Neuer Plan wegen Corona Neuer Plan wegen Corona: Zirkus Köllner-Weisheit eröffnet Tiererlebnispark in Micheln

Micheln - Trotz Corona-Modus, trotz Pandemie-Restriktionen und allen bisherigen Einbußen für die Zirkusbranche zum Trotz: Familie Köllner-Weisheit kann seit dem Kindertag wieder lachen. Die Zirkusfamilie suchte sich eigens den Pfingstmontag aus, um in Corona-Zeiten aus der Not eine Tugend zu machen: Nach jahrelangem Vorlauf und zuletzt vierwöchiger intensiver Vorbereitung eröffnete die Zirkusfamilie in Micheln erstmals die Pforten zum neuen Tiererlebnispark.
Das Motto hier: Tieren näher sein als im Zoo. „Unsere Besucher sollen unsere Tiere hautnah erleben“, sprach Zirkus-Chefin Liane Köllner-Weisheit gut eine halbe Stunde vor der Eröffnung des Tiererlebnisparks einen Wunsch aus - und siehe da, schon Sekunden nach diesen Worten bildete sich am Eingang die erste Warteschlange.
An „normalen“ Tagen hoffe die Zirkus-Familie auf etwa 80 Gäste
Ein Andrang, der am Eröffnungstag anhielt und dafür sorgte, dass die Straßenränder in unmittelbarer Nähe zum Parkeingang restlos mit Fahrzeugen zugeparkt worden. Die 50-jährige Köllner-Weisheit freute das. „Am Feiertag würden wir uns gute 300 Besucher wünschen“, meinte sie am Morgen, bevor abends endgültig feststand, dass das selbstgesteckte Tagesziel getoppt wurde. An „normalen“ Tagen hoffe die Familie auf etwa 80 Gäste auf dem erworbenen ehemaligen Reiterhof, auf dem insgesamt 30 Tiere zu sehen sind.
Unabhängig, ob die Zirkusse in Sachsen-Anhalt wieder Festplätze bevölkern dürfen, wollen die Köllner-Weisheits langfristig am Tiererlebnispark festhalten. Der Standort in der Klietzener Straße 10 in Micheln soll dafür eine feste Adresse werden. Eine, die immer mittwochs bis sonntags zwischen 11 und 17 Uhr geöffnet hat. Jahr für Jahr solle der Erlebnispark, in dem die Zirkus-Tiere umsorgt werden, um eine Attraktion erweitert werden. „Im nächsten Jahr kommt vielleicht schon ein Kinderkarussell dazu“, so die Zirkus-Mutter.
„Man kann näher an die Tiere ran und es ist auch nicht überlaufen“
Sabrina Böer und Töchterchen Amilia gehörten am Eröffnungstag zu den ersten Gästen. Zuerst auf der Agenda des Tages: Gehege besichtigen und Hautkontakt zu den Fellnasen herstellen. Noch etwas zurückhaltend streckte die Vierjährige den Ziegen ihre kleine Hand mit Futter entgegen - so, wie es ihre Mama vormachte.
„Ich finde es super und bin positiv überrascht. Man kann näher an die Tiere ran und es ist auch nicht überlaufen“, zog die Bernburgerin ein positives Fazit, bevor es mit der Tochter zum Spielplatz und auf's Bungee-Trampolin ging, das die Vierjährige hoch in die Luft katapultierte. Tiergiganten wie die imposanten Friesenhengste, die Karl Altoff-Köllner normalerweise mit verschiedenen Kunststückchen durch die Manege führt, ließen Kinderaugen zigmal erstrahlen.
Zirkusdompteur verrät Geheimnisse der Tier-Dressur
Ein Katalanischer Riesenesel, der gut und gern so groß wie ein Erwachsener wird, bannte ebenso die Blicke wie „Schlumpf“, das Minipony, das bis zu seinen Schultern lediglich rund 50 Zentimeter misst. Seine 15 Jahre Lebensalter sah der Besucher Schlumpf nicht an. „Schlumpf ist topfit“, sagte Altoff-Köllner, der seinen Besuchern nicht nur das Schauerlebnis vermitteln möchte. Wissenswertes über die Tiere folge.
Und wer es genau wissen möchte, dem verrät der Zirkusdompteur auch, wie Wildtieren wie den einhöckrigen Dromedaren neue Kunststücke beizubringen sind. „Das funktioniert mit ganz viel Vertrauen, viel Zeit und Leckerchen“, lüftete seine zwei Jahre jüngere Gattin das Geheimnis.
Viel Vertrauen hatten die riesigen Dromedare wohl auch zu den Besuchern. Ivan (9) und Maritza (8) trieb es ganz nah an die Zäune ihres rund 1.200 Quadratmeter großen Geheges, sobald Besucher dort warteten. „So etwas sieht man nicht alle Tage“, zollte die Leunaerin Anja Eckensberger dem Projekt ihren Respekt. Für ihre fünfköpfige Familie und einen Besuch des Geländes mit der Möglichkeit, Puppentheater und eine 40-minütige Zirkus-Show zu erleben, zahlte sie 42 Euro.
20 Familienmitglieder und Helfer ziehen für das Fortbestehen an einem Strang
Der Michelner Zirkus wird bereits in siebter Generation geführt. 20 Familienmitglieder und Helfer ziehen für das Fortbestehen an einem Strang. Die gemeinsame Tatkraft blieb, doch aufgrund der Pandemie endete die angesetzte Zirkustournee in diesem März abrupt. Die Einbußen seien fünfstellig, so Köllner-Weisheit. Sie rechne mit Einbußen von rund 10.000 Euro. „In jeder einzelnen Woche wären wir einen Festplatz angefahren und hätten pro Woche etwa zehn Auftritte“, setzte die ausgebildete Hochseilartistin und fünffache Mutter hinzu.
Dass die Bevölkerung ein breites Interesse am Fortbestehen des Zirkusses und am Wohlergehen der Tiere hat, das haben Sach- und Geldspenden der letzten Wochen gezeigt. Nur dadurch, bedankte sich die Zirkus-Chefin ausdrücklich, konnte der Familienbetrieb am Leben erhalten werden. Immerhin fielen pro Tag rund 300 Euro an Futterkosten an. (mz)


