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Nach tödlicher Bissattacke Nach tödlicher Bissattacke: Paar muss Familienhund "Alf" abgeben

Von Stefanie Greiner 22.12.2015, 20:35
Alf (hier mit Tierheim-Mitarbeiterin Kathrin Eckert) sucht ein Zuhause. Seine neuen Besitzer sollten sich mit Schäferhunden auskennen.
Alf (hier mit Tierheim-Mitarbeiterin Kathrin Eckert) sucht ein Zuhause. Seine neuen Besitzer sollten sich mit Schäferhunden auskennen. heiko rebsch Lizenz

Köthen - Christa Doberitzsch versteht die Welt nicht mehr. Warum hätte ihr Alf denn nicht einfach auf ihrem Grundstück bleiben können? Als Wachhund? Seit einem Monat lebt ihr Schäferhund stattdessen im Tierheim. Die Steuern für das Tier muss die Seniorin aus Köthen aber weiterhin zahlen. Hinzu kommen auch noch die Kosten für die Unterbringung des Tieres. Neun Euro pro Tag. Und zwar so lange, bis der Hund neue Besitzer hat. Seitdem er einen Yorkshire Terrier totgeschüttelt hat, gilt Alf nämlich als gefährlich.

Christa und Armin Doberitzsch wurden vom Ordnungsamt der Stadt aufgefordert, den Hund einem Wesenstest zu unterziehen und eine Sachkundeprüfung abzulegen. Für Armin Doberitzsch kam das nicht in Frage. Er ist schwer krank. Und seine Frau fühlte sich zu alt für eine solche Prüfung. Das Ehepaar sollte deshalb den Hund abgeben - und weigerte sich. Vor einem Monat wurde er dann schließlich eingezogen. Wie es dazu kommen konnte, ist ein Beispiel dafür, wie man sich in einem Gesetz verheddern kann.

Begegnung im Dunkeln

Es war im Januar. Da drehte Christa Doberitzsch mit Alf noch mal eine abendliche Gassi-Runde. Normalerweise macht das ihr Mann. Armin Doberitzsch lag zu dieser Zeit allerdings im Krankenhaus. Es war dunkel. Die Seniorin sah den Mann mit dem Yorkshire Terrier zu spät. Und da war es auch schon passiert: Ihr großer packte den kleinen Hund, schüttelte ihn, wodurch er starb.

Die Besitzerin des Hundes zeigte Christa Doberitzsch an. Ihr Mann, der als Halter des Hundes gemeldet ist, bekam Post vom Ordnungsamt. „Aufgrund des Beißvorfalls ist der Verdacht gerechtfertigt, dass von Ihrem Hund eine Gefahr für die öffentliche Sicherheit ausgeht“, ist darin zu lesen. Was folgte, war ein monatelanger Papierkrieg. Christa Doberitzsch erklärte immer wieder: Sie sei zu alt, um den Wesenstest machen zu lassen und die Sachkundeprüfung abzulegen.

Sie bat darum, den Schäferhund weiterhin auf ihrem Grundstück halten zu können. „Der hat keinem Menschen was getan“, sagt die 75-Jährige. Das Ordnungsamt blieb hart. Musste es auch. Immerhin sieht das Gesetz vor, dass die Halter gefährlicher Hunde - und zu denen zählte nach dem Beißvorfall auch Alf - eine Sachkundeprüfung ablegen müssen. Da sich Christa Doberitzsch dazu nicht im Stande sah, sollte das Ehepaar den Hund abgeben. „Um eine gegenwärtige Gefahr für die öffentliche Sicherheit und Ordnung abzuwehren“, heißt es in dem Schreiben. Das Ordnungsamt setzte eine Frist. Die verstrich. Christa Doberitzsch wollte den Hund nicht ins Tierheim bringen.

Wie es mit "Alf" weitergeht, lesen Sie auf Seite 2.

Vor einem Monat wurde er vom Ordnungsamt der Stadt sichergestellt und an das Tierheim übergeben. Sobald das Ehepaar eine Verzichtserklärung unterschrieben hat, kann der Hund vermittelt werden. Bis dahin aber müssen Christa und Armin Doberitzsch weiterhin für Alf aufkommen. Denn es ist noch immer ihr Hund.

Schwierige Vermittlung

„Der Hund bleibt so lange in ihrem Eigentum, bis wir ihn vermittelt haben“, sagt Camilla Nater, leitende Mitarbeiterin des Tierheims. Das dürfte aber schwierig werden, befürchtet sie. „Der neue Halter müsste erst mal 900 bis 1 000 Euro auf den Tisch legen.“ Für den Wesenstest und den Sachkundenachweis. „Der neue Besitzer muss nachweisen, dass er mit dem Hund umgehen kann. Sonst darf ich ihn nicht rausgeben“, sagt sie. Und weist darauf hin, dass die neuen Besitzer auch Erfahrungen mit Schäferhunden mitbringen sollten.

Ob das jemand machen würde für einen Hund, der fast neun Jahre alt ist? Camilla Nater hat da so ihre Zweifel, würde es sich aber wünschen. Denn Alf sei sehr anhänglich. „Der Hund ist zu Menschen lieb. Das Problem ist die Gesetzgebung.“ Und die sehe nun mal vor, dass ein Hund, der einen anderen Hund getötet hat, als gefährlich eingestuft wird. „Es sind ganz viele dumme Zufälle auf einen Haufen gekommen“, sagt Camilla Nater über den Vorfall im Januar.

Dass sich Christa Doberitzsch zu alt für den Sachkundenachweis fühlt, kann die Tierheim-Mitarbeiterin sogar verstehen. Sie hofft nun, dass Alf schnell ein neues Zuhause findet. (mz)

Der Schäferhund Alf ist als gefährlicher Hund eingestuft.
Der Schäferhund Alf ist als gefährlicher Hund eingestuft.
Heiko Rebsch Lizenz