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Natursteinlinie gegen Starre

Von Wladimir Kleschtschow 11.08.2006, 16:20

Köthen/MZ. - Künstler und Gärtner

"Kalle Jahns ist für diese Aufgabe der richtige Mann, denn er ist nicht nur Künstler, sondern auch gelernter Gärtner", sagte Regina Minasch-Elze, Vorstandsmitglied des Vereines. "Wir wollen mit der Umgestaltung bis zum Homöopathiesommer am 28. und 27. August fertig sein."

"Es ist eine richtige Schinderei", sagt Karl Jahns. Gemeinsam mit den Ein-Euro-Jobbern Harald Kuhnert und Peter Müller, die ihm bei den Arbeiten helfen, hat er eben erst drei große Natursteine an einem Ende des Schaugartens in die richtige Position gebracht. Gerade noch rechtzeitig, denn plötzlich kommt ein Regenguss, und die Arbeiten müssen unterbrochen werden. Eine gute Gelegenheit, sich in der Pause vom Künstler dessen Konzept erklären zu lassen.

"Der Garten besteht aus drei Teilen", beschreibt Jahns. "Umrandet ist er von grauen runden Betonstelen - eine insgesamt unmögliche starre Lösung." Diese Gestaltung widerspreche völlig dem Geist der Homöopathie. Denn dieser Heilkunde seien starre Grenzen fremd, sie überwinde sie. "Dementsprechend besteht auch das Wesen meines Projektes darin, Starres zu überwinden, es zu durchbrechen", so der Künstler.

Linie aus Natursteinen

Karl Jahns ist bei diesem Auftrag kein neutraler Gartengestalter, er ist befangen. Er hält nämlich große Stücke auf die Homöopathie. Vielleicht kommt das noch aus seiner Jugend, als er selbst in den Nachkriegszeiten zum Beispiel bei Brandwunden mit Naturheilmitteln behandelt wurde. Über die Lehre Hahnemanns ist er gut informiert.

Das sind neben seinem fachlichen Können wichtige Voraussetzungen, die dem spezifischen Projekt zugute kommen. Aus Natursteinen soll eine Art Linie entstehen, die die drei starren Teile des Gartens durchläuft und Bewegung in das gesamte Ensemble bringt. Die unschönen grauen Betonstelen bleiben zwar stehen, sollen jedoch durch geschickte Bepflanzung möglichst weitgehend überdeckt werden.

Die Anordnung aller Pflanzen soll übrigens künftig besser mit dem architektonischen Charakter des Gartens im Einklang stehen. "Man kann doch nicht oben auf dem Beet zwei Meter hohe Pflanzen stehen lassen. Das wäre totaler Unsinn", sagt Jahns. "Am liebsten hätte ich übrigens auch den Brunnen da drüben abgerissen. Er passt architektonisch überhaupt nicht hierher."

Pflanzen brauchen Zeit

Die Regenwolke ist vorüber, und das Trio geht wieder an die Arbeit. Die Umrisse der Naturstein-Linie, die das Ensemble durchdringt und belebt, sind bereits deutlich zu sehen. Dass die Gartenumgestaltung tatsächlich bis Ende August im vollen Umfang abgeschlossen sein wird, glaubt Karl Jahns nicht. Denn man müsse ja noch die Pflanzen umsetzen und vielleicht neue einpflanzen. Es dauert noch eine Zeit, bis der Garten so aussieht, wie er soll.