr setze. Immerhin hätten sich rund 1.000 Akener zu Wort gemeldet.
Nach dem 9. Oktober werden nun im Landesverwaltungsamt die Stellungnahmen gesichtet. In Aken ist man überzeugt, dass man in Zukunft auf ein Stück erlebbarer Natur verzichten werden müsse - trotz möglicher Kompromisse. Das Warten hat begonnen. Und zugleich das Hoffen, ernst genommen zu werden. (mz)